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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zweihundert Folkungern, die in der Familie seine Anordnungen befolgten, war Birgers Position so stark, dass er seine Macht in keinerlei Weise demonstrieren musste. Indem er den Milden und Trauernden spielte und die Machtverteilung im Reiche mit keinem Worte berührte, würde er den König über kurz oder lang schon dazu bringen, das dringliche Thema von sich aus anzuschneiden, und hielt es somit für das Klügste, mit Engelsgeduld abzuwarten.
    Die wichtigste Frage war, welcher Folkunger Ulf Fasi als Jarl nachfolgen würde. Nur zwei Folkunger kamen infrage: Birger, den sich alle Älteren wünschten, sowie Junker Karl, Ulf Fasis Sohn, den viele Jüngere vorzogen, zumindest diejenigen, die keine Forsviker waren.
    Der König saß also drei Leichenschmausabende lang als einziger Eriker zwischen seiner Schwester und dem stets
höfischen und milde zuvorkommenden Folkungerjarl in dessen eigenem Hauptquartier, umgeben von einem Meer aus Blau und Silber.
    Bis zuletzt hatte er gehofft und geglaubt, Birger würde das Thema selbst aufgreifen. Aber Birger machte dahingehend keinerlei Anstalten. Stattdessen erzählte er von der missglückten Reise nach Lödöse und dem siegreichen Feldzug der Folkunger gegen die rebellischen Uppländer, die bei Sparrsätra vernichtend geschlagen worden waren; von seiner Mutter Ingrid Ylva, die in eine Kammer im Kirchturm gezogen war, um zum Ende ihres Lebens hin Gott näher zu sein; über seine Kinder, die noch zu jung waren, um an einem Leichenschmaus teilzunehmen; von der Falkenjagd, an der er bei Lübeck teilgenommen hatte, von dem Handelsabkommen mit Lübeck, das erneuert werden müsse; von den Schwertbrüdern und dem dänischen König, der von Lästerern den Namen Pflugpfennig erhalten hatte, weil er auf den abwegigen Gedanken gekommen war, die Pflüge der Bauern zu besteuern. Über all das, große wie kleine Dinge, sprach Birger, aber über die Jarlswürde verlor er kein Wort.
    Schließlich, in der zweiten Hälfte des letzten Leichenschmausabends, riss König Erik der Geduldsfaden. Er fragte Birger unversehens und rundheraus, was geschähe, falls er die Jarlswürde Ulf Fasis Sohn, Junker Karl, verliehe.
    »Das weiß vermutlich nur Gott der Herr selbst«, antwortete Birger, ohne die Miene zu verziehen. »Viele meiner Freunde wären erstaunt und ganz sicher etwas enttäuscht, wenn Eure Majestät diesen Grünschnabel meiner Wenigkeit vorziehen würden. Junker Karl ist allerdings ein gewitzter und höfischer junger Mann, der sicher lernen kann, ein guter Jarl zu werden. Wenn er so lange lebt.«

    »Und w-w-w-wenn ich ihn zu meinem J-J-J-Jarl ernenne, bleibe i-i-i-ich dann am Leben?«, fragte der König, dessen Augen wütend aufblitzten, nachdem er lange nachdenklich dagesessen und versucht hatte, eine Drohung aus Birgers Miene herauszulesen.
    »Das hoffe ich von ganzem Herzen. Schließlich bin ich der Schwager Eurer Majestät«, antwortete Birger mit einer angedeuteten Verbeugung und einem Lächeln, das dem König übertrieben breit vorkam.
    »Und wenn ich Euch zu meinem Jarl mache, Birger, ist mein Leben dann sicherer?«, fragte der König hart und ohne im Geringsten zu stottern.
    »Ja, ganz bestimmt«, erwiderte Birger ungerührt. »Wenn Eure Majestät mich zu Eurem Jarl ernennen, werde ich Euch sofort den Treueeid schwören, und ich habe achthundert Reiter unter meinem Befehl.«
    »Ich v-v-v-verstehe«, sagte der König. »S-s-s-so sei es. Aber m-m-m-morgen will ich, dass I-I-I-Ihr mit mir für eine l-l-l-lange Unterredung nach N-N-N-Näs reitet.«
    »Wohin Eure Majestät mich rufen, komme ich als Euer vereidigter Jarl«, entgegnete Birger mit einer weiteren Verbeugung.
    Anschließend beugte sich König Erik zu Bischof Kol hinüber, der neben seiner Schwester saß, und flüsterte ihm umständlich etwas zu. Der Bischof nickte, ging nach draußen und kam nach einer Weile mit der Jarlskrone und dem Schwert zurück, die Ulf Fasi gehört hatten.
    Als man im Saal bemerkte, was geschehen sollte, trat rasch Stille ein. Denn niemand wusste sicher, wen der König zu seinem Jarl machen wollte.
    Bischof Kol segnete Schwert und Jarlskrone und legte sie dann vorsichtig vor den König hin, der sich erhob und
seine rechte Hand hob, um Stille zu fordern. Seine Rede war sehr kurz.
    »Wir K-K-K-König Erik Eriksson ernennen hiermit Birger M-M-M-Magnusson zu u-u-u-unserem Jarl!«, rief er mit größter Anstrengung. Anschließend nahm er das Jarlsschwert und umgürtete Birger ohne weitere Umstände damit. Dann

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