Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
Arn hatte in dieser Hinsicht jedenfalls eine größere Gabe erhalten als alle anderen Männer, die er, Bruder Guilbert, jemals kennengelernt hatte.
Diese Äußerung machte Pater Henri nachdenklich. Denn kaum ein lebender Mann war so vielen anderen Männern mit der Waffe in der Hand begegnet wie Bruder Guilbert, davon konnte man ruhig ausgehen. Andererseits konnte Bruder Guilbert seinen eigenen Prior ja kaum belügen.
Dieses Gesprächsthema hatte Pater Henri jedoch mit Unlust erfüllt. So hatte er mit Bruder Guilbert vereinbart, dem Knaben keinerlei Grillen in den Kopf zu setzen. Und so kam es, dass es Arn nie bewusst war, wenn er
mit Bogen oder Schwert etwas besonders Gutes geleistet hatte, sondern nur, wenn er etwas falsch machte.
Ein richtiges Schwert hatte Arn bei seinen Übungen noch nicht benutzen dürfen. Das war auch gar nicht nötig, denn Bruder Guilbert erkannte auch so, was später geschehen konnte, wenn der Junge stärkere Arme hatte und von Holzknüppeln zu Stahl wechseln konnte.
Beim Umgang mit dem Schwert waren die Geschwindigkeit der Augen und der Gedanken, das Gleichgewicht des Fußes und das Gefühl in der Hand viel wichtiger als die Kraft im Arm. Aus dem wenigen, was Bruder Guilbert bisher davon gesehen hatte, schloss er, dass die Technik der nordischen Männer beim Umgang mit dem Schwert fast ausschließlich auf Stärke baute. Ihre Schwerter waren kurz, da sie ja nie zu Pferde kämpften. Sie waren eigentümlicherweise der Ansicht, dass Pferde zur Kriegführung nicht taugten. Und da sie nahe beieinander in einer Linie standen, ungefähr wie die alten Römer und Griechen vor tausend Jahren, lief die Technik fast ausschließlich darauf hinaus, den Hieb von links oder rechts oben anzusetzen. Da zumindest jeder Mann, der so etwas wie einen Schild besaß und ein Minimum an Selbsterhaltungstrieb sein Eigen nannte, einen solchen Hieb parieren konnte, ohne denken oder ausweichen zu müssen, wurde so weitergemacht, bis einer der Kämpfenden ermüdete und der andere mehr oder weniger aus Versehen einen Treffer im Schädel des Gegners landete. Unter solchen Umständen war es vielleicht natürlich, dass der Mann mit den stärkeren Armen am Ende siegte.
Arn hatte seine grundlegende Ausbildung während der ersten drei oder vier Jahre an umwickelten Holzknüppeln erhalten. Bruder Guilbert hatte sich bemüht, dem Knaben einen dreiteiligen Rhythmus einzuschärfen, damit
dieser Arn in Fleisch und Blut überging. Hoher Hieb von links, tiefer Hieb von rechts und dann ein Stoß direkt nach vorn oder ein weiterer Hieb von der Seite. Tausend und abertausend Mal.
Das Erste, was Arn auf diese Weise lernte, betraf den Rhythmus und die Bewegung der Beine. Das zweite, was er lernen musste, war, seine Wut zu beherrschen, denn Bruder Guilbert traf ihn stets mit dem dritten Stoß, und zwar während der ersten beiden Jahre buchstäblich jedes Mal. Erst im dritten Jahr hatte Arn seine Füße so weit in der Gewalt, dass er seine Bewegungen beherrschte und sein Taktgefühl so ausgeprägt war wie beim Gesang. So konnte es ihm gelegentlich gelingen, den dritten und schmerzenden Stoß abzuwehren.
Im vierten Jahr hatte Bruder Guilbert einige nicht allzu schwere Holzschwerter hergestellt, deren Gewicht er mit einer eingebauten Metallschiene sorgfältig regulierte. Es war wichtig, dass das Gewicht des Holzschwertes in Arns Hand im gleichen Verhältnis zu seinen kleinen Armen stand, wie es später im Leben bei einem richtigen Schwert auch sein würde. Ebenso mussten die Pfeile für den Bogen nach und nach immer härter werden, sodass Bruder Guilbert sich bei der Herstellung behutsam vortasten musste, bis alles stimmte.
Bei den Übungen mit dem Schwert hatte Bruder Guilbert dann entdeckt, dass der Knabe ebenso wie in der Schmiede auch beim Schwertkampf die linke Hand genauso gern benutzte wie die rechte. Bei allen anderen Tätigkeiten im Kloster hätten Arns Lehrer den Versuch gemacht, ihm den Gebrauch der unreinen Hand abzugewöhnen. Für Bruder Guilbert aber nahm es sich hier etwas anders aus. Er befragte sein Gewissen, und er befragte Gott.
Schon bald kam er dahinter, dass es sich hier nicht um gewöhnliche Linkshändigkeit handelte, denn solche Männer gab es, und in seinem früheren Leben war Bruder Guilbert mit dem Schwert in der Hand gegen einen solchen Mann angetreten. Und das war nicht leicht, das wusste er. Es war etwa so, als wäre alles, was man gelernt hatte, plötzlich verkehrt.
Daher hatte er von Anfang an darauf
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