Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
drei.
»Ich habe nicht sehr viel zu geben«, erwiderte Arn aufrichtig bekümmert. »Ich habe nur etwas Brot und …«
»Brot ist gut, denn wir haben gar keins. Wie viel hast du denn, Mönchlein?«
»Ich habe vier Stück Brot, die heute morgen gebacken wurden«, sagte Arn wahrheitsgemäß.
»Schön, die wollen wir haben! Gib uns sofort das Brot!«, riefen alle drei. Arn hatte den Eindruck, als wären sie plötzlich sehr glücklich.
Wohlgemut, weil es so unerwartet leicht war, seinem Nächsten eine Freude zu bereiten, öffnete Arn seinen
Ranzen und überreichte die Brote, die die drei Jungen sofort an sich rissen. Sie liefen wild lachend fort, ohne sich zu bedanken. Arn sah ihnen verwirrt nach. Er hatte den Verdacht, irgendwie hereingelegt worden zu sein, doch er verstand nicht, weshalb jemand den Wunsch gehabt haben sollte, so etwas zu tun. Dann bekam er ein schlechtes Gewissen, weil er über seinen Nächsten so schlecht dachte.
Als er das Stadttor passieren wollte, hinderten ihn zwei schläfrige Männer mit Waffen in den Händen daran. Sie wollten erst wissen, wie er hieß und in welcher Angelegenheit er kam. Arn erwiderte, er sei Laienbruder Arn aus Varnhem und sei gekommen, um den Dom zu besuchen, wolle aber die Reise bald fortsetzen. Sie ließen ihn lachend ein und murmelten etwas Unverständliches, er solle sich hüten, dieses oder jenes zu tun, etwas, was er ebenfalls nicht verstand. Und da ihm das offensichtlich anzusehen war, lachten die beiden Männer noch lauter.
Als er durchs Tor geritten war, zögerte er, welche Richtung er einschlagen sollte. Der Weg zum Dom war dank der beiden hohen Türme unverkennbar. Doch überall zwischen all den niedrigen und eng zusammengedrängten Holzhäusern schien Kompost zu liegen. Zunächst glaubte Arn, einen anderen Weg durch den Abfall finden zu können. Doch dann sah er, dass ihm ein Mann durch die Gasse entgegengeritten kam, die geradewegs zum Dom zu führen schien. Die Hufe des Pferdes versanken bei jedem Schritt in Schlamm, Tierkot und Verwesung. Zögernd schlug Arn den gleichen Weg in die andere Richtung ein. Es war immer noch Morgen oder die Zeit, die in der Stadt als Morgen galt. Überall hörte man Hähne krähen, und bei seinem Ritt durch die Gasse wäre Arn mehrmals um ein Haar von Unreinlichkeit getroffen
worden, die aus Nachttöpfen und Kochgeschirren auf die Straße geschüttet wurde. Die Menschen wohnten mit ihren Rindern und ihrem Federvieh unter einem Dach, ging ihm kurz danach auf, denn alles, was er sah und hörte, deutete darauf hin. Das erfüllte ihn jedoch eher mit Verwunderung als mit Ekel.
Als er die Gasse endlich hinter sich gelassen hatte, befand er sich auf einem großen Marktplatz mit langen Reihen von Zelten, in denen offenbar Handel getrieben wurde. Hier war der Boden auch sauberer.
Arn saß vorsichtig ab und achtete sorgfältig darauf, wohin er die Füße setzte, band dann das Tier an einer Stange vor dem Dom fest, wo schon zwei andere Pferde standen. Er zögerte kurz, ob er seiner Neugier nachgeben und zuerst nachsehen sollte, was in diesen Zelten verkauft wurde, oder ob er sich erst dem Gotteshaus zuwenden sollte. Kaum hatte er sich die Frage gestellt, da schämte er sich, auch nur eine Sekunde im Zweifel gewesen zu sein, und betrat sofort das Kirchenportal. Er fiel auf die Knie und bekreuzigte sich.
In der Kirche war es fast menschenleer und so dunkel, dass er eine Zeit lang still stehen bleiben musste, damit die Augen sich an das schwache Licht gewöhnen konnten. Vorn beim Altar brannten rund zwanzig kleine Kerzen. Er sah eine Frau, die gerade eine weitere Kerze anzündete und dann niederkniete, um zu beten.
Irgendwo da vorn in der Dunkelheit begann ein Chor, Kirchenlieder zu singen. Es klang jedoch nicht besonders schön. Arn konnte deutlich zwei Stimmen heraushören, die völlig falsch sangen. Das erfüllte ihn mit Verwunderung; es war, als wollten diese Menschen sich über den Herrn lustig machen, indem sie in seinem Haus so sangen.
Arn begab sich in eins der Seitenschiffe und setzte sich auf eine kleine Steinbank, um über das nachzudenken, was er sah und hörte. Er wollte sich bemühen, es zu verstehen, bevor er sich ins Gebet versenkte. In diesem Gotteshaus fühlte er sich nicht zu Hause. Vorn beim Altar hingen große Wandbehänge in grellen Farben zusammen mit einer Jungfrau Maria und zwei Heiligenbildern, die in Blau, Gold, Rot und Grün gehalten waren. Durch ein Glasfenster oben an der Seite des ihm gegenüberliegenden
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