Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
nur selten dieselben Wege. Vielleicht hatte die liebreizende Signy das verstanden, aber vielleicht hoffte sie auch auf ein Wunder.
Ehe er einschlief dachte er eine Weile an seinen Sohn Gregers, der jetzt schon drei Jahre in Forsvik weilte und gelernt hatte, was man in dieser Zeit lernen konnte. Gregers traf er nur zu den großen Weihnachtsfeierlichkeiten in Bjälbo, bei denen auch Signy anwesend war, und beim düsteren Osterfest, zu dem alle Arbeit in Forsvik zum Erliegen kam. Forsvik besuchte er nie. Die Ritter Sigurd und Oddvar traf er zwar bei jeder Versammlung der Folkunger, da sie die Oberhäupter von Lena und Forsvik waren, aber sie begegneten ihm immer kühl, und er verhielt sich genauso. Alde hatte er schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Er wusste, dass sie zwei Töchter geboren hatte, doch ihre Namen hatte er vergessen.
Er rollte sich in sein Bärenfell und in seinen dicken Umhang ein und träumte in der Wärme bald von Dingen, die nichts mit Reitern und mit der Macht zu tun hatten.
In den frühen Morgenstunden, als er sich im Tiefschlaf befand, überfielen ihn sechs Männer. In der ersten Frostnacht des Herbstes war er so in sein Fell eingerollt gewesen, dass er sich nicht hatte wehren können. Ehe er richtig zu sich kam, hatten sie ihn schon an den Stamm einer Kiefer gefesselt, das Feuer wieder angefacht und betrachteten ihn genauer. Da sie ihn nicht sofort erschlagen hatten, vermutete Birger, dass sie jemand beauftragt hatte, ihn lebend zu fangen. Daher fand er es auch nicht der Mühe wert, mit ihnen zu streiten. Er war erstaunt, dass sie so zufrieden
waren, als sie sein Gepäck öffneten und viel Kostbares entdeckten. Sie bekamen jedoch rasch Bedenken, als sie sein Schild vor das Feuer hielten und das Folkungerwappen sahen. Dem hitzigen Streit der Wegelagerer, denn um solche handelte es sich, entnahm Birger, dass sie es nicht auf ihn, sondern nur auf Beute abgesehen hatten. Der goldene Löwe hatte sie jedoch vor eine schwere Entscheidung gestellt: sich entweder rasch zu ergeben und um Gnade zu bitten oder den Folkunger zu erschlagen und sorgfältig zu begraben oder im nächsten Waldsee zu versenken. Zwei der sechs Männer schienen das Sagen zu haben. Die anderen zogen wie Leibeigene die Köpfe ein, wenn sie angesprochen wurden.
Birger empfand keine Angst um sein Leben, da ihm der Vorfall viel zu absurd und mehr zum Lachen als furchteinflößend erschien. Von allen Männern im Reiche, die Räuber im Wald antreffen konnten, waren diese unglücklichen Toren dem Ungeeignetsten begegnet. Obwohl Birger gefesselt und etwas durchgeprügelt war, fand er seine Lage plötzlich so aberwitzig, dass er lachen musste. Da hörte der Streit unter den sechs Wegelagerern sofort auf. Sie starrten ihn schweigend an, und das Weiß ihrer Augen leuchtete entsetzt in der grauen Morgendämmerung.
»Was kann ein Gefesselter, der nur eine Schwertlänge vom Tode entfernt ist, so lustig finden?«, fragte einer der Männer, trat auf Birger zu, beugte sich vor und sah ihm streng in die Augen, als wolle er erkunden, ob er es mit einem Verrückten zu tun habe.
»In diesem Falle sind wir sieben Männer, die dem Tode nahe sind«, erwiderte Birger langsam. »Deswegen sollten wir jetzt bei unserer Verhandlung mit den Worten sorgsam umgehen und nichts übereilen.«
»Gegen ein Lösegeld deiner Familie schonen wir vielleicht dein Leben, deswegen haben wir dich nicht sofort erschlagen«, antwortete der andere hitzig, während sich seine Kumpanen um ihn versammelten, um besser hören zu können.
»Wir Folkunger zahlen nie Lösegeld für einen der Unseren, aber wir töten jeden, der die Hand gegen einen Folkunger erhebt. Daher hast du dich jetzt in eine ziemliche Verlegenheit gebracht, Wegelagerer. Denn wie du begreifst, stehst du ziemlich allein mit der Verantwortung da, einen Folkunger gefangen genommen und gefesselt zu haben«, erwiderte Birger freundlich, als würde er einem Kind etwas erklären.
»Was habt Ihr uns denn für Euer Leben anzubieten?«, fragte der Wegelagerer.
»Das Einzige, was ich dir im Augenblick versprechen kann, ist ein schneller und schmerzfreier Tod«, antwortete Birger lächelnd, fuhr dann aber rasch fort, als er die erschrockenen und zornigen Mienen der anderen sah. »Ich verstehe, dass ihr ein solches Angebot möglicherweise engherzig findet, wir sollten uns vielleicht etwas Besseres ausdenken. Sag mir deinen Namen und warum du deinen Hof verlassen hast, um in den Wald zu flüchten, denn du sprichst
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