Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
konnte also nicht irgendein beliebiger Mann werden. Er würde seine Tage vielleicht als Prior eines Klosters beenden. Vielleicht würde er auch etwas vollkommen anderes werden, etwas, worüber man am besten nicht laut sprechen sollte, wie Pater Henri
meinte. Das Problem bestand darin, dass noch niemand Klarheit darüber hatte, welche Absichten Gott mit Arn verfolgte. Folglich blieb nichts weiter zu tun, als wie bisher fortzufahren, dem Geist zu geben, was dem Geist zukam, und der Hand, was der Hand zukam.
Pater Henri hatte sich mit seinem täglichen Pensum an Büchern zum Kreuzgang neben dem Garten begeben und saß jetzt dort, tief in eins der klassischen theologischen Probleme versunken. Er grübelte über die Frage nach, weshalb Gott - falls der Teufel tatsächlich mithilfe der Schlange im Paradies die Sünde über die Menschen gebracht hatte - diese Tat des Teufels korrigieren musste, indem er als Mensch wiedergeboren wurde, um dann um der Menschen willen gepeinigt zu werden und zu sterben. Warum hatte er nicht einfach seine Allmacht gebraucht?
Der Teufel hatte den Menschen gewiss durch Hinterlist zu sich gelockt. Aber selbst wenn man den Teufel aus der Gleichung entfernte, blieb die Schuld des Menschen gegenüber Gott bestehen. Warum sandte Gott dann nicht einen seiner Engel, um die Sache zu klären?
Erstens weil keiner von Gottes Engeln sich in den Menschen hineinversetzen und somit auch die Schuld nicht bezahlen konnte. Und selbst wenn er es gekonnt hätte, stünde der Mensch, zweitens, in ewiger Dankbarkeitsschuld gegenüber einem von Gottes Engeln und nicht Gott selbst gegenüber. Allein dadurch, dass er sich an die Stelle des Menschen setzte, konnte der Herr die Schuld der Menschen sühnen und sie von der Sünde erlösen.
So weit war alles klar und logisch, und Pater Henri war der Ansicht, dass die Erklärung sogar elegant war, da damit alle alten Disputationen über die Rechte des
Teufels in diesem Zusammenhang beiseitegewischt wurden.
Diese Erklärung genügte jedoch nicht. Sie hatte nämlich eine Schwäche. Gott hätte in seiner Barmherzigkeit den Menschen einfach vergeben können. Schließlich schien es weitaus einfacher, etwas zu vergeben, etwa das Essen einer verbotenen Frucht im Paradies, als Gottes Sohn unter Qualen am Kreuz sterben zu lassen.
Wenn Gott einfach in Menschengestalt zu den Menschen hätte hinabsteigen wollen, hätte er das alles in einer Woche erledigen können. Doch stattdessen ließ der Herr sich als Säugling gebären und lebte bis zu dem entscheidenden Opfer. Folglich musste das Leben Jesu auf Erden eine Bedeutung haben, eine große Bedeutung.
Hatte Gottes Sohn also sein ganzes Leben auf Erden als Vorbild für die Menschen verbracht? So musste es sein! Die Menschen konnten an seinem Leben auf Erden sehen, wie sie selbst leben sollten. Sie konnten seinen Worten lauschen und daraus lernen. Um wie viel ärmer wäre überdies die Heilige Schrift ohne Gottes eigene Worte geworden!
Pater Henri spürte eine Welle inneren Friedens, die seinen Körper wie Wärme durchströmte, als er jetzt sacht und ohne jede Eile durch Denken zur Wahrheit gelangt war. Solche Stunden waren die schönsten.
Als Arn angerannt kam, hatte er es eilig, und seine Füße waren nass, da er direkt aus dem Lavatorium kam. Es war ein Verstoß gegen die Regeln, von einer Arbeit der Hände zu einer Arbeit des Geistes zu wechseln, ohne sich zuvor im Lavatorium gereinigt zu haben. Er war in den vergangenen beiden Stunden mit den letzten Maurerarbeiten oben im Turm der Klosterkirche beschäftigt gewesen. Am Ende hatte es doch mehr zu tun gegeben,
als alle zunächst geglaubt hatten. Die Baugerüste sollten nach Möglichkeit schon abgerissen sein, wenn Erzbischof Eskil erschien, um die Kirche zu weihen.
Doch als man mit dem Abriss der Baugerüste begonnen hatte, hatte man auch einen besseren Überblick erhalten. Bruder Guilbert und Bruder Richard hatten unten auf der Erde gestanden und hier und dort einen Riss entdeckt, der abgedichtet werden musste, oder eine unsachgemäß verschlossene Fuge. Arn hatte wie ein kleiner Marder herumklettern müssen, um alle Ausbesserungen durchzuführen; da er der Kleinste von allen war, war er der Einzige, der ohne Furcht und große Mühe dort oben ohne Holzgerüste herumklettern konnte. Die Höhe machte ihm nichts aus, da er in der festen Gewissheit lebte, dass der Herr denjenigen wohl nicht mit Unglück schlagen werde, der noch ein Kind war und überdies daran arbeitete, ein Werk
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