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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich in erster Linie für schwedische Leser, in zweiter für skandinavische, und wenn ich ihnen schon zumute, sich mit einem Menschen des Mittelalters zu identifizieren, dann sollte dieser zumindest aus unserer eigenen Gegend stammen.
    Die nächste entscheidende Frage hat mit der Zeit zu tun. Soll dieser Kreuzritter den größten Sieg der Christen erleben oder ihre größte Niederlage?
    Diese Frage veränderte mein gesamtes Projekt und verschob den Fokus der Erzählung von der Konfrontation zwischen Christentum und Islam, wie ursprünglich beabsichtigt, zu der Frage, wie eigentlich der Staat und die schwedische Nation entstanden. Aber dessen war ich mir nicht bewusst, als ich mich anschickte, eine Epoche zu wählen.
    Der größte Sieg der Christen, die Eroberung Jerusalems im Jahr 1099, war ein unvorstellbar grausames Ereignis. An drei Tagen wurde alles Lebendige in der Stadt niedergemetzelt - Menschen und Vieh, Alte und Kinder, ohne Ausnahme. Sie wurden mit Lanzen und Schwertern erstochen und erschlagen. Die Juden Jerusalems suchten in der Großen Synagoge Zuflucht, um ihren Gott um Rettung anzuflehen. Die christlichen Eroberer verrammelten daraufhin die Synagoge von außen, schleppten Brennholz und Teer heran und brannten das Heiligtum mit allen Menschen, die sich darin befanden, nieder.

    Aber die heutigen Leser sind Schlimmeres gewohnt als jene Grausamkeiten, die sich bei der Eroberung Jerusalems im Jahr 1099 abspielten. Dass in den 90er-Jahren in Irak 750 000 Kinder der systematischen Kriegsführung mit chemischen und biologischen Mitteln zum Opfer fielen, erschütterte kaum jemanden. Der Sieg der Christen im Jahr 1099 hätte erzähltechnisch nicht weitergeholfen.
    Außerdem sind die Erfahrungen des Verlierers immer interessanter als die des Siegers. Als Saladin im Jahr 1187 Jerusalem zurückeroberte und die gesamte damalige Welt erwartete, er werde sich für die Schreckenstaten der Christen fürchterlich rächen, tat er genau das Gegenteil. Er verschonte die christliche Bevölkerung Jerusalems und ließ die christlichen Kultplätze bestehen. Damit ging er - wohl als einziger Mohammedaner der Weltgeschichte - als Held in die westliche Geschichtsschreibung und Mythenbildung ein. Und mehr als das: Man kann vermutlich mit Recht behaupten, dass Saladin das Vorbild aller Krieger mit ritterlichen Idealen darstellte. Als dieses hielt er dann bald seinen Einzug in die Welt europäischer Epen. Saladin war der Erste. Dann kamen König Artus, Lanzelot, Parzifal und die übrigen Ritter der Tafelrunde.
    Kein Zweifel, auf Saladin konnte ich nicht verzichten. Unsere Hauptperson musste sich also im Jahre 1187 in Jerusalem befunden haben. Er musste zu diesem Zeitpunkt schon genügend Erfahrung gesammelt haben, durfte aber nicht zu alt sein, um nach Hause zurückkehren und seine Landsleute überzeugen zu können. Demzufolge müsste er um 1150 zur Welt gekommen sein.
    Diese einfache und erzähltechnisch logische Schlussfolgerung führte mich in ein historisches Abenteuer, das ich nicht im Geringsten vorausgesehen hatte, denn mein
Wissen über das schwedische Mittelalter war bis dahin sehr gering. Erst jetzt, da ich wusste, in welchem Jahr mein Held das Licht der Welt erblickt hatte, begann ich, mein Wissen zu vertiefen. Recht ahnungslos machte ich mich an die Arbeit.
    Die erste Enttäuschung war, dass es im Jahre 1150 Schweden noch gar nicht gab. Ich musste mich zwischen Västra Götaland, Östra Götaland und Svealand entscheiden. In der Gegend von Uppsala hatten damals noch Odin, Thor und die Dunkelheit das Sagen. Svealand schied auf der Suche nach einem christlichen Kreuzfahrer also aus. Allerdings wurde der Dom in Skara in Västra Götaland genau im Jahre 1150 geweiht.
    Ungefähr zur selben Zeit schenkte eine Frau namens Sigrid dem Zisterzienserorden Land. Dieser baute das Kloster Varnhem. Sehr viel mehr wissen wir nicht über sie. Sie scheint eine kluge und weitblickende Frau gewesen zu sein.
    Da haben wir also seine Mutter.
    Aber woher aus Västra Götaland stammte sie? Wo wohnte ihre Familie, wo wuchs der Ritter auf?
    Ich sah mich bei den Burgruinen der Gegend um, sowohl vor Ort als auch in der Literatur. Schließlich fand ich Arnäs am Ostufer des Vänern. Der Erbauer von Arnäs hatte sich, laut einer Doktorarbeit über die Burgruinen Västergötlands, von ausländischen Vorbildern inspirieren lassen. Es könne sich um einen »heimgekehrten Reisenden« gehandelt haben, las ich.
    Das passte ja perfekt! Wer hatte also Arnäs

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