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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ulvåsa zu bleiben. Sie fand, das Wissen der Kleriker, an dem er dort teilhaben könne, da sie kürzlich wieder einmal einen aus Skänninge in Dienst genommen hatte, sei ihren Söhnen bei ihren zukünftigen Aufgaben mehr von Nutzen als die Kriegs- und Handelskünste, die man in Forsvik erlernte.
    Birger hatte sich geweigert, dieser Rede Gehör zu schenken. Er verteidigte sich damit, dass er seit seinem fünften Jahr genug mit Klerikern zu tun gehabt habe und deswegen sowohl die Kirchensprache als auch das Fränkische beherrsche und mehr als genug über die Heilige Schrift wisse. Er sei jedoch noch nicht zum Ritter geschlagen worden, und mit weniger wolle er sich im Leben nicht begnügen. Die Beteuerungen seiner Mutter, er werde in Zukunft gewiss etwas viel Besseres als ein Ritter, wischte er mit der Bemerkung beiseite, dass niemand in die Zukunft schauen könne, egal was einige Leute hinter vorgehaltener Hand darüber sagen würden. Und selbst wenn dem so wäre, dann fordere die höchste Macht im Reiche doch wohl ebenso gute Kenntnisse in der Kriegskunst wie in dem Wissen der Kleriker.
    Im Nachhinein, als er im Hafen von Ulvåsa eines der Frachtboote bestiegen hatte, die ständig zwischen Linköping und Lödöse verkehrten, um seine Fahrt nach Forsvik anzutreten, fand er, dass seine Mutter weniger beharrlich gewesen war, als er befürchtet hatte. Aber er musste nach Forsvik, dorthin sehnte er sich mehr als an irgendeinen anderen Ort … nach diesem betrüblichen Jahr, in dem er von einem Leichenschmaus bei seinen Verwandten zum nächsten gereist war.
    Es war ein lauer und reifer Spätsommerabend, als sich das Boot Forsvik näherte. Es wehte nur eine schwache westliche Brise, und die Wasserfläche vor den unteren
Landungsbrücken kräuselte sich kaum. Bereits lange bevor das Boot anlegte, waren die besonderen Düfte wahrzunehmen, die von keinem anderen Ort weder in Västra noch in Östra Götaland kommen konnten. Diese Düfte waren wie Märchen, die von fernen Ländern erzählten. Sie kamen von der Holzkohle der Schmieden und Glashütten, vom frisch gebackenen Brot aus den Lehmöfen, die an Bienenkörbe erinnerten, und von dem auf dem Rost gebratenen, gehackten Lammfleisch, das mit Kümmelund Pfeffersorten gewürzt wurde, die es nur auf Forsvik gab. Noch stärker dufteten die Rosengärten von Großmutter Cecilia Rosa. Dazu die Geräusche: der unverwechselbare Gesang von Forsvik. Das Lärmen der Schmieden, das Ächzen der Blasebälge und das schrille Kreischen der rotierenden Sägen. Hierher war Birger im Alter von nur fünf Jahren gekommen, um in die Lehre zu gehen, und hier hatte er den größeren Teil seines Lebens verbracht. So gesehen war Forsvik vielmehr sein Zuhause als Ulvåsa auf der anderen Seite des Vättern.
    Noch ehe das Boot richtig angelegt hatte, sprang er geschmeidig an Land. Er schlug seinen Umhang über sein Schwert und eilte die lange, breite Treppe hinauf, die nun zu mehr als der Hälfte aus Steinstufen bestand.
    Es war, als gelange er in eine kleine Stadt, in der niemand einem Neuankömmling sonderliche Beachtung schenkte, am allerwenigsten einem mit dem blauen Umhang der Folkunger, da fast alle jungen Herren in Forsvik einen solchen trugen. Und wie in einer Stadt waren alle mit etwas beschäftigt. Arbeiter trugen an einem Joch über der Schulter zwei Eimer mit Holzkohle in die Schmieden oder schoben Karren mit Sand in die Glashütte. Kupferund Tongefäße wurden von den oberen Kais weggebracht, um Platz für die Last zu schaffen, die eben mit dem Boot
über den Vättern gekommen war. Mägde trugen große Holztröge mit frisch gebackenem Brot, Köche schleppten Rinderhälften von der Schlachterei zum Kochhaus, und in all dem Trubel waren fremde Sprachen zu hören, die nur in Forsvik gesprochen wurden. Birger lehnte sich für einen Moment an eine Hausecke, die aufgrund der großen Mühlräder, die dort drinnen knirschten und knarrten, unmerklich bebte. Er nahm die Düfte und Geräusche Forsviks in sich auf, und es kam ihm so vor, als sei er gar nicht lange fort gewesen. Von der anderen Seite der Siedlung, von den Übungsplätzen her, erscholl der Donner von Pferdehufen.
    Der gleichaltrige Johannes Jacobian entdeckte ihn als Erster, eilte sofort auf ihn zu und umarmte ihn lange. Während sie sich, in ein eifriges Gespräch vertieft, zu der Kammer von Frau Cecilia Rosa begaben, erfuhr er, dass Forsvik in dem vergangenen Jahr nichts Böses widerfahren war. Als wäre die Zeit stehen geblieben und

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