Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
beispielsweise ihm die Kante des eigenen Schilds vor das Kinn zu knallen.
Im Ritterhaus in Forsvik war er gut untergebracht, jedoch zu erschöpft, um auch nur eine Zeile in den beiden römischen Büchern über die Kriegskunst zu lesen, die ihm sein Großvater Arn vererbt hatte. Jeden Abend fiel er mit schmerzenden Gliedern ins Bett und schlief sofort ein. So kam es, dass er sich auch nicht sonderlich viel mit Ritter Oddvar und Ritter Sigurd unterhielt, die in allem, was den
Krieg betraf, in Forsvik den Befehl führten. Birger hegte den Verdacht, dass seine Mutter Ingrid Ylva hinter dieser unerträglichen Härte steckte. Sicherlich hatte sie sich mit ihrer Schwiegermutter und Freundin Cecilia Rosa unterhalten, und seine geliebte Großmutter hatte daraufhin mit den beiden Rittern gesprochen. Aber dieser Verdacht bestätigte ihn nur, statt ihn zu beirren. Er biss die Zähne zusammen und trat jeden Tag mit neuen Kräften an.
Trotzdem sprach er ein kurzes Dankgebet, als sich in der zweiten Woche die Möglichkeit einer Pause ergab. Ritter Bengt Elinsson auf Ymseborg, der nicht nur als Forsviker den beschwerlichen Weg vom schwachen, einsamen Knaben zum Ritter gegangen, sondern auch der härteste und stärkste Kämpfer im ganzen Reich war, traf eines Tages mit zehn seiner Gefolgsleute ein. Er hatte vor dem Thing von Askeberga etwas zu verhandeln, und dafür wollte er sich erst mit neuen Waffen und neuem Zaumzeug ausstatten und außerdem sechs weitere Forsviker in seine Dienste nehmen, vorzugsweise aus so guten Familien wie möglich, und das hieß in allererster Linie Birger. Ritter Bengt benötigte eine ganze Schwadron, und so wie auf Forsvik gerechnet wurde, bestand eine Schwadron aus sechzehn Mann. So viele Männer waren auch für eine Eidesabnahme beim Thing vonnöten. Es ging um einen Grenzstreit zwischen Ritter Bengt und einem seiner Nachbarn. Bengt sagte, er kläre so etwas lieber beim Thing als mit dem Schwert. Nicht dass er Angst vor dem Schwert gehabt hätte, denn niemand im Lande war mit der Waffe in der Hand stärker als Ritter Bengt. Alle wussten, dass Arn Magnusson in höchst eigener Person Bengt Elinsson als seinen besten Krieger erachtet hatte.
Als sich die Schwadron aus Forsvik am nächsten Tag mit donnernden Hufen dem Thingplatz von Askeberga
näherte und die Furt des Tidan durchquerte, so dass das Wasser aufspritzte, verstummten alle, die sich beim Thing befanden, und vergaßen für einen Augenblick die Diebe, die sie gerade hängen wollten. Eine Schwadron aus Forsvik war ein imposanter Anblick. Alle Forsviker waren gleich gekleidet, alle trugen den blauen Umhang der Folkunger und Wappenhemden in Blau und Silber. Ihr schwarzes Zaumzeug funkelte, und ihre Pferde waren lebhaft und feurig, so wie nur die Pferde aus Forsvik es waren. Obwohl es früher Männer gegeben hatte, die über diese fremden Pferde gespottet hatten, wäre jetzt niemand mehr auf diesen Gedanken gekommen. Ein junger Hengst aus Forsvik kostete ebenso viel wie ein mittelgroßer Hof, und obwohl es viele gab, die solche Pferde kaufen wollten, konnte es sich kaum jemand leisten.
Birger, der neben Ritter Bengt ganz vorne ritt, da sie als Einzige der Schwadron das Recht hatten, den FolkungerLöwen auf dem Rücken ihres Umhangs zu tragen, grämte sich darüber, dass er errötete und das neugierige Starren nicht ebenso kühl und unbeeindruckt hinnehmen konnte wie Ritter Bengt. Dass ihre Ankunft beim Thing darauf abzielte, Eindruck zu machen, lag auf der Hand. Birger war sich jedoch nicht im Klaren darüber, was Ritter Bengt mit dieser Machtdemonstration bezweckte.
Während die Forsviker absaßen, ihre Sattelgurte lösten und damit begannen, Verwandte und Bekannte zu begrüßen, nahmen die Verhandlungen des Things allmählich wieder ihren Lauf. Zwei Diebe wurden zappelnd und fluchend aufgeknüpft, und es erweckte große Heiterkeit, als sich der eine, ehe er starb, in die Hosen machte, obwohl das bei Gehenkten nichts Ungewöhnliches war.
Birger kannte niemanden bei diesem Thing. Er hielt sich also unablässig in der Nähe von Ritter Bengt auf und
begrüßte alle, die auf Bengt zutraten, um sich zu verbeugen und sich unterwürfig zu zeigen, nach höfischer Sitte, aber auch kurz und kühl. Der Richter selbst, Lagmann Rudrik aus Askeberga, trat ebenfalls hinzu, um mit Ritter Bengt zu sprechen. Er entschuldigte sich dafür, dass man nicht sofort Ritter Bengts Anliegen verhandeln könne, da es beschwerlich gewesen wäre, das Eisen nochmals zum
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