Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
kostbarer war als die blaue.
Birger, dem der Abschied von Signy diesmal noch schwerer gefallen war als sonst, war nicht in Stimmung gewesen, diesen Scherz einfach so hinzunehmen. Wütend hatte er erneut sein Pferd gesattelt und war nach Ulvåsa geritten.
Es war ein heißer, trockener Sommertag und die Staubwolke, die sein galoppierendes Pferd aufwirbelte, weithin zu sehen, als er sich Ulvåsa näherte. Es bestand kein Zweifel daran, wer da kam, denn nur Forsviker ritten so schnell und nur einer von ihnen war dafür bekannt, allein zu reiten.
Bengt Lagmann versteckte sich daraufhin im Wald, denn dieser befürchtete, sein Bruder, der Folkungerjarl, könne sie beide unglücklich machen. Sigrid die Anmutige beeilte sich hingegen, ihre schönsten Kleider anzulegen, und empfing Birger höfisch lächelnd im großen Saal auf Ulvåsa. Es war ihre erste Begegnung, und als Birger sie sah, schwand sein Zorn im Nu dahin. Er nahm ihre Hände und sagte, er könne jetzt, da er seine zukünftige Verwandte sehe, seinen Bruder gut verstehen. Nur bedauere er, dass er Sigrid nicht als Erster entdeckt habe, denn dann hätte er vielleicht genauso gehandelt wie sein Bruder.
Anschließend ließ er seinen entlaufenen Bruder Bengt suchen, der wenig später zögernd und mit besorgten Blicken den Saal betrat. Sie versöhnten sich, und als Birger am folgenden Tag nach Bjälbo zurückkehrte, hatte er Bengt seinen Segen gegeben, um Sigrid die Anmutige zu seiner Frau zu machen. Birger versprach ihm sogar, einen großzügigen Beitrag zur Morgengabe zu leisten.
Als er diese Geschichte Signy erzählte, sah er zu spät ein, dass er lieber seinen Mund gehalten hätte. Denn obwohl er seine überschwänglichen Worte an Sigrid die Anmutige
für sich behielt, so erfreute seine Geschichte Signy keineswegs, sondern trieb ihr die Tränen in die Augen. Ihre vorwurfsvolle Frage war unschwer vorherzusehen. Wenn Birger es seinem Bruder gestatten könne, aus Liebe und Lust statt aus Berechnung zu heiraten, warum könne er es dann nicht genauso machen?
Diese Frage konnte er nicht so leicht beantworten, nicht einmal sich selbst gegenüber.
Birger versuchte seine Schwermut mit harter Arbeit für die Zukunft zu bekämpfen. Dunkle Wolken brauten sich am nördlichen Himmel zusammen, und Birger ahnte, dass sich die Räuberherrschaft, die Svealand mit jedem Jahr mehr plagte, auch nach Süden ausdehnen würde. Früher oder später würden die Dämme brechen, und eine Flut aus Totschlag und Brandstiftung würde sich ins Kernland der Folkunger ergießen. Da galt es dann, keine anderen Feinde zu haben als Knut den Langen und seinen Anhang.
Am wichtigsten war der Friede mit Norwegen und Dänemark. Daher sandte Birger Bengt mit Gold und schriftlichen Ehrenbezeugungen zu den Dänen nach Reval, um die acht Forsviker auszulösen, die dort gefangen gehalten wurden, seit sie vor der Erstürmung der Burg Leal Hilfe gesucht hatten. Birger selbst zog mit großem Gefolge zu König Håkon nach Oslo, um den Ärger aus der Welt zu schaffen, den sein Bruder Eskil Lagmann verursacht hatte.
Mit König Håkon war anfangs nicht gut Kirschen essen gewesen, da er der Meinung gewesen war, der königliche Ratsherr, den man ihm zur Verhandlung geschickt hatte, spräche mit der gespaltenen Zunge einer Schlange. Statt zu versprechen, dass die norwegischen Aufständischen keinen
Schutz in Götaland oder Svealand finden würden, hatte dieser Lagmann aus Västra Götaland seinen Pflegesohn Knut, den Sohn des seligen norwegischen Jarls Håkon Galin, aufgefordert, sich dem Aufrührer Sigurd Ribbung anzuschließen. Jetzt hatte König Håkon zwar gesiegt, aber über das Lavieren von Eskil Magnusson war er trotzdem nicht froh.
Mit größter Mühe war es Birger gelungen, einen Kompromiss zu erwirken. Seine Vorschläge hatten zunächst den Eindruck erweckt, als wolle er die norwegische Seite zu Zugeständnissen bewegen. Birger meinte, dass sich der König und Eskils Pflegesohn Knut Håkansson erst versöhnen müssten. Anschließend würde man Folkunger und Norweger durch Eheschließungen so aneinanderbinden, dass kein neuer Verrat möglich wäre. Wenn König Håkon für eine Hochzeit des jungen und unsteten Knut und der ebenfalls jungen Ingrid, der Schwester seiner Königin Margareta, sorgen würde, dann wäre damit nicht nur die Versöhnung besiegelt, der norwegische König hätte sich so auch die Folkunger zu Freunden gemacht. Die Folkunger seien die größte Macht Svea- und Götalands und müssten
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