Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
den Kopf strichen.
Er biss jedoch die Zähne zusammen, denn er hatte eine Aufgabe, die er verantwortungsbewusst erfüllen musste. Nach einiger Zeit wagte er es, ein wenig den Blick zu heben. Und danach hob er den Blick unvermeidlich zu den Brüsten der Frauen unter den dünnen Sommerhemden,
ihrem fröhlichen, schelmischen Lächeln und ihren neugierigen Augen.
Sie hieß Birgite und hatte dickes kupferrotes Haar, das sie zu einem einzigen Zopf auf dem Rücken zusammengefasst hatte, war im selben Alter wie er selbst und wollte oft, dass er ihr Dinge noch einmal zeigte, von denen er wusste, dass sie sie schon beherrschte. Und wenn er sich neben sie setzte, konnte er die Wärme ihrer Schenkel spüren, und wenn sie die Unbeholfene spielte, nahm er ihre Hände in seine, um noch einmal zu zeigen, wie man knüpfte und häkelte.
Sie war das Schönste, das Arn in seinem ganzen Leben gesehen hatte, Chamsiin möglicherweise ausgenommen. Und er begann, nachts von ihr zu träumen, sodass er selbstbefleckt aufwachte, ohne es verschuldet zu haben. Auch tagsüber träumte er von ihr, wenn er sich mit anderen Dingen beschäftigen sollte. Als Bruder Guilbert ihm einmal eine Ohrfeige versetzte, weil er bei einer Übung nicht folgte, begriff er kaum, wie ihm geschah.
Als Birgite ihn anmutig bat, einige der Kräuter mitzubringen, die es im Kloster gebe und die wie Träume dufteten, nahm er an, dass sie damit Zitronenmelisse oder Lavendel meinte. Eine kurze, verstohlene Frage an Bruder Lucien entschied schnell die Wahl. »Alle Frauen sind verrückt nach Lavendel«, brummte Bruder Lucien zerstreut, ohne zu ahnen, was für ein Feuer er soeben entzündet hatte.
Anfänglich schmuggelte Arn nur gelegentlich einige Zweige mit hinaus. Doch als Birgite ihn auf die Stirn küsste, schnell und als niemand hinsah, verlor er vollkommen den Verstand. Beim nächsten Mal nahm er einen ganzen Strauß mit, mit dem Birgite sofort, vor Glück zwitschernd, nach Hause rannte. Er sah ihren nackten
Füßen nach, die sich so blitzschnell bewegten, dass der Sand um sie herum aufspritzte.
In dieser Haltung, schmachtend, mit geistesabwesendem Blick und offenem Mund, fand Bruder Guy seinen jungen Lehrling. Und damit fand die Schwärmerei ein brüskes Ende. Bruder Lucien hatte nämlich, was ihm großes Kopfzerbrechen bereitete, in seinem Lavendelbestand große, rätselhafte Lücken gefunden.
Arn musste zur Strafe zwei Wochen bei Wasser und Brot verbringen - davon die erste Woche isoliert -, um nachzudenken und zu beten. Da er keine eigene Zelle hatte, sondern das Nachtlager mit mehreren Laienbrüdern teilte, musste er seine Buße jetzt in einer freien Zelle in der geschlossenen Abteilung der Brüder im Kloster verbringen. Bei sich hatte er die Heilige Schrift, das älteste und zerlesenste Exemplar, sonst nichts.
Die eine seiner beiden großen Sünden konnte er verstehen, die andere nicht - sosehr er es auch ehrlich versuchte, sosehr er auch um die Vergebung der Heiligen Jungfrau betete.
Er hatte Lavendel gestohlen, das war konkret und begreiflich. Lavendel war außerhalb des Klosters eine begehrte Ware, die Bruder Lucien mit großem Erfolg verkaufte. Arn hatte sich einfach darin geirrt, was gratia war, wie etwa die Kunst, Netze zu knüpfen, und was nicht, wie die Dinge, die für Einkünfte gedacht waren, also Bruder Guilberts Schwerter oder Bruder Luciens Pflanzen - allerdings keineswegs alle Pflanzen. Einige von ihnen waren nämlich ebenfalls gratia , etwa die Kamille.
Das hatte Pater Henri durchaus berücksichtigt. Mochte ein Diebstahl auch ein Diebstahl sein und insofern ein unerhörter Verstoß gegen die Klosterregeln, so war er doch gelinde gesagt aus jugendlichem Unverstand heraus
geschehen. Pater Henri hatte in seiner Sorgfalt auch daran gedacht, Bruder Guys Ansicht über das einzuholen, was geschehen war; was jedoch damit endete, dass auch Bruder Guy sich eine Zurechtweisung einhandelte, da er Arns Verirrungen auf die leichte Schulter nahm und eine Erklärung vorbrachte, die darauf hinauslief, dass das Ganze schon gar nicht mehr so unverständlich aussehen würde, wenn Pater Henri das Mädchen nur selbst einmal ansah. Das hätte Bruder Guy lieber nicht sagen sollen, wie er schnell und handgreiflich erfahren musste.
Arns zweite und schlimmere Sünde war, dass er Lust verspürt hatte. Wäre er ein in den Orden aufgenommener Bruder gewesen, wäre er mit einem halben Jahr bei Wasser und Brot bestraft worden und man hätte ihn ausschließlich mit dem
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