Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
unsere Krönung ist und diese so bald wie möglich stattfinden soll. Danach habt Ihr, verehrte Ratsherren, Euch zu richten. Falls Ihr Einwände habt, so sind wir mit unserer Geduld rasch am Ende, falls Ihr herumfaselt.«
In dem kahlen, weiß gekalkten Raum, dessen Wände nichts anderes schmückte als das Kreuz, die Kronen der Eriker und die Löwen der Folkunger, wurde es vollkommen still. Die Bischöfe sahen sich fragend an, Bischof Bengt holte lautstark Luft, als er auf dem niedrigen Hocker nach einer bequemeren Stellung suchte.
»Wenn Ihr also in dieser Sache nichts vorzubringen habt, so betrachten wie sie als vorgeschlagen und beschlossen«, fuhr der König fort und griff nach den Armlehnen, als wolle er sich erheben, um seiner Wege zu gehen.
»Eure Majestät! Mir scheint, diese Sache lässt sich doch noch drehen und wenden«, meldete sich Bischof Bengt schwer atmend zu Wort.
»Gut!«, erwiderte der König knapp und tat so, als mache er es sich erneut auf seinem Stuhl bequem, um mit großem Interesse zuzuhören. »Aber denkt an meine Worte, kein unnötiges Geschwätz!«
Bischof Bengt schluckte mit Mühe die Beleidigung herunter und erweckte den Anschein, als wäge er seine Worte mit Bedacht:
»Es erscheint mir wenig wahrscheinlich, dass König Valdemar dem zweifachen Sieger solches Wohlwollen entgegenbringen sollte, dass er ihn mit seiner Schwester belohnt«, begann er langsam und eindringlich. »Außerdem könnte eine solche Frage auf eine Schwäche unsererseits schließen lassen und uns einen weiteren Krieg eintragen. Deshalb finde ich diesen Vorschlag eher schädlich als klug. Und was die Krönung betrifft, so ist der Erzbischof des Reiches im Augenblick nicht zugegen, weshalb diese Sache aufgeschoben werden muss. Das ist meine Meinung, und auch wenn Sie Eurer Majestät nicht gefällt, so war sie doch wohl nicht zu wortreich?«
»Nein, aber einfältig«, antwortete Königinwitwe Cecilia Blanka, was die Herren im Saal mit Bestürzung aufnahmen. Nie zuvor hatte sich eine Frau, auch keine Königin, erdreistet, sich so grob in die Beschlüsse des Rats einzumischen.
»Und da Ihr mich keiner Antwort würdigt, so will ich Euch auch gerne erklären, warum Ihr so einfältig seid«, fuhr Cecilia Blanka ungerührt fort. Ihr Sohn, der König, unternahm nicht die geringsten Bemühungen, sie am Reden zu hindern. »Denkt nur an die Lage von König Valdemar. Er hat in Sachsen und Schleswig gesiegt, er beherrscht
Hamburg, und bald wird er auch Lübeck beherrschen. Er hat in Polen, Livland und Kurland gesiegt, aber zweimal hat er bittere Niederlagen erlitten, beide Male in Västra Götaland. Was geht einem so mächtigen Mann daraufhin durch den Sinn? Also, sitzt jetzt nicht mit offenem Mund da, sondern antwortet mir lieber, falls Ihr etwas zu sagen habt, Bischof!«
»Er denkt vermutlich, dass er seine Demütigung wettmachen muss. Er sieht sich gezwungen, ein drittes Mal zurückkehren, um uns auf dem Schlachtfeld endgültig zu besiegen«, antwortete der Bischof und sah sich zögernd in der Runde um, als sei er sich unsicher, ob es sich gezieme, auf die Frage einer Frau zu antworten.
»Ganz sicher erwägt er auch das«, fuhr Cecilia Blanka ebenso ungerührt fort wie zuvor. »Doch so teuer, wie ihn diese beiden Niederlagen zu stehen gekommen sind, muss ein Sieg noch teurer werden. Und das alles nur für die Ehre, da er doch auch seinen gottgefälligen Kreuzzug im Osten fortsetzen könnte. Wie viel Silber er auch darauf verwenden mag, ein neues Heer gegen uns auszurüsten, so bleibt der Sieg trotzdem ungewiss, da zwei seiner stärksten Heere von den unseren aufgerieben wurden. Will er also wirklich in einen neuen Krieg gegen das christliche Land im Norden ziehen statt gegen die Heiden im Osten? Das kann er vermeiden, indem er für Frieden sorgt, für einen ehrlichen Frieden, der ihn einzig und allein seine Schwester Rikissa kostet. Würdet Ihr da nicht anbeißen, wenn Ihr an seiner Stelle wärt?«
Bischof Bengt sah sich gezwungen, gründlich nachzudenken, ehe er etwas entgegnete. Die nachdenkliche Miene aller Männer im Saal ließ vermuten, dass sie etwas vernommen hatten, das ihnen wirklich erwägenswert erschien. Niemand grinste, keiner warf dem anderen einen vielsagenden
Blick zu. Der König und sein Jarl saßen vollkommen reglos und mit unbewegten Mienen da. Offenbar beabsichtigten sie, die Königinwitwe die Verhandlung weiterführen zu lassen.
»Zweimal haben wir seine Heere aufgerieben«, begann Bischof Bengt
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