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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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geachtet, dass Arn den Gebrauch beider Hände übte und von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche wechselte. Ihm war jedoch nie ein erkennbarer Unterschied in der Technik aufgefallen, abgesehen davon, dass der linke Arm des Knaben ein wenig stärker zu sein schien als der rechte. Das bedeutete aber auch, dass es vom allerersten Anfang an möglich war, ein besonderes Geheimnis in die Technik des Knaben einzubauen: Dieser konnte das Schwert nämlich plötzlich von einer Hand in die andere werfen, um dann im Uhrzeigersinn um seinen Gegner zu kreisen statt gegen den Uhrzeigersinn. Wenn der Gegner schwere Kleidung trug und beide sich auf unsicherem Boden bewegten, würde dieser plötzliche Taktikwechsel eine verheerende Wirkung haben.
    Bruder Guilbert wusste sehr wohl, dass solche Gedanken möglicherweise sündig waren. Er hatte sie auch Pater Henri gebeichtet, zugleich aber erklärt, solange sein Auftrag nur darin bestehe, dem Knaben Unterricht zu erteilen, könne er es nicht anders denn auf möglichst gute Weise tun. Da Gott seine Wünsche über die Aufgabe des Knaben im Leben noch nicht geäußert hatte, machte es doch vorerst keinen Unterschied, ob Arn mit roten Wangen heimlich Ovid las oder das Schwert in der linken Hand hielt.
    Als Pater Henri Gott um Rat fragte, erhielt er die Antwort, dass alles so war, wie es sein sollte, solange der
Knabe bei der Lektüre den gleichen Eifer an den Tag legte wie bei den kriegerischen Spielen von Bruder Guilbert. Von Übel wäre es jedoch, wenn er anfinge, Pfeile und Schwert den »Glossa Ordinaria« vorzuziehen. Zum Glück legte Arn keinerlei diesbezügliche Neigungen an den Tag.
    Und während Pater Henri immer Fleiß und Disziplin predigte, Reinlichkeit und Gebet, predigte Bruder Guilbert stets Fleiß und Beweglichkeit, Beweglichkeit und abermals Beweglichkeit. Wie beim Takt der Musik musste man spüren lernen, wann der Pfeil auf einen Punkt vor dem beweglichen Ziel abgeschossen werden musste, damit sich Pfeil und Ziel dort trafen. Genauso wichtig war es, ständig die Füße zu bewegen, niemals stillzustehen und den Hieb des Gegners abzuwarten. Man musste längst woanders sein, wenn der Hieb kam, um einen Augenblick später selbst einen Hieb anzusetzen.
    Fleiß und Disziplin. Sauberkeit und Gebet. Fleiß, Beweglichkeit und abermals Beweglichkeit. Arn befolgte alle diese Regeln mit der gleichen Mühelosigkeit, mit der er die Regeln des Gehorsams und der Liebe zu allen Mitbrüdern befolgte, die beiden wichtigsten Klosterregeln, ferner die dritte Regel, immer die Wahrheit zu sagen, und dazu alle anderen, die weniger wichtigen und manchmal sogar kaum begreiflichen Regeln wie etwa die bei Tisch und beim Zubettgehen.
    Manchmal überlegte Arn, wie es wohl anderen Kindern dort draußen in der niederen Welt erging. Er hatte noch schwache Erinnerungen an winterliche Rutschfahrten, an Faßbänder und andere Kinderspiele. Ihm fehlte vielleicht einiges davon, so wie er jeden Abend in der letzten Gebetsstunde für die Seele seiner Mutter betete und dabei ihren Atemhauch vermisste, ihre Stimme und
ihre Hände. Ebenso betete er für seinen Bruder Eskil. Er erinnerte sich daran, dass sie sich nur unter Tränen voneinander hatten losreißen lassen. Doch er verstand - glaubte jedenfalls, es zu verstehen -, dass das größte Glück für einen Jungen darin bestehen muss, seine Zeit zwischen all den wunderbaren Dingen, die die Bücher zu bieten hatten, und den arbeitsamen Übungen voller Schweiß und manchmal auch Tränen aufzuteilen, die ihm Bruder Guilbert zu bieten hatte.

    Magnus Folkesson hatte vor Gott gelobt, nach Sigrids Tod fünf Trauerjahre abzuwarten, bevor er wieder heiratete. In seiner Sippe hatte diese Entscheidung Verwunderung erregt, da es nicht üblich war, dass ein noch rüstiger Mann, der zudem nur einen ehelichen Sohn zum Erben hatte, so lange darauf verzichtete, neue Söhne zu zeugen und das Geschlecht mit neuen Banden zu stärken.
    Magnus hatte sich zwar ein wenig mit Suom getröstet und ein Kebskind mit ihr gezeugt. Arnäs war jedoch eine düstere Burg geworden, in der nicht viel geschah und sich kaum etwas veränderte. Nach Sigrids Tod gelang es Magnus nicht mehr, neue Gedanken für seinen Handel und seine Geschäfte zu entwickeln. Alles verlief in eingefahrenen Geleisen.
    Er hatte lediglich die Mauern fertiggestellt und zwei Reisestunden Weg in Richtung Tiveden gebaut. Wege zu bauen, war eine gottgefällige Tat, und er hatte diesen Bau gelobt, als er zum ersten Mal Sigrids Grab

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