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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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Henri verbrachte den größten Teil seiner Zeit bei den Büchern im Skriptorium. Das waren seine hellsten Stunden in der nordischen Dunkelheit und all der Barbarei. Er erklärte mit zusammengebissenen Zähnen, dass er nicht die Absicht habe, das Skriptorium abreißen zu lassen.
    »Wenn das Haus nicht in einer Woche abgerissen ist«, entgegnete Kristina zornig, »werde ich wiederkommen, aber nicht nur mit meiner Leibwache, sondern mit Leibeigenen, die unter den Peitschen meiner Männer die Arbeit rasch erledigen können. Vielleicht werden die Leibeigenen etwas unachtsamer vorgehen als deine Mönche, falls ihr beliebt, meinen Beschluss selbst auszuführen. Du brauchst nur zu wählen.«

    Pater Henri war jetzt schon so wütend, dass er sich kaum noch beherrschen konnte.
    »Ich werde nichts Dergleichen tun«, gab er zurück, »sondern vielmehr Varnhem verlassen. Und diese Reise wird mit einem Antrag beim Heiligen Vater in Rom enden. Ich werde beantragen, dich und deinen Mann, falls der dein Mittäter ist, zu ächten, denn ihr habt das Unerhörte gewagt, euch gegen Gottes Diener auf Erden und seine Heilige Römische Kirche zu erheben. Verstehst du denn nicht, dass du damit nicht nur dich selbst, sondern auch Erik Jedvardsson auf ewig unglücklich machst?«
    Womit Pater Henri jetzt drohte, entsprach den Tatsachen. Kristina schien jedoch nicht zu begreifen, welche Bedrohung sie jetzt gegen die ehrgeizigen Pläne ihres eigenen Mannes richtete; ein geächteter König hatte in der christlichen Welt nicht viel zu erhoffen. Sie warf nur höhnisch den Kopf in den Nacken, riss ihr Pferd in einem weiten Bogen herum, sodass die Mönche sich mit einem Sprung retten mussten, um nicht über den Haufen geritten zu werden, und wiederholte im Davonreiten über die Schulter, in einer Woche kämen ihre Leibeigenen, ihre heidnischen Leibeigenen im Übrigen, um alles zu erledigen.
    Und damit stand fest, dass die Klosterarbeit in Varnhem jetzt eingestellt werden musste, bis die Kirche ihre Macht zeigte und die Ordnung wiederherstellte. Die Heilige Römische Kirche konnte einen Schimpf wie diesen nicht hinnehmen, geschweige denn sich erlauben, den bevorstehenden Kampf zu verlieren. Es verwunderte Pater Henri, dass diese angebliche Königin in all diesen Dingen so unwissend war.
    Mit Arn war man behutsam umgegangen und hatte ihn nicht zu mehr als vier Stunden Grammatik am Tag gezwungen.
Zunächst ging es darum, ihm ein fehlerfreies Latein beizubringen, und danach konnte man zur nächsten Sprache übergehen - erst ein Werkzeug für das Wissen, dann das Wissen selbst.
    Um der Schwermut des Knaben entgegenzuwirken, hatte Pater Henri auch dafür gesorgt, dass Arn fast genauso viel Zeit mit dem gewaltigen Bruder Guilbert de Beaune verbringen durfte, der ihm ganz andere Künste beibringen konnte als Latein und Gesang.
    Bruder Guilberts Hauptbeschäftigung auf Varnhem war die Arbeit in den Schmieden, vor allem in der größten und am besten ausgerüsteten, der Waffenschmiede. Das Schmieden von Waffen wurde als Geschäft betrieben und als nichts anderes, denn Bruder Guilberts Schwerter waren allem anderen, was in diesem barbarischen Teil der Welt gefertigt werden konnte, selbstverständlich überlegen. Der Ruf der Schwerter aus dem Kloster hatte sich rasch verbreitet, und so brachte die Waffenschmiede gute Summen Silber ein.
    Arn war davon begeistert, Bruder Guilbert zuzusehen und gelegentlich sogar mitzuhelfen. Dieser hatte sich mit dem gleichen Ernst und der Sorgfalt des Knaben angenommen, als hätte er ihn zum Schmied ausbilden sollen. Er fing bei den einfachen Grundkenntnissen an und schritt dann nach und nach zur echten Schmiedekunst fort.
    Doch als Arn nach einiger Zeit weniger widerborstig war und ein offeneres Gemüt zeigte, wurde er auch kühner, wenn es um Fragen ging, die nicht direkt die Arbeit betrafen. So, als er von Bruder Guilbert wissen wollte, ob dieser schon einmal mit Pfeil und Bogen geschossen hatte und ob er es gegebenenfalls wagen würde, sich einem Wettkampf zu stellen.

    Bruder Guilbert fand dieses Ansinnen zu Arns Verdruss so lustig, dass er bei seiner Arbeit völlig durcheinandergeriet. Er warf ein glühendes Werkstück in einen Eimer mit Wasser und setzte sich hin, um sich gründlich auszulachen, während ihm die Tränen über die Wangen liefen.
    Als er sich schließlich so weit gefasst hatte, dass er seine Tränen trocknen konnte, gestand er seinem Schüler: »Ich habe tatsächlich gelegentlich mit Pfeil und Bogen hantiert.

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