Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
der Stirn.
»Ich weiß. Diese Worte sind so wahr, als hätte ich es auf meinem Totenbett vor der Gottesmutter geschworen.«
»In diesem Fall erwartet den Erzbischof die Hölle«, stellte der Kardinal trocken fest.
»Wie könnt Ihr sagen, was ich nicht sagen konnte, Pater? Der Heilige Vater hatte doch allen die Sündenvergebung versprochen, die das Kreuz nahmen?«
»Weil der Erzbischof sich eingebildet hat, Gott betrügen zu können. Als könnte Gott nicht direkt in unsere schwarzen Herzen sehen, auch wenn der Erzbischof den Segen eines Kreuzzuges dafür missbraucht, das schlimmste aller Verbrechen zu bemänteln. Aber sagt mir, was Ihr selbst unternehmt, um für Eure Sünden zu büßen?«
»Nur das, was meine Macht mir ermöglicht. Ich habe viel Gold dafür ausgegeben, ein niedergebranntes Kloster aufbauen zu lassen. Zwei Kirchen, die von schlechten Menschen in Sörmland in Brand gesetzt worden waren, habe ich ebenfalls wieder aufbauen lassen. Die Hilfe, die ich Euch dabei geleistet habe, verirrte Schäfchen hier in Skänninge wieder zurück zur Herde zu bringen, ist möglicherweise ebenfalls Gott wohlgefällig. Aber diese Hilfe dient natürlich auch meinen eigenen Interessen sowie denen des Königs.«
»Und welche weiteren Sünden belasten Euer Gewissen, mein Sohn?«
»Kleinigkeiten, mit denen ich Eure Zeit nicht vergeuden möchte, beispielsweise dass ich am Ruhetag des Herrn
mit meinen Söhnen gefischt und Enten gejagt habe. Schlimmer ist es sicher, dass ich drei Kinder linker Hand und eine Geliebte habe, für die ich gesorgt habe, als seien sie meine von Gott gesegnete Familie. Das bereue ich nicht.«
»Dass Ihr dies nicht bereut, ist die größere Sünde.«
»Ich weiß, Pater. Trotzdem kann ich es nicht bereuen.«
»Dann kann ich Euch auch nicht vergeben, mein Sohn.«
»Das weiß ich auch. Aber was hätte es für einen Sinn, wahrheitswidrig zu behaupten, ich bereute es? Mit einem solchen Lippenbekenntnis könnte ich doch unserem Herrn nichts vormachen?«
»Nein, wahrhaftig nicht«, lächelte der Kardinal. »Ich wünschte mir, mehr Menschen wären so einsichtig. Ihr bereut also nichts und zögert auch nicht, in Zukunft weitere Aufrührer töten zu lassen?«
»Nein, jedenfalls nicht, wenn ich es im Interesse des Reiches für nötig halte. Das Glück des Reiches ist wichtiger als mein Seelenfrieden.«
»Dann seid Ihr also entweder sehr edel oder sehr eingebildet.«
»Ich bin kein edler Mann, Pater. Ich will Frieden und Glück schaffen, aber auch nur, weil ich ein praktischer Mensch bin. Und hinter diesem Eigennutz kann ich mich vor Euch nicht verbergen und vor Gott noch viel weniger.«
»Euer Gemüt ist ebenso hart wie Eure Ehrlichkeit groß, Birgerus. Vergeben kann ich Euch nicht, da Ihr einige Eurer Sünden nicht bereut. Aber ich kann Euch eine Buße auferlegen.«
»Hundert Jahre Wasser und Brot? Was hätte das für einen Sinn?«
»Keinen, das gebe ich zu«, lachte der Kardinal. »Und für einen Mann wie Euch wäre, um mich Eurer Ausdrucksweise zu bedienen, eine solche Buße außerordentlich unpraktisch, und vermutlich würdet sie Ihr auch ignorieren, da Ihr ihren Nutzen anzweifelt. Es gibt jedoch etwas Wichtigeres, das besser zu Euch passt. Ihr könnt Gott mit etwas dienen, das Eure größte Stärke ist.«
»Ein weiterer Kreuzzug?«
»Ganz richtig. Von Nowgorod dringen die Heiden nach Westen vor und bedrohen die Christen in Fennien, einer Provinz Eures Königs. Wenn Sie nicht rasch und energisch zurückgeschlagen werden, droht hier im Norden das Chaos.«
»Das ist wahr. Das würde auch unserem Handel sehr schaden. Es gibt also Gründe für einen Krieg. Aber das sind meine Gründe und nicht Eure, Pater. Wenn es nicht einmal einem Erzbischof gelang, Gott zu betrügen, wie sollte es dann mir gelingen?«
»Richtig. Aber Gott sieht und hört uns jetzt. Er ist bei uns, wenn ich Euch sage, dass ich Euch unter einer Bedingung alle Eure Sünden vergebe, Birgerus de Gothia.«
»Unter der Bedingung eines Kreuzzuges, den ich nicht um meines Glaubens willen durchführen würde, sondern um den Handel mit den fennischen Provinzen zu sichern? Ihr deutet erneut an, Pater, dass Gott sich betrügen lässt, obwohl er direkt in unsere Herzen schaut.«
»Das sage ich durchaus nicht, mein Sohn. Niemand kann Gott betrügen. Aber wenn er in Euer Herz sieht, dann sieht er auch, wie Ihr, dass diese Medaille zwei Seiten besitzt. Was Ihr nicht begreift, ist die Gnade. Befreit uns von den Heiden in Tavastland, und Ihr
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