Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
widersprach, was recht häufig vorkam, musste er sich nicht wie sonst immer darum bemühen, seinen Willen durchzusetzen. Bei Signy brauchte er kein Folkungerjarl zu sein. In letzter Zeit hatte ihn immer häufiger die Angst befallen, nicht das Zeug dazu zu haben. Diese neue und ungewohnte Beeinträchtigung seines Selbstbewusstseins machte ihn jedoch gelegentlich schweigsam und schwermütig. Signy wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihn trösten zu wollen, sondern ließ ihn einfach in Ruhe, wenn sie merkte, dass er plötzlich verstummte und sein Blick in die Ferne schweifte.
Er überlegte, welche Absicht Gott wohl mit seinem Leben verfolgte. Es hatte zwar den Anschein gehabt, als sei er zum Folkungerjarl geboren. Als sei er derjenige, der die Folkunger ohne unnötiges Blutvergießen an die Macht bringen würde. Daher hatte er sich auch stets ablehnend verhalten, wenn Signy verstohlen ihr gemeinsames Leben zur Sprache bringen wollte. Sie hatten zwei Kinder und lebten als Mann und Frau, und da für ihn keine Hochzeit
geplant war, konnte Gott doch wohl nur der Auffassung sein, dass sie beide zusammengehörten?
Obwohl Birger solche Überlegungen immer energisch von sich gewiesen hatte, war er in den letzten Jahren unsicher geworden. Denn er liebte Signy; ihr heimliches Zeichen, die roten Herzen im Folkungerwappen, trug er schon lange. Und gab es überhaupt noch eine Erikerfrau, die er hätte heiraten können? Falls eine der Schwestern Knut Holmgeirssons Witwe wurde, musste er dann diese Witwe heiraten?
Solche Fragen stellte er Gott, aber Gott antwortete ihm nie, und vielleicht hatte er auch keine Antwort verdient. Denn er konnte nicht ehrlich von sich behaupten, ein guter Christ zu sein. Er betete nur einige wenige Male in der Woche und hatte schon seit Jahren nicht mehr gebeichtet.
Er versuchte dies damit zu rechtfertigen, dass er vielleicht ein falsches Bild vom christlichen Glauben gewonnen hatte. Schließlich hatte er selbst erlebt, dass die höchsten Kirchenämter von Männern bekleidet wurden, die keine Achtung verdienten. Der letzte Erzbischof war ein ränkeschmiedender Verräter und Giftmörder gewesen, der geglaubt hatte, Gott würde ihn für die Zwangstaufe eines bereits Getauften in Estland belohnen. Der neue Erzbischof Olof war ein Mann, der ganz eindeutig sein Mäntelchen nach dem Wind hängte, da er nicht gezögert hatte, erst Erik Eriksson und anschließend Knut Holmgeirsson zu krönen. Bischof Bengt aus Skara, dem es gelungen war, das Amt des Kanzlers auch im neuen Königlichen Rat zu behalten, war einer der beiden reichsten Männer in Västra Götaland. Wenn der Fettberg Bengt zu Besuch kam, dann zitterte jeder Bauer, weil seine Vorratshäuser anschließend leer waren. Warum Bischof Bengt
dreißig Gefolgsleute hatte und wofür er den ganzen weltlichen Reichtum benötigte, war unbegreiflich. Was wollte ein Bischof mit so vielen Waffen und Schilden, den Wandteppichen und dem Gold- und Silberschmuck, den er so emsig sammelte?
Birgers Bruder Karl war zwar gläubig und reinen Herzens gewesen und hatte sicher ehrlich daran geglaubt, erlöst zu werden, als ihn die Plünderer auf Ösel erschlagen hatten. Für diese Überzeugung musste man ihn eher verehren als verspotten. Aber eine solche Glaubensgewissheit konnte Birger nie erlangen, da er sich mehr auf den Verstand, den Ehrgeiz und die Angst der Menschen verließ als auf ihre Gebete und die Beichte.
Hinsichtlich der Liebe und der eigenen Lust war vielleicht sein Bruder Bengt, der inzwischen in Östra Götaland Lagmann und Herr zu Ulvåsa geworden war, der klügste der Brüder gewesen. Er hatte seiner Mutter Ingrid Ylva und seinem Bruder, dem Folkungerjarl, offen getrotzt und eine Frau aus Liebe geheiratet, ohne auf die Familie Rücksicht zu nehmen.
Sie hieß Sigrid die Anmutige, und diesen Beinamen trug sie zu Recht. Sie war von geringer adeliger Herkunft aus der Familie der Sparre. Bengt hatte sich allein mit ihrem Vater Sigsten auf die Verlobung, Mitgift und Morgengabe geeinigt und Mutter und Brüdern erst anschließend davon berichtet.
Der wütende Birger hatte daraufhin zur Warnung einen Umhang nach Ulvåsa geschickt, der zur einen Hälfte aus dem schimmernden blauen Stoff der teuersten Folkungerumhänge bestand, zur anderen aus einem grauen Wollstoff. Weniger als eine Woche später hatte Bengt den Umhang noch Bjälbo zurückgeschickt, jedoch mit so viel Goldfäden und Edelsteinen in den grauen Wollstoff gestickt,
dass diese Hälfte nun wesentlich
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