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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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ja als unbußfertig erwiesen hatte.
    Pater Henris Reaktion war jedoch eine vollkommen andere. Es war vielmehr so, als freute es ihn, das alles gehört zu haben, obwohl er Arns Auffassung natürlich nicht teilen konnte.
    »Dein Wille ist stark, dein Sinn ist immer noch frei und manchmal unbändig wie ein Teil der Pferde, die du zureitest. Du kannst mir glauben, dass ich dir oft zugesehen habe«, sagte Pater Henri nachdenklich. »Das ist gut, denn mehr als alles andere habe ich gefürchtet, deinen freien Willen gebrochen zu haben, sodass du an dem Tag, an dem Gott dich ruft, den Herrn nicht verstehen kannst. Doch genug davon. Es ist wahr, dass Gott den Menschen mit einer libido ausgestattet hat, die nicht schändlich ist. Davon spricht beispielsweise das Hohelied Salomos. Die göttliche Ordnung darin sieht natürlich so aus, dass der Mensch die Aufgabe hat, fruchtbar zu sein und sich zu mehren. Diesem Zweck ist ja besser gedient, wenn die besondere Tätigkeit, die im Zusammenhang mit dieser Pflicht erforderlich ist, angenehm ist. Und in einer von Gott gesegneten Verbindung, in der Ehe nämlich, ist diese Lust gottgefällig und durchaus keine Sünde, wenn sie dem Zweck dient, Kinder zu zeugen.«
    Arn fühlte sich durch Pater Henris unerwartet sanfte Stimmung ermuntert weiterzufragen:

    »Wenn die Liebe an sich, also die Form der Liebe, von der das Hohelied Salomos spricht, nichts Böses ist, sondern ganz im Gegenteil unter bestimmten gegebenen Prämissen etwas Gottgefälliges - warum sind dann all diese Dinge gerade den fleißigsten Arbeitern im Weinberg des Herrn verboten? Kurz, wie kann die Liebe eine schwere Sünde sein, die Wasser und Brot und ein Rosshaarhemd verdient, wenn man durch sie verleitet wird, während sie gleichzeitig für die anderen Menschen ein Segen ist?«
    »Nun ja«, sagte Pater Henri, den die Frage sichtlich amüsierte. »Zunächst einmal muss man natürlich zwischen der höheren Welt und der niederen unterscheiden. Platon, du weißt schon. Wir gehören also zur höheren Welt. Stell dir all die grünen Felder um die Vitae Schola herum vor, denk an alle Kräuter und Gewürze von Bruder Lucien und das Wissen, das er weitergibt, denk an die Schmiedekunst Bruder Guilberts und seine Pferdezucht oder Bruder Guys Fischerei. Bedenke, dass ich jetzt nicht in Metaphern spreche, sondern mich auf das Praktische beschränke. Wenn du dir das alles vorstellst, was bedeutet das?«
    »Wir tun Gutes um unseres Nächsten willen. So wie der Herr immer unser Hirte ist, können wir, zumindest manchmal, Hirten der Menschen sein. Wir geben ihnen durch unser Wissen und unsere Arbeit ein besseres Leben.«
    »Genau. Wir probieren das Unbekannte, wir zähmen die Natur, wir biegen den Stahl auf eine neue Weise und finden Heilmittel gegen das Böse. Wir bewirken, dass das Brot für mehr Menschen reicht. Das sind die Dinge, die wir auf rein praktischer Ebene tun. Hinzu kommt das Wissen, das wir wie beim Aussäen von Weizen über das
Wort des Herrn verbreiten. Wir sagen den Menschen, wie es zu verstehen ist. Kannst du so weit folgen?«
    »Ja, natürlich, aber wie kommt es …«, begann Arn, in dem sich zu viel Widerspruchsgeist regte, sodass er sich Zügel anlegen und noch einmal beginnen musste. »Verzeihung, Pater, darf ich die Frage vielleicht noch einmal konkret stellen? Vergib mir, wenn ich impertinent sein sollte, ich verstehe alles, was du über unsere gute Arbeit gesagt hast. Aber warum dürfen dann die Brüder des Ordens niemals die Freuden der Liebe genießen? Wenn die Liebe gut ist, warum müssen dann gerade wir ihr entsagen?«
    »Das kann man auf zwei Ebenen erklären«, entgegnete Pater Henri, der noch immer gleichermaßen unbeschwert und amüsiert schien, als er die Grübeleien seines Schülers sah. »Unsere hohe Berufung, unsere Arbeit als eifrigste Diener des Herrn auf Erden, hat einen Preis. Und dieser Preis besteht darin, dass wir unsere Seele und unseren Körper ganz der Aufgabe weihen müssen, Gott zu dienen. Stell dir vor, die Brüder hätten hier in jedem Winkel und in jeder Ecke Frauen und Kinder! Wie würde das hier aussehen? Mindestens die Hälfte unserer Zeit würden wir für andere Dinge verwenden als für unsere Arbeit. Und überdies würden wir beginnen, uns ängstlich nach Eigentum umzusehen. Unsere Kinder sollten etwas von uns erben. Wenn ich allein daran denke! Unser Armutsgelübde hat also in vielem die gleiche Funktion wie unser Keuschheitsgelübde. Wir besitzen nichts, und nach uns besitzt die

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