Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Karl von Linköping, habe ich Männern der Kirche bisher stets misstraut und bin davon ausgegangen, dass kein Bischof für sich behalten würde, was ich ihm unter dem Beichtgeheimnis anvertraue. Ich versichere Euch, Eure Eminenz, dass ich gute Gründe für diesen Verdacht hatte.«
»Aber mir misstraut Ihr doch wohl nicht, Herzog Birgerus?«, fragte der Kardinal unschuldig.
»Nein, wahrhaftig nicht! Euch misstraue ich nicht, denn ich habe nie einen Kirchenmann getroffen, dessen Glauben und hohe Berufung ich so ernst genommen hätte!«, antwortete Birger und erkannte zu spät, dass er in die Falle getappt war.
»Nun denn!«, sagte der Kardinal lächelnd und zog ein Seidenband hervor, küsste es und hängte es sich über die Schultern. Dann segnete er Birger und die Beichte.
»Mein Sohn, ich bin bereit, Euch die Beichte abzunehmen«, sagte er und breitete die Arme aus.
»Das ist jetzt wirklich viele Jahre her …«, murmelte Birger unwillig.
»Umso größer die Veranlassung«, erwiderte der Kardinal sanft. »Schaden kann es Euch doch nicht, mein Sohn.«
»Nein, das wohl nicht«, seufzte Birger und rückte unmutig auf seinem Stuhl hin und her. »Nun gut. Vater, verzeiht mir, denn ich habe gesündigt!«
»Dann bin ich bereit, mir Eure Litanei anzuhören, mein Sohn.«
»Um die Wahrheit zu sagen, habe ich schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr gebeichtet. Womit soll ich also beginnen? Dass ich als eine meiner ersten Amtshandlungen, nachdem mir die Jarlswürde verliehen worden war, einen jungen Mann hinrichten ließ? Mein Vorgänger im Amt hatte das Leben dieses Jünglings verschont, ich tat es jedoch nicht.«
»Geschah es aus Hass oder aus Neid diesem Mann gegenüber?«, fragte der Kardinal mit gerunzelter Stirn.
»Ich kannte ihn nicht. Ich war ihm nie begegnet. Er war ein Aufrührer gegen den König. Er hatte sich selbst zum König ausrufen lassen, und das kostete vielen Menschen das Leben.«
»Ich verstehe«, erwiderte der Kardinal erleichtert. »Aber ein Hochverräter wird doch ohnehin nach dem Gesetz zum Tode verurteilt?«
»Nach dem Römischen Recht ganz sicher, aber nicht nach unserem. Ich befürchte auch, dass ich einen solchen Beschluss nicht zum letzten Mal gefasst habe. Jeden Aufruhr gedenke ich mit Härte niederzuschlagen. Mehrere junge Männer in unserem Reich sehen sich dazu berufen, den Fehdehandschuh des Getöteten aufzunehmen, und wenn es nach meinem Willen geht, werden auch sie sterben. Wenn das also eine schwere Sünde ist, was soll ich dann nach Meinung der Kirche tun?«
»Strebt Ihr um Euer selbst willen die Macht an, mein Sohn?«
»Nein. Mein König ist ein guter Mann. Viele unterschätzen ihn, weil er kein guter Redner ist. Zu dem Treueeid, den ich ihm geschworen habe, stehe ich. Er will unser Land zu einem besseren und glücklicheren Reich machen. Wie ich will auch er das Römische Recht einführen. Dazu soll die mir verliehene Macht verwendet werden.«
»Nur dazu? Nicht um Euch selbst zu bereichern?«
»Doch, gewiss auch das. Ich habe es bereits getan, und falls das eine schwere Sünde ist, dann bekenne ich sie. Es fällt mir jedoch schwer, sie zu bereuen. Ich will meinen Nachkommen ein Leben in Wohlergehen und ohne Furcht garantieren.«
»Habt Ihr an einem Kreuzzug nach Osten teilgenommen, wie ihn der Heilige Stuhl wiederholte Male von dem König in diesem Land gefordert hat?«
»Gewiss. Dreimal habe ich an einer solchen kriegerischen Unternehmung teilgenommen.«
»Aber dann sind Euch ja die meisten Sünden Eures Lebens vergeben, mein Sohn.«
»Das glaube ich nicht. Ich habe Dinge gesehen, die mich davon überzeugt haben, dass das, was wir den Heiligen Krieg nennen, keine Sünden ausgleicht.«
»Ihr sündigt, wenn Ihr die Versicherungen des Heiligen Vaters bestreitet, mein Sohn. Aber sagt mir trotzdem, was Euch diesen Irrglauben eingegeben hat.«
»Ich habe mit angesehen, wie ein Erzbischof einen Mann, der bereits Christ war, zwangsweise getauft hat und anschließend köpfen ließ, weil er während der Taufe zu viel Lärm gemacht hatte. Anschließend fiel besagter Erzbischof auf die Knie und dankte Gott, dass er ihm damit den Giftmord an unserem König verziehen habe. Nach dieser Missetat fuhr der Erzbischof sofort nach Hause und starb mit einem glücklichen Lächeln auf
den Lippen in der Gewissheit, dass ihn das Paradies erwarte.«
»Was Ihr mir unter dem Beichtgeheimnis anvertraut, muss wahr sein, denn Gott ist unser Zeuge«, sagte der Kardinal mit besorgten Falten auf
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