Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
erhaltet durch Gottes Gnade Vergebung für alle Eure Sünden.«
III
I M ZWEITEN JAHRE DES KREUZZUGS gelang es Birger mit knapper Not, dem großen Schneefall zu entgehen und sich von der im Bau befindlichen Burg im Herzen von Tavastland bis in die Bischofsstadt Åbo an der Küste zu begeben. Es erstaunte ihn nicht weiter, dass ihn die Bischofsschar sofort aufsuchte und sich mit frecheren Worten als sonst über seine Kriegsführung beklagte.
Die Klagen galten vor allem der geringen Zahl getaufter Heiden, aber blutdürstig waren die Bischöfe auch und forderten in Zukunft eine größere Anzahl an Heidenleichen. Sie verstanden nichts von diesem Krieg, aber von solchen Männern war das auch nicht zu erwarten. Was sie als Verdienst rechneten, so wie Kaufleute das Silber in ihren Truhen zählten, war allein die Anzahl Erschlagener oder Zwangsgetaufter.
Sie beklagten sich sogar über das viele Gesindel und die zahlreichen Übeltäter, Freigegebenen und Armen, Vogelfreien und von Haus und Hof Vertriebenen, die Birger aus dem von einem törichten Aufruhr schwer in Mitleidenschaft gezogenen Svealand mitgebracht hatte.
Dort hatte Birger seinen Kreuzzug begonnen. Seine Boten und er selbst waren von Stadt zu Stadt und von einem Landende zum anderen geritten und hatten überall verkündet, dass sich alle, die sich diesem neuen Kreuzzuge anschlössen, ihr Seelenheil erlangen würden. Das hatte zuerst verkündet werden müssen, obwohl es alle bereits früher gehört hatten.
Besser gewirkt hatte das Versprechen, dass jeder, gleichgültig wie arm, einen eigenen Hof in dem neuen Reich auf der anderen Seite des Meeres erhalten würde, wenn er nur für König und Jarl kämpfte. Außer Haus und Hof wurden ihm eine größere Summe Silber und eine Kuh versprochen. Nach dem Krieg, den die Svealänder nach dem letzten Aufruhr verloren hatten, lebten viele im Elend, auf den Wegen trieben Bettler und Landstreicher ihr Unwesen, verbreiteten Unsicherheit und säten Zwietracht. Sie waren jeder unchristlichen Tat fähig, nur um gelegentlich einmal satt einschlafen zu können, wenn der Abend kam. Das Versprechen tausendfacher Belohnung für eine christliche Tat erschien ihnen wie ein Wunder.
Während der ersten beiden Kriegssommer waren mehr als viertausend Mann dem Aufruf zu einem neuen Leben in einem Land, das ihr eigenes war, gefolgt. Im Hafen von Åbo drängten sich die Schiffe von Svealands Küsten. Die meisten Männer und Frauen waren als Soldaten ungeeignet. Diese ließ Birger unverzüglich und so schnell wie möglich mit dem Roden beginnen und einen Hof bauen, damit sie dem Heer nicht zur Last fielen. Von Åbo aus sollten sie die Küste nach Norden und Süden besiedeln. So würde Tavastland von Siedlern umschlossen und allmählich ein fester Teil des Reiches werden.
Den Krieg gegen die Tavastländer führte Birger nur als Verteidigungskrieg und fast ausschließlich mit der Reiterei. Große Schlachten vermied er. Die Hälfte der Folkungerreiterei stand unter seinem Befehl. Jeden Monat kehrten einige Schwadronen in die Heimat zurück und wurden durch ebenso viele neue ersetzt. Die Aufgabe der Reiterei war es, ständige Präsenz zu zeigen, durch alle Gebiete zu patrouillieren, in denen die Siedler ihre Höfe bauten, und
alle bewaffneten Feinde zu übermannen. Den Reitern war es jedoch strengstens untersagt, Unbewaffnete anzugreifen. Sie durften auch niemanden einfangen, um ihn der Zwangstaufe zuzuführen. Die Heiden sollten eine deutliche Botschaft empfangen: Wer eine Waffe gegen die Männer König Eriks erhob, der war des Todes.
Einen Umstand, der Ursache des letzten Aufstands gewesen war, hatte Birger beseitigt, sobald er an Land gestiegen war und sich darüber kundig gemacht hatte. Die Kirchenmänner hatten den Heiden aus unerfindlichen Gründen verboten, mit Fellen, Butter und Eisen zu handeln. Die Christen durften ihre Waren nicht kaufen und diese vor allem nicht über die Meere transportieren, um mit ihnen Handel zu treiben. Sobald die Not im waldreichen Land der Tavastländer groß genug geworden war, hatte es notgedrungen einen Aufstand gegeben.
Dieses Handelsverbot war einer der Gründe, warum es den Tavastländern beinahe gelungen wäre, die christlichen Untertanen König Eriks aus dem Land zu werfen. Der andere war die unvorstellbare Grausamkeit einiger Kleriker. Ein Bischof namens Thomas aus Åbo musste Birgers Meinung nach vollkommen verrückt gewesen sein, als er, einem demütigen Diener Christi unziemlich, die Heiden so
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