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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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um sein Schlaffell und seinen Schild zu holen, stritten die sechs Männer. Das konnte Birger nicht verstehen, denn er hatte ihnen gerade ein Angebot gemacht, das sie schwerlich ausschlagen konnten.
    »Wie sollen wir wissen, dass Ihr uns nicht betrügt?«, rief der Bruder, der Aunund hieß. »Woher wissen wir, dass Ihr das nicht nur sagt, um Euer Leben zu erkaufen. In drei Tagen kehrt Ihr mit vielen Männern zurück, um uns zu erschlagen!«
    »Du weißt das, weil du lebst und noch eine Zunge besitzt, die sich sehr rasch bewegen kann«, antwortete Birger. »In dem Augenblick, in dem ihr mir mein Schwert zurückgegeben habt, hättet ihr alle, wenn ich das gewollt hätte, tot sein können. Aber wir haben einen besseren Weg gefunden.«
    »Aber wir sind doch zu sechst!«, wandte Aunund hitzig ein.
    »Das ist wahr«, erwiderte Birger, zog langsam sein Schwert und richtete es auf Aunund. »Ihr seid sechs Wegelagerer, aber ich bin ein Folkunger. Wenn du meine Worte wirklich auf die Probe stellen willst, dann tue das jetzt. Aber bedenke, dass ich erst einen schnellen Tod anzubieten hatte, dass wir aber dann auf eine auch für mich viel bessere Lösung gekommen sind.«

    Bruder Torgeir erhob sich und baute sich mit ausgebreiteten Armen vor dem erregten Aunund auf. Er sagte, für ihn sei das Wort eines Folkungerjarls ebenso sicher wie das Aufgehen der Sonne. Sie alle würden wie vereinbart in drei Tagen erscheinen.
    So geschah es. Birger kam mit zwei Schwadronen aus Bjälbo und etlichen Pferden, so dass Torgeir, Aunund und ihre vier Freigelassenen sich der mächtigen Reiterschar in Blau und Silber anschließen konnten, die wenig später mit donnernden Hufen auf den Hofplatz von Jävsta Gård sprengte.
    Einen solchen Besuch hatte Herr Svante nicht erwartet. Er kam auf den Hof gelaufen und glaubte zuerst, der Krieg sei ausgebrochen, und man wolle alle Männer der Höfe Jävstas holen, die Lanze oder Bogen tragen konnten.
    Stattdessen saß er bald keinem Geringeren als dem Folkungerjarl gegenüber, um ein Geschäft zu besprechen, das keinesfalls zu seinem Vorteil war. Als Erstes musste er den Hof Bäckafallen den beiden bettelarmen Brüdern Torgeir und Aunund überschreiben. Anschließend wurde ihm ein Gebot für Jävsta Gård unterbreitet, das lächerlich gering war, zu dem er jedoch nicht Nein sagen konnte, da es auf seinem Hofplatz von Reitern in Rüstung wimmelte. Schreibzeug und Siegel führte der Folkungerjarl mit, schreiben konnte er selbst, und alles verlief, einmal abgesehen von dem miserablen Kaufpreis, richtig und nach dem Gesetz.
    Nachdem Siegel und Tinte getrocknet waren, führte der Folkungerjarl Herrn Svante auf den Hof, der eben noch ihm gehört hatte, reichte ihm sein Schwert und begann vor allen mit lauter Stimme davon zu erzählen, dass ein Lump mit Namen Svante, den sie einmal Herrn genannt
hätten, ein gemeiner Dieb sei, der vor Jahren drei Goldmünzen auf Jävsta Gård gestohlen habe. Den Folgen dieses Verbrechens hätte er sich wie eine Schlange dadurch entzogen, dass er eine wehrlose Leibeigene namens Yrsa beschuldigt habe. Diese sei gehängt worden. Ein feigerer Mann als dieser Svante sei nicht zu finden, und in Schimpf und Schande solle er jetzt seinen Grund und seinen Hof verlassen.
    Je länger der Jarl gesprochen hatte, desto lauter waren die Freude und das Gelächter des Gesindes und der Leibeigenen geworden. Am größten war jedoch das Glück der Brüder Torgeir und Aunund. Schließlich verlor Svante die Selbstbeherrschung. Vor seinen Augen wurde es schwarz. Er zog sein Schwert und ging wütend auf den Mann los, der ihn innerhalb weniger Minuten mehr gedemütigt hatte, als er in einem ganzen Leben gedemütigt worden war.
    Als Svantes Leiche weggetragen wurde, ging Birger auf Torgeir und Aunund zu, während er das Blut von seinem Schwert wischte. Er sagte, jetzt herrsche Frieden zwischen ihnen. Alles sei verziehen. Sie müssten jedoch alles zurückzahlen, was sie schuldig seien, und sich mit allen aussöhnen, die sie bestohlen hätten. Falls jemand mit einem Prozess und dem Thing drohe, sollten sie sagen, sie stünden unter dem Schutz der Folkunger. Falls sie Silber brauchten, um ihre Schulden zu begleichen, sollten sie nach Bjälbo kommen.
    Aber an etwas sollten sie sich von diesem Tag an stets erinnern. Güte habe ihren Preis. Sie stünden jetzt in seiner Schuld, und es könne passieren, dass er sie um einen Gegendienst bitten würde, vielleicht um einen kleinen, vielleicht aber auch um einen großen.

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