Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
die meisten alltäglichen Schmiedearbeiten, sodass er gute und verkäufliche Handwerkserzeugnisse herstellen konnte. Nur wenn es galt, Schwerter zu schmieden, lag er noch weit hinter Bruder Guilbert zurück.
Die beiden Stuten Khadija und Aisha hatten jetzt je drei Fohlen geworfen, und Chamsiin war zu einem ebenso kraftvollen Hengst herangewachsen wie Nasir. Es war Arns Aufgabe, alle Pferde aus Outremer zu pflegen, die neuen Jungpferde zuzureiten und dafür zu sorgen, dass Nasir und Chamsiin in eigenen Gehegen gehalten wurden, sodass sie sich nur dann mit nordischen Stuten paarten,
wenn Bruder Guilbert es nach sorgfältigen Studien angeordnet hatte.
Bruder Guilberts große Hoffnungen, dass die Pferde aus Outremer viel Silber einbringen würden, erfüllte sich jedoch nur sehr langsam. Die dänischen Fürsten, die zu Besuch kamen, um in erster Linie neue Schwerter für sich und Kräuter für ihre Frauen zu kaufen, betrachteten die fremden Pferde voller Misstrauen. Sie meinten, die Tiere seien zu schmächtig und erweckten den Eindruck, als leisteten sie nicht sonderlich viel. Zunächst war es Bruder Guilbert schwergefallen, solche Einwände überhaupt ernst zu nehmen, und er hatte sogar den Verdacht gehabt, dass die Herren beliebten, ihn auf den Arm zu nehmen. Als ihm aufging, dass die Barbaren es tatsächlich ernst meinten - manchmal führten sie stolz ihre eigenen Kreaturen vor, um zu zeigen, wie ein richtiges Pferd auszusehen hatte -, wurde er sehr betrübt.
Als einer der Dänen sein massiges und widerspenstiges nordisches Pferd hereinführte und meinte, unter allen Vorzügen dieses Tieres gegenüber den »mageren« besitze sein Tier außer seiner Kraft noch eine Schnelligkeit, die die aller ausländischen Tiere übertreffe, kam Bruder Guilbert plötzlich eine glänzende Idee. Er schlug vor, der dänische Herr sollte sich mit einem Wettrennen zum Strand hinunter und wieder zurück zum Kloster einverstanden erklären. Ein kleiner Klosterknabe würde eins der neuen Pferde reiten. Und wenn der dänische Herr als Erster ankam, würde er für sein soeben eingekauftes Schwert nichts zu bezahlen brauchen. Für einen weltlichen Mann wäre es in dieser Lage natürlich verführerisch gewesen, eine entgegengesetzte Bedingung an die Wette zu knüpfen, dass sich nämlich der dänische Reiter im Fall einer Niederlage verpflichten müsse, dieses oder jenes zu
kaufen, beispielsweise ein bestimmtes Pferd, doch ein solches Spiel um Geld wäre eine allzu schwere Sünde gewesen. Bruder Guilberts Wette dagegen war kein Spiel, da der Ausgang schon feststand. So zu tun, als wäre es nicht so, war natürlich ebenfalls eine Sünde, jedoch eine bedeutend geringere als Spiel um Geld. Aus diesem Grund nahm Bruder Guilbert jetzt schon auf sich, in der kommenden Woche Buße zu tun.
Arn riss erstaunt die Augen auf, als er erfuhr, dass er auf Chamsiin mit einem fetten alten Mann um die Wette reiten sollte, der auf einem Pferd saß, das genauso aussah wie der Reiter. Er traute kaum seinen Ohren, musste aber gehorchen. Als die beiden Reiter vor den Klostermauern aufsaßen, fragte Arn Bruder Guilbert aus reiner Nervosität auf Lateinisch, obwohl die beiden sonst nur französisch miteinander sprachen, ob er tatsächlich mit voller Kraft reiten oder es lieber so ruhig angehen lassen sollte, dass das wurstähnliche Pferd folgen konnte. Eigentümlicherweise wies ihn Bruder Guilbert streng an, mit ganzer Kraft zu reiten. Arn gehorchte wie immer.
Er war wieder oben beim Kloster angekommen, als der dänische Reiter gerade die Hälfte der vereinbarten Strecke bewältigt hatte und unten am Strand wendete.
So kam es, dass einige große Herren aus Ringsted, zu deren Vergnügungen es gehörte, Pferdewettrennen zu veranstalten und um Geld zu wetten, jetzt zu der Ansicht gelangten, dass die mageren Klepper von Vitskøl wenigstens auf einem Gebiet zu gebrauchen waren. Das Gerücht verbreitete sich bis nach Roskilde, und schon bald begannen die Pferde aus Vitae Schola viel Geld einzubringen.
Bei den Übungen, die Bruder Guilbert neuerdings mit Arn zu Pferde betrieb, kam es nicht mehr auf Gleichgewicht
und Geschwindigkeit an, sondern auf bedeutend subtilere Dinge. Sie arbeiteten jeden Tag rund eine Stunde in einem der Hengstgehege und ritten in verschiedenen Mustern umeinander herum, gingen rückwärts, ließen die Pferde steigen und auf der Hinterhand kehrtmachen, bewegten sich seitlich und gleichzeitig vorwärts oder rückwärts, brachten den Pferden bei,
Weitere Kostenlose Bücher