Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
wurden nach Rom geschickt. Für alles hatten sie Verwendung. Darüber hinaus taten sie etwas, womit sich die früheren Strandläufer der Küstenregion nie befasst hatten. Sie gaben allen Toten, die sie fanden, ein christliches Begräbnis.
Eine solche Strandgutsuche von VitskYl aus konnte bis zu zehn Tage in Anspruch nehmen. Der Großteil des Strandguts wurde auf schweren Ochsenkarren transportiert, und die reichliche Ladung bewirkte, dass die Rückfahrt meist doppelt so lange dauerte wie die Hinfahrt.
Bruder Guilbert begleitete jede dieser Fuhren, was nicht nur an seiner gewaltigen Körperkraft lag, sondern auch daran, dass er zusammen mit Arn zu Pferd lange Strecken am Strand in kurzer Zeit zurücklegen konnte. Sobald die Fuhre von der Vitae Schola die Sandstrände an der Küste erreichte, wurde ein Lager aufgeschlagen. Dann ritten Arn und Bruder Guilbert in verschiedene Richtungen los, um die Lage zu erkunden. Auch Bruder Guy le
Breton war natürlich immer dabei, da niemand in der Vitae Schola so viel über das Meer und seine Gefahren, seine Früchte und sein Wetter wusste wie er. Im Übrigen mussten sich die Brüder nach einem Schema abwechseln, das Pater Henri bestimmte.
Arn war doppelt dankbar dafür, dass er immer mitkommen durfte. Er konnte an den endlosen Sandstränden auf Chamsiin so schnell reiten, wie er wollte. Am liebsten blieb er gleich oberhalb der Wasserlinie, wo der Sand durchnässt, aber hart und eben war, sodass Chamsiin guten Halt hatte. Das Pferd flog in einer so geraden Linie dahin, dass es dem leichtgewichtigen Reiter vorkam, als ritte er nicht, sondern träumte sich vorwärts. Die Galoppsprünge des Pferdes waren so lang gezogen, dass die Auf- und Abwärtsbewegungen des Sattels kaum noch zu spüren waren. Arn durfte also einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachgehen und verrichtete zugleich eine wichtige Arbeit - und insofern war das Reiten mit seinem Gesang in der Zeit zu vergleichen, in der er noch hatte singen können.
In Arns zweitem Jahr als Kundschafter bei der Strandguternte geschah einmal etwas Unerhörtes. In dem lichten Kiefernwald, fünfzehn Reitminuten vom Meer entfernt, wurde die Fuhre der Vitae Schola auf dem Rückweg von betrunkenen Räubern überfallen. Sie waren mit Lanzen und Schwertern bewaffnet, und einer von ihnen, der auf einem stämmigen nordischen Pferd saß, schwang drohend eine altmodische Streitaxt in den Händen.
Die schweren Eichenwagen mit den stahlbewehrten Rädern hielten mit einem Ächzen an. Die Mönche machten keinerlei Anstalten zu flüchten, sondern senkten den Kopf zum Gebet. Der Mann mit der Streitaxt manövrierte sein Pferd unbeholfen zu Bruder Guilbert hin, der
mit Arn schräg hinter sich vorausgeritten war. Arn machte sofort das Gleiche wie Bruder Guilbert, streifte die Kapuze seiner Kutte ab und senkte den Kopf zum Gebet, obwohl er nicht recht wusste, wofür er beten sollte. Doch der Mann mit der Streitaxt schrie Bruder Guilbert an, alle sollten sich von den Wagen herunterbegeben, denn sie hatten es mit denen zu tun, denen die Ernte des Meeres rechtmäßig zustehe. Aber Bruder Guilbert antwortete nicht, da er immer noch betete. Das machte den Mann mit der Streitaxt unsicher und wütend zugleich, und er sagte in grober Sprache, dass Beten hier auch nicht helfen würde, denn nun sollte die Ladung sofort von den Wagen geschafft werden, und zwar auf der Stelle.
Bruder Guilbert entgegnete in ruhigem Tonfall, er habe natürlich nicht für etwas so Simples wie Strandgut gebetet, sondern für die verirrten Seelen der Männer, die jetzt im Begriff standen, sich für den Rest ihres Erdendaseins unglücklich zu machen. Der Mann mit der Streitaxt war erst verblüfft, doch dann noch zorniger und trieb sein Pferd an, um mit der Axt auszuholen und Bruder Guilbert mit einem gewaltigen Hieb niederzustrecken.
Arn, der nur wenige Meter entfernt auf Chamsiin saß, spürte jetzt instinktiv, was Bruder Guilbert vorhatte. Als der betrunkene Wrackplünderer seine Streitaxt hob, sie mit beiden Händen umfasste und den Hieb führte, der tödlich gewesen wäre, wenn er getroffen hätte, machte Bruder Guilbert zwei kaum wahrnehmbare Bewegungen mit den Oberschenkeln, mit denen er Nasir dazu brachte, sich schnell wie eine Schlange einen Schritt zur Seite und einen nach hinten zu bewegen. Der Hieb des Mannes mit der Streitaxt ging folglich ins Leere. Der Mann wurde durch die Wucht seiner eigenen Bewegung aus dem Sattel
gehoben und machte in der Luft eine halbe Umdrehung,
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