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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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die Belagerten der Mut, würden sie vielleicht selbst Verhandlungen um freies Geleit anstreben. Während sie in der Burg schwitzten, könne Birger nach Strängnäs reiten und dort die Verhandlungen um die letzte sörmländische Stadt führen, die sich noch nicht dem königlichen Heer angeschlossen habe.
    Als Birger zwei Tage später vor den vielen Fahnenträgern, die nunmehr zu seinem Heer gehörten, in Strängnäs
einritt, wurde er von einem prächtigen, unerwarteten Schauspiel empfangen. Die Hauptstraße vom Hafen bis zum Dom wurde von den Bürgern der Stadt gesäumt, die blaue und silberne Wimpeln in den Händen hielten. Sie priesen Gott und segneten den in die Stadt einziehenden Eroberer, was so übertrieben wirkte, dass er eine listige Falle vermutete. Erst als er mit den Stadtältesten und einem furchtsamen Bischof zu Tisch saß, wurde ihm einiges klar. Mehr als dreißig Bürger der Stadt waren auf Ösel gefangen gewesen. Als sie gehört hatten, Birger Magnusson sei im Anmarsch, hatten sie alle Bewohner davon überzeugt, dass es nicht darum ging, sich gegen einen Feind zu verteidigen, sondern einen Freund zu begrüßen, in dessen Schuld man stehe. Eine einfachere Verhandlung über zwei Jahre Steuerfreiheit gegen Treue zu König Erik Eriksson hatte Birger auf seiner ganzen Reise noch nicht erlebt. Ein Jahr oder auch ein halbes Jahr Steuerfreiheit hätten es vermutlich auch getan. Diese späte Erkenntnis bereitete ihm jedoch eher Vergnügen, als dass ihn das verlorene Geld gegrämt hätte. Denn es war trotzdem kein schlechtes Geschäft. Mit Strängnäs hatte sich jetzt ganz Sörmland und Närke König Erik Eriksson angeschlossen.
    Zwei Wochen lang bauten die Belagerer Schleudern und sammelten Teer und anderen Brennstoff, um sodann die Burg der Vögte zu stürmen. Während dieser Zeit versuchten die Verteidiger kein einziges Mal auszubrechen. Wenn ein Reiter sich allzu frech den Wällen näherte, wurden halbherzig ein paar Pfeile abgefeuert.
    Nach einer Woche unter sengender Sonne entschied Birger, mit einem Angriff zu beginnen, um sich zumindest ein Urteil über die Verteidigungsfähigkeit des Gegners bilden zu können. Die Augustnächte waren dunkel geworden,
und da die Männer in der Burg inzwischen offenbar den Eindruck gewonnen hatten, der Feind wolle sie aushungern, wurden sie von dem Angriff vollkommen überrumpelt.
    Eine Stunde vor Anbruch der Morgendämmerung wurde der Himmel von einem Feuerball taghell erleuchtet, und brennende Pfeile regneten auf die Burg nieder. Es begann an mehreren Stellen zu brennen, ehe die Verteidiger erwacht waren und mit dem Löschen beginnen konnten.
    Tausend Mann standen mit Sturmleitern bereit und warteten auf den Befehl zum Angriff. Aber Birger hielt sie zurück. Zusammen mit den Rittern Bengt und Emund sowie dem säuerlichen und mürrischen Sigurd stand er auf einer Anhöhe. Sie kamen alle zum selben Schluss. Wenn man jetzt stürmte, würde es sicher das Leben von hundert eigenen Männern kosten. Der Kampf würde die Löscharbeiten behindern, die Burg vollkommen niederbrennen, und alle Verteidiger würden entweder im brennenden Inferno den Tod finden oder den wartenden Reitern wehrlos in die Arme laufen. Alles Gold und Silber, das sie von den Sörmländern und Närkern geraubt hatten, wäre ebenfalls ein Raub der Flammen. Wenn man sie jedoch ungestört löschen ließ, sorgten ihre Befehlshaber bestimmt dafür, dass die Schatztruhen bis zuletzt geschützt wurden.
    »Da sieht man, wie fahrlässig es ist, eine Burg für die Vögte aus Holz zu errichten«, sagte Birger. »Vielleicht erledigt das Feuer unsere Arbeit, vielleicht sollten wir genau dann neue Feuergeschosse abschießen, wenn die Leute in der Burg glauben, den Flammen Herr geworden zu sein. Dann können wir siegen, ohne ein einziges Leben auf unserer Seite zu verlieren. Was meint Ihr?«

    »Wenn wir jetzt die Sturmleitern einsetzen, dann ist bis Mittag alles vorbei, und wir müssen keine Zeit mehr vergeuden«, entgegnete Ritter Sigurd mit abgewandtem Gesicht, als wolle er Birger nicht in die Augen sehen, wenn er mit ihm sprach.
    »Es besteht keine Veranlassung, diese Qual in die Länge zu ziehen«, pflichtete Ritter Emund bei.
    »Und Ihr, Bengt, was meint Ihr?«, fragte Birger, ohne seine eigene Meinung preiszugeben.
    »Meiner Meinung nach wäre es vorzuziehen, wenn sich die Leute in der Burg ergäben und ihr Gold und Silber in der Annahme retteten, sich ihr Leben damit erkaufen zu können«, antwortete Ritter

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