Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
man lieber ein anderer
oder an der Stelle eines anderen gewesen wäre. Man musste vielmehr versuchen, aus jeder Situation das Beste zu machen. Nur so gelang es einem, Gottes Pläne gut zu erfüllen. Derjenige der Brüder, der Arn dies noch kurz vor der Abreise eingeschärft hatte, war Bruder Rugiero, der ebenfalls von der Vitae Schola nach Varnhem gerufen worden war, da Pater Henri das Essen dort oben miserabel, geradezu nordisch miserabel gefunden hatte.
Bruder Rugiero hatte beim Abschied verstohlen ein paar Tränen aus dem Augenwinkel gewischt, Arn dann aber eine ungeheure Wegzehrung aufgedrängt, die eine Woche oder länger gereicht hätte. Auf Arns Proteste hin hatte Bruder Rugiero schnell Arns Ranzen geschlossen und gesagt, es könnte nicht schaden, einige Speisen als Willkommensgruß bei sich zu haben, wenn man nach Hause kam. Ebenso wie die anderen Brüder der Vitae Schola glaubte Bruder Rugiero, dass Arn zu ihnen gekommen war, weil seine Eltern arm waren und es ihnen schwergefallen war, alle Münder satt zu bekommen. Das war schon immer einer der häufigsten Gründe dafür gewesen, dass Kinder im Kloster landeten.
Nach einigen Stunden sah Arn in der Ferne Skara. Die Zwillingstürme des Doms erhoben sich mächtig über einem Gewimmel niedriger Holzhäuser. Kurz darauf spürte er den Geruch der Stadt, da er gegen den Wind ritt: Rauch, Verwesung, Abfall und Tierkot. Alles zusammen roch so stark, dass er sich in der letzten halben Stunde mühelos orientiert hätte, selbst wenn es stockdunkel gewesen wäre.
Als die Stadt näher rückte, erregte eine große Baustelle Arns Neugier. Er machte einen kleinen Umweg, um den Bau näher zu betrachten. Man war dabei, eine Burg zu errichten.
Arn brachte sein Pferd zum Stehen und staunte immer mehr über das, was er sah. Viele Menschen waren in Bewegung. Die meisten schleppten Steinblöcke über rollende Baumstämme, doch die Arbeit ging sehr langsam voran. Nirgends sah er Flaschenzüge oder Hebevorrichtungen. Alles schien mit menschlicher Muskelkraft vonstatten zu gehen. Viele ärmlich gekleidete Menschen schufteten besonders hart und wurden von Männern mit Waffen überwacht, die den Arbeitenden nicht freundlich gesonnen schienen. Und von denen, die dort unten schufteten, machte keiner einen glücklichen Eindruck.
Die Mauern waren nicht besonders hoch und bestanden hauptsächlich aus Erdwällen. Man würde leicht bis zur Krone hochreiten können. Arn kam es vor, als könnte ein gutes Pferd mit einem einzigen Sprung über den Wall hinwegsetzen; Chamsiin würde es wohl ohne Weiteres schaffen.
Arn wusste nicht viel über Krieg und Verteidigungsanlagen, nur das, was er gelesen hatte, und dabei war es meist um Strategie und Taktik der Römer gegangen. Er hatte jedoch den Eindruck, als wäre diese Burg hier schwer zu verteidigen, wenn die Belagerer überdachte Holztürme bauten und sie zu den Mauern rollten. Aber vielleicht waren die römischen Methoden völlig veraltet.
Einer von den Männern, die die Arbeit überwachten, entdeckte Arn, der noch immer staunend auf die Baustelle starrte. Er ging auf ihn zu und äußerte einige harte Worte, die Arn nicht recht verstand. Er gewann jedoch den Eindruck, als würde er zum Verschwinden aufgefordert, als wäre er nicht willkommen. Er bat sofort um Entschuldigung, ließ sein Pferd kehrtmachen und ritt weiter in Richtung Stadt.
Die Stadt Skara war ebenfalls von Mauern umgeben, die aus Holz, Reisighaufen und Lehm bestanden. Vor dem Stadttor sah Arn mehrere Zelte und Menschen, die fremdartige Lieder sangen und auf irgendeinem Instrument spielten. Als er näher kam, entdeckte er, dass in einem der Zelte viele Männer saßen und Bier tranken. Das taten sie wohl schon etwas länger, denn manche waren schon hingefallen und schliefen. Er sah zu seinem Erstaunen eine Frau, deren Kleider in Unordnung waren, zu einem kleineren Zelt torkeln, und in der Nähe saß ein Mann ganz ungeniert da und verrichtete seine Notdurft.
Arn verstand nichts von dem Verhalten seiner Mitmenschen. Das war ihm wohl auch deutlich anzusehen, denn drei kleine Jungen entdeckten ihn, zeigten mit dem Finger auf ihn und lachten, ohne dass er die leiseste Vorstellung hatte, warum. Er musste jedoch an ihnen vorbeigehen, um zum Stadttor zu gelangen, und da flüsterten sie leise miteinander, bis sie vortraten und ihm den Weg versperrten.
»Hier muss man für die Armen Zoll bezahlen, um eingelassen zu werden, Mönchlein!«, sagte der älteste und verwegenste der
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