Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
wie ein Mann, der frei und nicht als Leibeigener geboren ist.«
»Sagt mir erst Euren Namen, Folkunger!«, befahl der Anführer der Wegelagerer hitzig.
»Ich bin Birger Magnusson zu Bjälbo, der Jarl der Folkunger. Nimm mir jetzt sofort diese Fesseln ab, damit wir unsere Verhandlung besser fortsetzen können«, entgegnete Birger lächelnd, da er wusste, wie sein Name auf die unglücklichen Wegelagerer wirken würde.
Diese bekreuzigten sich, schauten in den grauen Himmel und berieten nicht lange, bevor sie die Riemen durchschnitten,
mit denen Birger gefesselt war. Dieser erhob sich langsam und rieb sich die Handgelenke. Dann nahm er einem der ungläubig vor sich hin starrenden Männer sein eigenes Schwert wieder ab und bedeutete dann allen, sich ans Feuer zu setzen. Er wartete damit, etwas zu sagen, bis sie Brennholz geholt und das Feuer wieder richtig angefacht hatten.
»Wie gesagt sollten wir jetzt mit Worten und Gedanken vorsichtig sein«, begann Birger, als sie sich um das prasselnde Feuer setzten. »Ich verstehe sehr gut, dass ihr euch nicht an einem Folkunger vergreifen wolltet, noch viel weniger am Oberhaupt der Folkunger. Diesen Fehler kann ich euch verzeihen und euch einen schonenden Tod zusichern. Aber lasst uns sehen, ob es nicht eine andere Art gibt, wie ihr diese Schuld mir gegenüber vergelten könnt. Erst einmal möchte ich wissen, wie ihr heißt, woher ihr kommt und warum ihr in den Wald geflüchtet seid.«
Die beiden Anführer waren die Brüder Torgeir und Aunund. Sie hatten als freie Bauern friedlich und wohlhabend auf dem eigenen Grund gelebt. Ihr Hof hieß Bäckafallen und lag neben dem Jävsta Gård. Ein böser Mann namens Svante habe erst die jüngste Tochter des Jävsta Gård geraubt, sie mit Gewalt zu seiner Braut gemacht, sei dann mit bewaffneten Männern zurückgekehrt und habe den ganzen Jävsta Gård in seinen Besitz gebracht. Die Eltern der Braut seien in eine Waldhütte geflüchtet. Anschließend war sein Appetit jedoch noch größer geworden. Er habe durch Drohungen und rohe Gewalt alle Höfe in der Gegend von Jävsta an sich gebracht. Schließlich seien die beiden Brüder und ihr Vater an der Reihe gewesen. Junker Svante sei ein Mann mit einem Wappen und einem sächsischen Schwert. Gegen ihn hätten sich
die Bauern nicht verteidigen können. Er habe ihren Vater erschlagen. Erst habe er ihn vor Zeugen auf seinem eigenen Hof beleidigt, so dass ihrem Vater nichts anderes übriggeblieben sei, als sein Schwert zu ziehen, um seine Ehre zu verteidigen. Svante habe anschließend den ganzen Hof als Entschädigung verlangt. Er habe behauptet, eine Verletzung, einen winzigen Schnitt am Arm davongetragen zu haben, als er ihren Vater tötete. Dann habe er die Brüder unter schändlichen Reden von dem Hof geprügelt, den sie hätten erben sollen. Sie hätten vier Leibeigene mitgenommen, die jetzt freie Männer seien. Diese Freiheit sei für einen Friedlosen jedoch sehr zweifelhaft. Im Wald hätten sie Reisende gefangen genommen und gegen Lösegeld wieder freigelassen. So lebten sie, aber es sei ein elendes Leben.
Birger hatte ihnen mit zunehmendem Interesse gelauscht, da er meinte, den Namen des Hofes, Jävsta, zu kennen. Auch der Name Svante kam ihm bekannt vor. Er schwieg eine Weile und dachte nach, bis er glaubte, sich richtig erinnern zu können.
»Erzählt mir noch mehr von diesem Svante«, sagte er nachdenklich. »Wie sieht sein Wappen aus? Erschien er einmal wegen eines Gottesurteils vor dem Thing, bei dem es darum ging, ob er oder eine Leibeigene drei Goldmünzen gestohlen hatte?«
»So war es!«, bezeugte Torgeir erstaunt. »Das war, bevor er den ganzen Hof an sich brachte. Er war als Gast dort, hatte gestohlen und gab dann einer Leibeigenen namens Yrsa die Schuld. Diese musste die Feuerprobe bestehen, bevor sie aufgehängt wurde. Gott sei ihrer Seele gnädig!«
»Ja, Gott sei ihrer Seele gnädig«, pflichtete ihm Birger bei. »Ich kenne die Geschichte, denn ich war selbst beim
Thing von Askeberga, als sie sich vor vielen Jahren ereignete. Seither habe ich den Dieb Svante nicht vergessen. Deswegen können wir uns jetzt auf ein Geschäft einigen, bei dem wir alle, ihr und ich, unser Gesicht wahren. In drei Tagen trefft ihr mich bei der Fähre am Vättern, wo dieser Weg endet. Von dort aus reiten wir dann nach Jävsta und bringen die Dinge wieder in Ordnung.«
Nach diesen Worten erhob sich Birger, nahm seinen Sattel und ging auf seinen Hengst zu. Als er zum Lagerfeuer zurückkehrte,
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