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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einem Blick, der mehr Liebe als Belustigung verriet. »Und was für einen Dienst hattest du dir vorgestellt? Schmied, Schwertfeger oder Säger? Müller, Weber, Tischler oder Glasbläser? Oder vielleicht Kupferschmied oder Jäger? Eventuell Fischer? Als Stallknecht oder Hufschmied würdest du natürlich auch ausgezeichnet taugen, aber vielleicht nicht so gut in den Kochhäusern. Also, sag an, bevor ich mich vor Neugier verzehre, welcher Dienst?«
    »Ich hatte mir einen Dienst im Rittersaal von Forsvik vorgestellt«, murmelte Birger mit hochroten Wangen.
    »Oh! Im Rittersaal, dass ich daran nicht gedacht habe! Ja, dort gibt es natürlich viel Platz. Schließlich wohnen nur noch Ritter Sigurd und Ritter Oddvar ständig auf Forsvik. Dort kannst du natürlich wohnen, dein Großvater Arn hat dir Zutritt zum Rittersaal gewährt, das weiß ich sehr gut. Aber was hast du sonst noch vor, außer dort zu wohnen?«
    »Das wisst Ihr sehr gut, meine liebe Großmutter«, murmelte Birger. »Ich bin seit meinem fünften Lebensjahr über zehn Jahre lang in Forsvik in die Lehre gegangen. So stark wie Ritter Bengt bin ich noch lange nicht, aber so stark ist heutzutage auch niemand im Land. So stark wie Ritter Sigurd oder Ritter Oddvar bin ich auch nicht. Aber die Allerjüngsten kann ich unterweisen, und von Sigurd und Oddvar kann ich selbst noch einiges lernen. So dachte ich, als ich meine Mutter Ingrid Ylva beschwor, mich wieder nach Forsvik ziehen zu lassen.«
    »Du weißt deine Worte zu wählen, lieber Birger«, antwortete Cecilia Rosa nachdenklich. »Das erinnert mich
an andere Mitglieder deiner Familie. Du lässt dich von Spott nicht beeindrucken, das ist gut. Aber jetzt sollst du wissen, dass sich hier einiges verändert hat. In den Jahren vor dem Krieg hatten wir fast hundert Jünglinge, von halben Kindern bis zu jungen Herren. Doch nun ist weniger als die Hälfte übrig, und Kleine, Empfindliche im Alter von fünf haben wir nur sechs oder sieben. Und du musst wissen, dass einige unserer Kleinsten nicht einmal Folkunger sind.«
    »Was dann?«, fragte Birger mit hochgezogenen Brauen.
    »Sie sind Söhne Freigelassener aus Forsvik oder Ausländer«, antwortete Cecilia Rosa kurz angebunden. »Willst du auch sie bei dir in die Lehre nehmen?«
    »Das will ich ganz sicher«, antwortete Birger. »Viele Freigelassene oder Ausländer sind ebenso gut wie Folkunger. Außerdem hat schon mein geliebter Großvater beim Thing Folkunger aus Forsviks Freigelassenen gemacht. Dieser Sitte schließe ich mich gerne an.«
    »Dann bin ich stolz auf dich, Birger«, sagte Cecilia Rosa plötzlich nachdenklich. »Nun weiß ich auch, nach wem du am meisten von allen schlägst. Du beginnst morgen deinen Dienst und wohnst im Rittersaal. Morgen statten wir dich mit allem aus, was du brauchst, darunter ein neues Übungsschwert und ein neues Kampfschwert, damit du dasjenige, welches du jetzt trägst, zu den eroberten Feindeswappen und -schilden im Rittersaal hängen kannst. Aber heute Abend wollen wir ein Willkommensmahl veranstalten, und jetzt komm in meine Arme!«

    Birgers erste Woche als Lehrer in Forsvik war so viel härter als erwartet, dass er sich schon fragte, ob er nicht doch
einen Fehler begangen hatte. Ihm wurde die Verantwortung für die Übungen der Kleinsten übertragen, die nach dem Gebet bei Sonnenaufgang begannen und bis Mittag dauerten. Am Nachmittag gingen die Kleinen in der Sakristei der kleinen Holzkirche in die Schule. Dann machte Birger mit viel schwereren Übungen unter Leitung von Oddvar und den Jungherren weiter, die ebenso alt waren wie er selbst und ihr letztes Lehrjahr in Forsvik absolvierten.
    Wenn er mit den Kleinsten zusammen war, musste er rasch lernen, vorsichtig zu sein, denn es gab viele Tränen und Gejammer bei allem, was wehtat. Wenn er dann am Nachmittag … schlimmstenfalls etwas träge, weil er beim reichlichen Mittagsmahle, das stets aufgetischt wurde, mit zu großem Appetit zugelangt hatte … an seine Gleichaltrigen geriet, musste er sich bei jeder Übung umso mehr anstrengen. Niemand behandelte Birger behutsamer, weil er einer vornehmen Familie angehörte, seine Mutter aus einer Königsfamilie stammte und er Enkel von Arn Magnusson sowie mit den Jarls von Bjälbo verwandt war. Im Gegenteil hatte es den Anschein, als setzten alle anderen Jünglinge ihre Ehre darein, gerade Birger mit dem Schwert oder mit der Lanze zu treffen, ihn auf dem Reitplatz aus dem Sattel zu werfen oder ihm einen Streich zu spielen, wie

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