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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gefühl,
als müsste er wieder ganz von vorn anfangen. Es war anstrengend, den neuen Bogen zu spannen, und die Anstrengung beeinflusste die Richtung der Pfeile, sodass er manchmal weit danebenschoss. Als er sich dann missmutig zeigte, fiel Bruder Guilbert sofort über ihn her und beschimpfte ihn, weil er Trägheit und mangelnde Zuversicht zeigte. Die eine Sünde war ungefähr genauso schwer wie die andere. Anschließend musste Arn vor dem Bogen und den Pfeilen niederknien und zur Strafe eine bestimmte Zahl von Paternoster beten, bevor er zur Übung zurückgerufen wurde.
    In solchen Stunden hatte sich Bruder Guilbert manchmal versucht gefühlt, dem Jungen zu erklären, wie gut er schoss, nämlich ohne Zweifel besser als die meisten Erwachsenen und selbst wohlgeübte Schützen. Doch Arn hatte sich ja nie mit einem anderen als Bruder Guilbert messen können, als gäbe es nur zwei Bogenschützen auf der ganzen Welt. Bruder Guilbert hatte über sein früheres Leben immer Stillschweigen bewahrt, denn Pater Henri hatte ihm verboten, Arn seine Geschichte zu erzählen.
    Bis etwa vor einem Jahr hatten Bruder Guilbert und Arn ihren kleinen Schießstand außerhalb der Klostermauern gehabt, sowohl der fertigen wie der, die gerade gebaut wurde, da einige Brüder es anstößig gefunden hatten, dass derlei auf dem Klostergelände stattfand.
    Doch eines Tages war eine Gruppe von Soldaten, die auf dem Heimweg von Fünen waren, außerhalb des Klosters an dem Platz stehen geblieben, wo Arn übte. Die Soldaten waren alle guter Laune, da der Krieg zu Ende war und sie bald ihre Lieben wiedersehen würden. Zunächst hatten sie es über alle Maßen komisch gefunden, dass ein kleiner Laienbruder mit rasiertem Scheitel, brauner
Mönchskutte und flatternden Locken um die Ohren einen Bogen in der Hand hielt.
    Sie hatten einige grobe Scherze gemacht, aber dann innegehalten, um den Kleinen zu beobachten. Bruder Guilbert, der neben Arn stand und ihm Anweisungen gab, hatte so getan, als ob er die nordische Sprache nicht verstand oder zumindest keinen der Kommentare gehört hatte.
    Die Soldaten waren jedoch rasch verstummt. Denn das, was sie hier mit eigenen Augen sahen, konnte, wenn man die Vernunft sprechen ließ, eigentlich nicht wahr sein. Der kleine Laienbruder stand achtzehn Schritt vom Ziel entfernt und schoss einen Pfeil nach dem anderen in ein Feld, das nicht größer war als eine halbe Handfläche. Und wenn es gelegentlich geschah, dass er das Ziel um eine Daumenbreite verfehlte, schien er sich zu ärgern und bat seinen Lehrer um Entschuldigung. Dann gab er sich beim nächsten Schuss besondere Mühe. Die Soldaten zogen stumm von dannen. Als sie sich ein wenig entfernt hatten, begannen sie, laut zu streiten.
    Bruder Guilbert verstand die heimkehrenden Soldaten nur zu gut. Denn keiner von ihnen konnte bisher ein Kind mit solchen Fähigkeiten gesehen haben, ebenso wenig wie Bruder Guilbert selbst. Doch Arn verstand weder damals noch später etwas davon, denn für ihn gab es nur ihn selbst und Bruder Guilbert, und bei diesem Vergleich war Arn der schlechteste Bogenschütze der Welt.
    Pater Henri hatte sich oft unwillig gezeigt, über dieses Thema zu diskutieren. Er war der Meinung, dass Arn fleißig beim Lesen und so verständig sei, wie man es von einem Knaben erwarten könne, der noch nicht im Stimmbruch sei, aber weder mehr noch weniger als das. Pater
Henri glaubte nicht, dass er selbst als Kind ein besonders heller Kopf gewesen war. Er hatte sich selbst etwa so in Erinnerung, wie er jetzt Arn sah. Das Wichtigste war schließlich der Eifer, mit dem er selbst und Arn jetzt studierten. Mit einem Lächeln fiel ihm sogar wieder ein, wie er selbst in sehr jungen Jahren an Bücher geraten war, die nicht für kleine Jungen gedacht waren. Man hatte ihn auf frischer Tat ertappt und etwa so bestraft, wie er jetzt Arn dafür bestrafte. Wichtig waren jedoch die Inspiration zu lesen, der Fleiß und der Wille, etwas zu lernen, sowie die Ausdauer. Gott schenkte allen einen in etwa vergleichbaren Verstand, und es lag in der Verantwortung jedes Einzelnen, diesen Verstand mit Inhalt zu füllen, mit seinem Pfund zu wuchern.
    Gegen diese Logik brachte Bruder Guilbert jedoch einen einfachen Einwand vor. Wenn es so war, schenkte Gott auch allen die Fähigkeit, gleich gut mit einem Bogen oder einem Schwert zu hantieren, von einigen abgesehen, die von dieser Gabe auffallend weniger erhielten, und einigen anderen, die mit mehr davon ausgestattet waren. Der kleine

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