Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Aufruhr, und der neueste Verschwörer Sigurd Ribbung war nach Värmland geflüchtet, als er in Bedrängnis geraten war. Zu guter Letzt hatte der norwegische König Håkon die Geduld verloren, im vergangenen Winter eine große Strafexpedition mit Reitern und Schlitten nach Värmland geschickt und dort Verheerungen angerichtet. Was keine gute Idee war, denn der norwegische König besaß kein Recht, in einem Land, das den Götaländern und Svealändern gehörte, Höfe niederzubrennen und ihre Bewohner zu erschlagen. Es war jedoch ratsam, in Verhandlungen zu treten und zu versuchen, diesen Streit mit Schadensersatzzahlungen aus der Welt zu schaffen. Den Krieg stattdessen nach Norwegen zu verlagern und ihn dort an den Fjorden auszukämpfen, schien eine Torheit zu sein.
Ritter Bengt war der Meinung, dass diese Fragen für Knut Holmgeirsson ohnehin keine Rolle gespielt hätten. Knut sei es nur um die Krone gegangen, und die habe er
nun errungen. Zwei Fragen seien jedoch offen, über die es sich nachzudenken lohne, eine kleine und eine große.
Die kleine Frage war, ob man Knut Holmgeirssons Krönung in diesem Sommer dadurch aufwerten solle, dass die Folkunger vollzählig erschienen, oder ob man nur eine kleine Abordnung schickte. Ihm selbst sei es lieber, vollzählig zu erscheinen, denn die Folkunger hätten den Krieg schließlich mit der Begründung abgelehnt, sich nicht in die internen Streitigkeiten der Eriker einmischen zu wollen. Deshalb könne man jetzt auch dem Sieger nicht das Recht verweigern, sich als König feiern zu lassen. Das sei die Folge eines unklugen Beschlusses, nachträglich aber nicht mehr zu ändern.
Die große Frage war jedoch, wie die Unordnung und Gefährdung von Leib und Leben, die im Reiche um sich gegriffen habe, zu handhaben sei. Knut Holmgeirsson und sein Freund Knut Kristinsson zögen in Nordanskog von Ort zu Ort, offenbar hauptsächlich in Sörmland, plünderten einen Hof nach dem anderen und täten, was rohen Männern oder solchen, die man nur als Untiere bezeichnen könne, eben einfiele. Unter der Herrschaft Knuts des Langen ritt keine Braut mehr sicher zu ihrer Hochzeit, und kein Mann konnte sich mehr auf seinem Hof sicher fühlen.
Dies stelle eine große Bedrohung dar. Diese Unordnung durfte nicht auf Västra und Östra Götaland übergreifen. Denn welche Maßnahmen sollte man ergreifen, falls königliche Krieger die Höfe von Verwandten plünderten?
Man müsse sie wie alle anderen töten, erwiderte Birger verbissen. Es gebe keine andere Antwort. In Västra und Östra Götaland herrsche der Folkungerfrieden, was Frieden für die allermeisten Menschen bedeute. Niemand
wage auch nur im Traum, einen Hochzeitszug der Folkunger anzugreifen oder einen Folkungerhof heimzusuchen und zu plündern. Gebe man diese Ordnung auf, sei alles verloren.
Nach langem, nachdenklichem Schweigen stimmte Ritter Bengt zu. Auch dies spräche also für eine große Anzahl Folkunger bei der Krönung Knuts des Langen. Bei diesem Gastmahl würde Birger sicher nahe dem Ohr des neuen Königs sitzen. Bei dieser Gelegenheit könne er mit Nachdruck seine Befürchtungen darüber zum Ausdruck bringen, was es für Konsequenzen haben würde, wenn Knuts Männer, ihre Gefolgsleute oder Verwandten auf den unglücklichen Gedanken kämen, in den Folkungerländern zu plündern und zu brandschatzen.
Zur Krönung im Sommer erschienen die Folkunger ebenso zahlreich wie farbenprächtig. In Strängnäs, einer kleinen Stadt, in der dennoch ein Dom gebaut wurde, leuchtete es überall blau und silbern.
Birger gelang es des Öfteren - gelegentlich durch Andeutungen, gelegentlich aber auch ganz offen -, seinem ehemaligen Freund Knut Holmgeirsson während der Krönungstage seine Warnungen darzulegen, denn Knut war so klug gewesen, dem Folkungerjarl einen der Ehrenplätze in seiner Nähe und der von Olof Basatömer sowie dem neuen Jarl Ulf Fasi anzuweisen.
Und doch beschlich Birger während dieser Krönungstage ein Gefühl des Versagens. Denn als Knut seinen Königlichen Rat zusammenstellte, wurde sehr deutlich, dass er die Folkungermacht so weit wie irgend möglich zu vermindern suchte. Dass die Jarlswürde wie früher ein Folkunger
innehaben solle, betonte er immer wieder, wenn die Rede auf den neuen Rat kam. Aber dieser Jarl war Ulf Fasi, der sowohl seinen väterlichen Hof Bjälbo als auch den Königlichen Rat in Zorn und Hass verlassen hatte. Dass der Jarl des Reiches Ulf und der Folkungerjarl Birger Feinde waren, gereichte nur der
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