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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erläuterten ein paar Priester mit gelehrten Worten ihre Ansichten über Gottes Willen, wobei sich dies auch mit weniger Worten hätte ausdrücken lassen. Sie bemängelten, dieser Kreuzzug sei kein richtiger Kreuzzug, denn sonst hätten sie mehr Zwangstaufen durchführen dürfen, und mehr Heiden hätten wegen Widerspenstigkeit ihren Kopf verloren. Denn so gehe es, ob mit oder ohne gelehrte Worte, auf einem richtigen Kreuzzug zu.
    Das war die ganze Aussage, obwohl es zwei Stunden in Anspruch genommen hatte, diese darzulegen.
    Als Birger schließlich das Wort ergreifen musste, weil sonst alle geschwiegen hätten, hatte er im Stillen schon längst beschlossen, sich einem langen Streit mit Hilfe von etwas Härte und Lüge zu entziehen. Das konnte schließlich nicht schaden, solange es diese Verrückten nur zur Ruhe brachte.
    »Ich habe Eure Klagen vernommen«, begann er leise, damit es im Saale vollkommen still wurde, »und zwar nicht zum ersten Mal. Ich will Euch jedoch bitten, einige Dinge zu bedenken, die Ihr vergessen zu haben scheint. Keine Kleriker, sondern ich führe bei diesem Kreuzzug den Befehl, und dafür gibt es gute Gründe. Denn ohne einen Sieg wird aus Eurer unermüdlichen Bekehrungsarbeit
kein Pilgergesang der Seelen. Ohne Sieg gibt es nur Weinen und Zähneknirschen und vergebliche Gebete zum Herrn, Kasteiungen und die Frage an Gott, warum er uns scheitern ließ, obwohl unsere Absichten so gut waren. Ihr müsst ebenfalls bedenken, dass sich nicht zum ersten Mal Männer aus unserem Reiche dieser hehren Aufgabe stellen. Vor hundert Jahren war der Heilige Erik an meiner Stelle, vor fünfzehn Jahren und ein weiteres Mal vor zwölf Jahren war ich hier. Andere aus unserem Land waren in derselben Absicht vor uns da, und weil der Aufruhr wieder begonnen hat, war alles, was vor uns erreicht wurde, vergebens. Damit soll es jetzt ein Ende haben. Das ist unsere letzte Reise. Jetzt soll Tavastland unserem Reich für alle Ewigkeit einverleibt werden. Deswegen bevölkere ich dieses Land mit unseren eigenen Leuten, deswegen führe ich diesen Krieg mit großer Milde, deswegen bauen wir eine mächtige Burg im Herzen dieses Landes, deswegen habe ich den Tavastländern erlaubt, ihren Handel wieder aufzunehmen. Ich gebe Euch in diesen zwei Jahren nicht tausend tretende, zappelnde, unwillige Heiden zur Taufe. Ich gebe Euch Tavastland für alle Ewigkeit. Das bedeutet zehntausend neue Christen, wenn Ihr nur etwas Geduld aufbringen und Euren kindischen Blutdurst zurückhalten könnt. Fragt Euer Gewissen, was bereitet im Himmel die größere Freude, ein bekehrter Heide oder ein toter?«
    Er hatte langsam und mit Nachdruck gesprochen. Das dumpfe Schweigen im Saal überzeugte ihn davon, dass seine Worte die beabsichtigte Wirkung gezeitigt hatten, was natürlich nicht genügte, denn kurz nach seinem Verlassen der Bischofsburg würden diese unverbesserlichen Männer vermutlich erneut zu streiten beginnen. Jetzt musste eine Lüge herhalten, um ihnen endgültig das Maul zu stopfen.
    Birger erhob sich, als wolle er gehen, während es immer noch vollkommen still war. Dann tat er so, als würde er sich an eine Kleinigkeit erinnern, und richtete seinen Blick erneut auf die Versammlung.
    »Zwei weitere Dinge solltet Ihr noch bedenken, Ehrwürdige und weniger Ehrwürdige«, sagte er mit viel lauterer Stimme als zuvor. »Für die Art meiner Kriegsführung habe ich die Segnung Vilhelm von Sabinas empfangen. Wer mich erzürnt, erzürnt auch den Kardinal und den Heiligen Stuhl. Das bedeutet, dass ich einen Aufruhr unter den Männern der Kirche wie einen Aufruhr unter Soldaten betrachte. Aufrührer verlieren den Kopf.«
    Dann verließ er langsam und mit strenger Miene den schweigenden Saal, wobei es ihm jedoch schwerfiel, ernst zu bleiben, bis er außer Blickweite war.
    Verzeiht mir diese kleine Verbesserung der Wahrheit, Eure Eminenz, aber meine Absichten sind gut, lachte er innerlich und machte ein scheinheiliges Gesicht, während er seinen pelzgefütterten Winterumhang enger um sich zog.
    Zufrieden trat er in die eisige Kälte vor den Toren der Burg. Die Straßen waren menschenleer, und nicht einmal eine Katze oder ein Hund waren zu sehen. Auf dem Weg fiel ihm ein, dass er seit Wochen schon nicht mehr vernünftig gegessen hatte. Dem wollte er abhelfen und dann satt und mit einem Rausch einschlafen.
    Endlich hatte er die Bischöfe zum Schweigen gebracht. Der Sieg im Krieg war ihm gewiss, da bereits mit dem Aufbau des Landes mehr zu tun war als

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