Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
mitgegeben hat, muss er damit doch eine bestimmte Absicht verfolgen. Und das Gleiche muss doch wohl gelten, wenn Gott dich schon mit fünf Jahren nach Varnhem geschickt hat, damit du in all den Dingen ausgebildet wurdest, die dich jetzt zu einem guten Templer machen, nicht wahr?«
Arn sah durchaus die Logik dieser Argumentation, aber das linderte weder seine Trauer noch seine Sehnsucht.
Bruder Guilbert zeigte Arn einiges an neuer Ausrüstung, Dinge, die er nach Arns Maßen angefertigt hatte. Am wichtigsten war ein Ringpanzer mit mehr als vierzigtausend Ringen in zwei Schichten. Dazwischen steckte
ein kräftiger Wollstoff, und die Innenseite war mit weichem Stoff gefüttert. Der Ringpanzer reichte vom Kopf abwärts bis weit unterhalb der Knie und an den Armen bis zu den Handgelenken. Dennoch war er leichter zu tragen als nordische Ringpanzer. Es gehörten auch Beinkleider dazu, die die Beine schützten und bis über die Füße reichten. Wer so gekleidet war, war vom Scheitel bis zur Sohle geschützt, und genau das erforderte die Kriegführung der neuen Zeit. Schließlich holte Bruder Guilbert ein schwarzes Waffenhemd hervor: Es war mit einem weißen Kreuz versehen, das die ganze Brust bedeckte. Das waren die Farben der Kirche, und Bruder Guilbert sagte, dass Arn es tragen sollte, wenn er den Erzbischof als Schutzreiter nach Rom begleitete. Es sei aber auch das Gewand der Waffenträger im Templerorden.
Arn empfand Ehrerbietung und Stolz, als er diese Dinge anprobierte, aber von Freude war in seinen Augen nichts zu sehen. Damit hatte Bruder Guilbert allerdings auch nicht gerechnet. Doch für Arns Abreise zwei Tage später hatte er eine besondere Überraschung aufgehoben, von der er glaubte, sie würde ihre Wirkung auf das Gemüt seines Schülers nicht verfehlen.
Bruder Guilbert legte Arn tröstend den Arm um die Schultern und ging während des Gesprächs scheinbar ziellos auf die entfernteste Pferdekoppel zu. Als sie sie erreichten, sagte er nichts, sondern zeigte nur mit dem Finger. Ein Stück weiter weg stand Arns geliebter Hengst Chamsiin.
Arn wurde zunächst ganz stumm. Dann rief er etwas, worauf Chamsiin sofort die Ohren spitzte und ihm den Kopf zuwandte. Im nächsten Moment kam der große Hengst im schnellsten Galopp herbei und bäumte sich
vor dem Zaun auf, wo Arn und Bruder Guilbert standen. Das Tier drehte sich ein paarmal um die eigene Achse, bäumte sich erneut auf und wieherte wie vor Sehnsucht nach einem lieben Freund oder zu dessen Begrüßung.
Arn war mit einem Satz über den Zaun hinweg, schlang Chamsiin die Arme um den Hals und überschüttete ihn mit Liebkosungen.
»Er gehört jetzt dir«, sagte Bruder Guilbert. »Er ist unser Abschiedsgeschenk für dich, Arn de Gothia. Als Templer habe ich gelernt, dass Gottvertrauen im Heiligen Krieg gewiss das Wichtigste ist. An zweiter und dritter Stelle kommen Übung und Demut. Aber gleich danach kommen gute Waffen und ein Pferd wie Chamsiin.«
Als Arn in seinem schwarzen Gewand mit dem weißen Kreuz aufsaß, um seine lange Reise anzutreten, bei der er zunächst den Erzbischof einholen sollte, zeigten seine Gesichtszüge Entschlossenheit, aber auch die Trauer, die ihn beherrschte, seit er sein Urteil erhalten hatte.
Alle Messen waren gesungen, alle Abschiedsworte gesagt. Dennoch standen Pater Henri und Bruder Guilbert mit Arn da, als wollten sie noch etwas sagen. Es fiel ihnen schwer, christliche Würde zu wahren, denn Arns Trauer schmerzte sie ebenso sehr, wie ihre Überzeugung stark war, dass jetzt tatsächlich Gottes Wille geschah.
»Für Gott! Tod allen Sarazenen!«, sagte Pater Henri mit bemühter Gelassenheit.
»Für Gott! Tod allen Sarazenen!«, erwiderte Arn, nachdem er sein geweihtes Schwert gezogen hatte, das er senkrecht in den Himmel ragen ließ, während er diesen neuen Eid ablegte. Dann schnalzte er mit der Zunge, was Chamsiin in gemächlichem Tempo lostraben ließ.
Pater Henri wollte sofort ins Kloster zurückgehen, aber Bruder Guilbert hielt einen Finger hoch. Er wollte,
dass sie noch ein wenig warteten. Dann zeigte er auf Arn.
So standen sie, ohne dass Pater Henri verstand, was Bruder Guilbert damit beabsichtigte, doch dieser hielt immer noch seinen Finger hoch, als wartete er.
Plötzlich sahen sie, wie Arn mit einigen Galoppschritten nach rechts ritt, dann nach links, und wie er danach seinen kraftvollen Hengst dazu brachte, mit jedem Schritt abwechselnd nach rechts und links zu springen. Soweit Pater Henri wusste, war das eine
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