Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
bald mit Räuberkönig Knut dem Langen abrechnen.
Anfangs hatte König Håkon diesen Vorschlag ebenso frech wie unmöglich gefunden. Aber je länger er dem wortgewandten Fürsten aus Östra Götaland zuhörte, desto mehr konnte er diesem Vorschlag abgewinnen. Als sie sich als Freunde voneinander verabschiedeten, waren sie beide davon überzeugt, einen Weg gefunden zu haben, der viele Jahre der Zwietracht zwischen Norwegern und Folkungern beenden würde.
Obwohl es Birger erst einmal schwergefallen war, König Håkon in Oslo zu überzeugen, so war das nichts im Vergleich
zu der Mühe, die er mit seinem Bruder Eskil Lagmann bei Skara hatte.
Breitbeinig und Reden schwingend schritt Eskil im großen Saal, der bis in den letzten Winkel mit Pergamenten und Gesetzestexten angefüllt war, auf und ab. Er hatte sich von seinem Bruder Birger sagen lassen müssen, wie einfältig er gewesen sei. Er solle es gefälligst unterlassen, mit fremden Mächten zu verhandeln, da er von solchen Dingen keine Ahnung habe. Voller Wut drohte Eskil Birger daraufhin, ihn eigenhändig auf den Hof zu werfen und so zu verprügeln wie früher, als sie noch klein gewesen seien. Über diese Drohung lachte Birger nur lange und laut, und Eskils Zorn verpuffte.
Außerdem mischte sich seine Frau Kristin ein und schlug sich auf Birgers Seite, als sie hörte, dass König Håkon wie durch ein Wunder erlaubt hatte, dass ihr Sohn Ingrid, die Schwester der Königin, heirate. Es hatte sich ja bereits gezeigt, welch unsicheren Weg zur Macht Knut gewählt hatte, als er sich am Aufstand Sigurd Ribbungs beteiligt hatte. Wenn Knut jedoch stattdessen eine so gute Partie machen konnte, war der Weg zur Macht dadurch geebnet.
Der etwas verängstigte und geduckte Knut wurde in den Saal gerufen und teilte bald ebenfalls die Auffassung seiner Mutter und Birgers. Da half es nichts, dass Eskil mit sehr tiefer Stimme sprach und breitbeinig auf und ab ging. Er sah sich bald gezwungen nachzugeben.
Das stellte für Birger eine große Erleichterung dar, denn es war ihm schwergefallen, die einfältigen Fehler seines Bruders immer wieder auszubügeln. Zum ersten Mal seit langem hatte er wieder das Gefühl, in einer wichtigen Sache einen Erfolg errungen zu haben.
Anschließend erkundigte er sich bei seinem Bruder, dem Lagmann, über die Gesetze, die dieser gerade zusammenstellte.
Er hatte Eskil aus reiner Höflichkeit die Gelegenheit geben wollen, eine Weile über die Dinge zu sprechen, mit denen er sich wirklich auskannte. Manchmal ging er auf und ab, sprach flüsternd, gelegentlich aber auch brüllend, über schwierige Dinge, als seien sie allen verständlich. Sobald Eskil jedoch derart anhob, flüchteten seine Gemahlin Kristin und sein Sohn Knut, die Augen verdrehend, aus dem Saal, als hätten sie das alles schon tausendmal gehört.
Eskil erzählte eifrig, suchte in seinen Pergamentstößen und trug immer wieder neue Texte herbei, um diese zu erläutern, war aber an Birgers Meinung nur mäßig interessiert. Er beschäftigte sich damit, alle Gesetze in Västra Götaland zusammenzutragen, um sie niederzuschreiben. Diese Gesetzessammlung sollte wie ein Felsen für alle Ewigkeit währen und sich nicht dadurch ändern lassen, dass sich irgendein Lagmann vielleicht falsch erinnerte. Er sprach mit solcher Überzeugungskraft und Begeisterung, dass ebenso plötzlich wie unerwartet Birgers Interesse erwachte. Eskils Haare standen in alle Richtungen ab, da er die schlechte Angewohnheit besaß, sich die Haare zu raufen, wenn etwas schwer zu erklären war.
Sie ließen Bier bringen, und es sah nach einer langen Nacht aus. Trotzdem wurde Birger immer neugieriger. Er selbst hielt genauso wenig von Gesetzen wie von Klerikern. Für ihn war Gesetz, was allgemein bekannt war und richtig erschien. Außerdem war es die Macht, die von Lanze und Schwert ausging. Aber für Eskil war das Gesetz das Fundament, auf dem jedes christliche Reich bauen musste, ein Garant für Frieden und Eigentum. Immerfort erklärte er, ein Land müsse anhand von Gesetzen aufgebaut werden. Diese Worte würden die Gesetzessammlung einleiten, die er jetzt niederschreiben wolle.
Birger, der seinen Bruder Eskil stets für redlicher gehalten hatte als ihren jüngeren Bruder, den seligen Karl, entdeckte jetzt doch gewisse Ähnlichkeiten zwischen den beiden. Der Glaube an das Gesetz war ebenso kindisch wie der Glaube an den stets gütigen Gott.
»Du bist Lagmann, lieber Bruder, es ist also wenig verwunderlich, dass du an
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