Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
nordische Sprache in deinen kleinen Ohren schlecht klingt, können wir vielleicht etwas sprechen, was wenigstens mir besser passt«, flüsterte Pater Stéphane auf Lateinisch, ohne im Grunde eine Antwort zu erwarten.
»Das dürfte uns beiden besser passen, da du unsere Sprache sowieso nicht kannst, du dummer, alter Mönch«,
entgegnete Arn wütend in der Sprache, in der er soeben angesprochen worden war.
Pater Stéphanes Gesicht hellte sich fröhlich überrascht auf.
»Ich glaube schon, dass wir gut miteinander auskommen werden, du, ich und Pater Henri. Besser und schneller, als du glaubst, junger Mann«, flüsterte Pater Stéphane Arn ins Ohr, als verrate er ihm ein großes Geheimnis.
»Ich will nicht den ganzen Tag wie ein Sklave über all diesen langweiligen alten Büchern sitzen«, brummte Arn, jedoch etwas weniger wütend als noch vor einer Weile.
»Und was möchtest du lieber tun?«, fragte Pater Stéphane.
»Ich will nach Hause, ich will nicht euer Gefangener und Sklave sein«, erwiderte Arn. Er konnte seine trotzige Haltung nicht länger aufrechterhalten, sondern brach erneut in Tränen aus. Diesmal lehnte er sich aber gegen Pater Stéphanes Brust, und dieser strich ihm still und behutsam über den zarten Rücken.
Bruder Lucien hatte mit seiner ersten Diagnose wie schon so oft recht gehabt. Die Wunden in Sigrids Gesicht hatten nicht das Geringste mit Aussatz zu tun, und so hatte er mit seiner Behandlung bald Erfolg.
Zunächst hatte er einige Laienbrüder zum Anbau hinaufgeschickt, um ihn sauber zu scheuern und die Wände zu verputzen und abzudichten, obwohl Sigrid sich dieser Verschönerung widersetzte. Sie meinte nämlich, dass sie in ihrer Erbärmlichkeit eine solche Reinlichkeit nicht verdiene. Bruder Lucien hatte ihr zu erklären versucht, dass es hier nicht um ästhetische Fragen, sondern um
Medizin ging, doch es hatte den Anschein, als hätten sie einander nicht richtig verstanden.
Sigrids Gesicht war jedoch mit genau den Mitteln wiederhergestellt worden, die Bruder Lucien von Anfang an erwogen hatte - mit sauberem und geweihtem Wasser, mit Sonne und viel frischer Luft. Bei den Wunden, die sich von ihrer Hand ausgehend den Arm hinauf ausbreiteten, hatte er hingegen keinen Erfolg gehabt. Der Arm war inzwischen stark angeschwollen und bläulich verfärbt. Er hatte es mit einigen Präparaten versucht, die sehr stark, teilweise sogar gefährlich waren, aber ohne Ergebnis. Schließlich wusste er, dass es nur ein Heilmittel gegen diese Vergiftung im Blut geben konnte.
Er wollte es Sigrid jedoch nicht selbst vortragen, sondern erklärte Pater Henri, was zu tun sei. Man müsse alles Böse wegschneiden und ihr den Arm abnehmen, sonst würde sich die Krankheit vom Arm bald bis zum Herzen ausbreiten. »Wäre es um einen unserer Brüder gegangen, hätten wir einfach nur Bruder Guilbert mit der großen Axt zu rufen brauchen, aber so können wir uns gegen unser aller Wohltäterin Frau Sigrid doch wohl nicht verhalten?«
Pater Henri stimmte ihm darin zu und fuhr fort: »Ich werde versuchen, Frau Sigrid die Zusammenhänge so klar wie möglich zu schildern, obwohl ich im Moment noch ganz andere Dinge zu tun habe.« Bei dieser Bemerkung wies ihn Bruder Lucien zurecht, wenn auch sehr vorsichtig und wohl zum allerersten Mal überhaupt.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit, und es geht um Leben und Tod«, sagte er.
Dennoch schob Pater Henri die schwierige Entscheidung noch ein wenig auf, denn Frau Kristina war inzwischen
mit einem ganzen Haufen bewaffneter Männer zum Kloster unterwegs.
Als Kristina in Varnhem eintraf, ritt sie an der Spitze ihrer Leibwache, als wäre sie ein männlicher Heerführer. Sie trug feierliche Kleidung und die Krone einer Königin auf dem Kopf, um ihre Würde zu zeigen.
Pater Henri und fünf seiner nächsten Brüder begrüßten sie vor dem Klosterportal, das sie demonstrativ hinter sich schließen ließen.
Kristina saß nicht ab, denn sie zog es vor, von oben herab zu den Mönchen zu sprechen. Ihr Tonfall war höhnisch, als sie ihnen mitteilte, mindestens eins der Häuser müsse abgerissen werden, und zwar das Skriptorium von Pater Henri. Gerade dieses Haus stehe nämlich zu einem Großteil auf dem Boden, der von Rechts wegen ihr gehöre.
Kristina wusste sehr wohl, wo sie den Lanzenstoß ansetzte, denn sie verfolgte letztendlich die Absicht, Pater Henri so weit zu reizen, dass er die Geduld und die Besinnung verlor. Jetzt fand sie, dass ihr zumindest Ersteres gelungen war. Pater
Weitere Kostenlose Bücher