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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nahm er die Krone, hielt sie in alle vier Himmelsrichtungen und setzte sie Birger auf.
    Die allermeisten im Saal applaudierten heftig, aber aus der hintersten Reihe, in der die Jünglinge saßen, ertönte nur unzufriedenes Gemurmel.
    Auf diese jungen Männer fiel Birgers erster Blick, als er seinen Kopf mit der Jarlskrone hob. Er prägte sich ihre Gesichter ein. Dann schwor er den Treueeid.

    Der Weg von Bjälbo zur Königsburg Näs war kurz, und es wurde auf dem Ritt nicht viel gesagt. Bereits am ersten Abend rief der König seinen neuen Jarl zu sich in seine eigenen Gemächer im westlichen Turm. Voller böser Ahnungen begab sich Birger dorthin.
    Dass ihn König Erik zum Jarl hatte ernennen müssen, obwohl ihm der jüngere Junker Karl lieber gewesen wäre, war Grund genug für Bitterkeit und Zwietracht. Aber selbst der einfältigste König musste einsehen, dass er den Schutz seines eigenen Lebens kaum ausschlagen konnte. Daraufhin hatte Birger vor den Folkungern seinen Jarlseid geleistet, und seinen Eid nahm er nicht auf die leichte Schulter.
    Aber über König Erik, von dem er im Grunde genommen nicht sonderlich viel hielt, wusste er viel zu wenig, um dessen Pläne vorhersehen zu können. Und wenn
der König jetzt so einfältig war, den Jarl erschlagen zu lassen, den er hatte wählen müssen, und anschließend Junker Karl zu seinem Jarl ernannte und die Folkunger dadurch entzweite, ohne zu begreifen, was er damit anrichtete?
    Es hatte keinen Wert, sich jetzt schon über ein solches Unglück zu grämen. Er hatte sich diese Suppe selbst eingebrockt, und zwar guten Gewissens, da er dem Reich so unendlich viel besser dienen konnte als der Grünschnabel Junker Karl.
    Er bekreuzigte sich, bevor er den Saal des Königs betrat. Dann beugte er rasch das linke Knie.
    »Ich sehe, dass Ihr als Jarl noch nicht viel Übung habt, Birger«, schmunzelte der König. »Setzt Euch zu mir und denkt in Zukunft daran, dass der Jarl und der Erzbischof die Einzigen im Reiche sind, die keinen Kniefall vor dem König machen müssen.«
    »Sieh einer an. Jeden Tag kann der Wissensdurstige also auch noch etwas über die kleinen Dinge lernen«, erwiderte Birger und ließ sich auf den Platz mit ausländischen Kissen nieder. Vor ihm, auf einem niedrigen Tisch, standen eine Kanne Wein und rheinische Gläser. Zu seinem Erstaunen wurde Rotwein gereicht.
    »Ihr seid mein Jarl und habt mir Euren Eid geschworen. Ich kenne Euch nicht so gut, wie ich Euch kennen sollte, und Ihr kennt mich nicht. Ich habe allerdings den Verdacht, dass Ihr keine sonderliche Hochachtung für mich hegt. Ich habe mir sagen lassen, dass Ihr und Knut Holmgeirsson einmal eine lange Nacht mit meinem Vater in diesem Saal verbracht habt. Lasst uns das jetzt ebenfalls tun. Ich bitte Euch, mir einleitend von dieser Nacht zu erzählen«, sagte der König, ohne ein einziges Mal zu stottern.

    »Es … es war eine lange Nacht«, begann Birger ein wenig unbeholfen, da ihn die schöne und fehlerfreie Rede des Königs verwirrt hatte.
    »Das verstehe ich, deswegen habe ich Euch auch gefragt, denn Ihr seid der einzige noch lebende Zeuge«, erwiderte der König lachend, hinkte auf den Tisch zu und goss erst sich und dann Birger ein Glas Rotwein ein. »Wir wollen jedoch zunächst eine Kleinigkeit klären. Ihr wundert Euch über meine Rede?«
    »Die Wahrheit ist … dass ich das tue, Eure Majestät«, antwortete Birger.
    »Ich bin nicht wie Ihr, mein Jarl. Ich hinke mit steifem Rücken durch die Welt und kann an keinem Turnier teilnehmen, also das tun, was Ihr Folkunger so hoch in Ehren haltet. Und was meine Rede angeht, so rede ich ohne Stottern, wenn ich um mein Leben fürchte, sehr zornig bin oder ganz zufrieden. Was glaubt Ihr, ist jetzt der Fall?«
    »Eure Majestät würden mir keinen Wein vorsetzen, vergifteten einmal ausgenommen, wenn Ihr sehr zornig wärt oder um Euer Leben fürchten müsstet«, erwiderte Birger mit einer angedeuteten Verbeugung, nahm sein Glas und prostete dem König trotzig zu.
    »Euer Mut ist groß, Birger, genau wie man es von Euch sagt, und mit Euch trinke ich gerne«, sagte der König lächelnd, hob sein Glas und führte es zum Mund. Birger tat es ihm gleich, ohne erkennen zu lassen, wie sehr er zögerte. Der Wein schmeckte sauer, aber gleichzeitig auch nach Honig und exotischen Gewürzen.
    »Dann will ich endlich von der Nacht hören, die mein Vater, Knut Holmgeirsson und Ihr miteinander verbracht habt«, sagte der König, nachdem er sein Glas wieder abgestellt

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