Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
unsicher, weil er nicht wusste, ob er die anderen Männer hinter sich hatte. »Kommt König Valdemar ein drittes Mal, dann werden wir ihn mit Gottes Hilfe auch ein drittes Mal schlagen!«
»Jetzt seid Ihr nicht nur einfältig, sondern geht auch leichtfertig und grausam mit dem Leben anderer um!«, fiel ihm Cecilia Blanka ins Wort. »Wart Ihr nach Lena und vor allen Dingen nach Gestilren nicht oft genug auf dem Leichenschmaus? Ihr solltet es besser wissen, als in unserem Land für neue Witwen und Waisen zu sorgen! Hinzu kommt, dass uns der Sieg bei Gestilren selbst das Rückgrat gebrochen hat. Jetzt stehen wir ohne unsere besten Männer und vor allen Dingen ohne unseren Heerführer, unseren seligen Marschall Arn Magnusson, da. Falls Ihr meinen Worten nicht traut, dann fragt den Jarl an meiner Seite!«
Bischof Bengt kam das alles wie ein Alptraum vor. Seit seiner Zeit als junger Kaplan war er von einem Frauenzimmer nicht mehr so abgekanzelt worden. Und hier geschah es noch dazu beim königlichen Rat. Außerdem saß er so unbequem auf seinem elenden Hocker, dass sein Bauch herabhing und er immer weniger Luft bekam.
»Es ist wahr, was die Königin sagt«, äußerte der Jarl schließlich leise, da das peinliche Schweigen sonst zu lange gedauert hätte. »Die Macht, über die wir noch in Gestilren verfügt haben, besitzen wir im Augenblick nicht mehr. Dort haben wir viele gute Männer verloren, und am teuersten von allem war der Verlust dessen, der mehr als jeder andere zu unserem Sieg beigetragen hat. Deshalb
wäre ein neuer Krieg gegen König Valdemar das Schlimmste, was unserem Reich widerfahren könnte. Alles, was wir tun können, um dies zu vermeiden, sollten wir sehr ernsthaft in Erwägung ziehen. Daher wäre es sowohl klug als auch eine schöne Geste unseres Königs, diese Zwangslage zu lösen, indem er Valdemars Schwester Rikissa ehelicht. Ist Valdemar so sehr auf Rache bedacht, dass er unbedingt in einen neuen Krieg ziehen will, dann wird uns diese Sache nicht glücken. Dann kommt der Krieg. Aber falls Valdemar auch nur die geringsten Zweifel hegt und glauben könnte, dass wir immer noch so stark sind wie zuvor, dann muss er als ein kluger König die ausgestreckte Hand ergreifen. Darin stimme ich mit der Königin überein.«
»Und das ist auch meine Meinung!«, schloss sich König Erik an, bevor noch irgendein Bischof oder sonst jemand im Saal den Streit verlängern konnte.
»Aber eine Krönung stößt trotzdem auf gewisse Schwierigkeiten …«, versuchte Bischof Bengt mit hochrotem Gesicht und keuchender Stimme einzuwenden.
»Ganz und gar nicht!«, widersprach der König. »Auf dem Tisch hinter Euch, neben unserem Siegel und unseren Schreibgeräten, liegt die Königskrone, die wir ehrlich von Sverker Karlsson bei Lena gewonnen haben. Er händigte sie uns freiwillig aus, damit wir sein Leben schonen, und versprach, nie wieder ins Reich zurückzukehren. Er hat sein Wort gebrochen. Deswegen ist er jetzt tot. Aber die Krone gehört uns, und das sagt auch der Heilige Vater in Rom, wenn wir recht unterrichtet sind. Oder seid Ihr da anderer Meinung, Bischof?«
»Nein, nicht wenn sich die Sache so verhält«, erwiderte Bischof Bengt stöhnend. »Aber das kann Schwierigkeiten mit Erzbischof Valerius geben …«
»Das können wir kaum glauben!«, unterbrach ihn der König erneut. »Valerius kann sich entscheiden. Er kann tun, was seine Schuldigkeit als Erzbischof ist, oder er kann aus dem Land fliehen. Unsere Krönung wird erfolgen, sobald wir König Valdemars Antwort erhalten haben. Und jetzt steht uns der Sinn nicht länger nach dieser Versammlung, sondern wir wollen unsere Gäste lieber mit Schmaus und Trank erfreuen!«
Mit diesen Worten erhob sich der König, nahm den Arm seiner Mutter und verließ wort- und grußlos den Ratssaal. Bischof Bengt erhob sich schwerfällig und keuchend. Er hatte das Gefühl, dass er es nicht länger auf diesem kleinen Marterwerkzeug von Hocker, den man ihm angewiesen hatte, ausgehalten hätte, ganz gleichgültig, um welche hochwichtige Angelegenheit es gegangen wäre.
Damit hatten die Witwen ihren Willen durchgesetzt. Dies war die erste Maßnahme, die sie in der langen Nacht bei viel Weißwein oben im Westturm auf der Königsburg Näs vereinbart hatten.
Nachdem sich der Bote zu König Valdemar auf den Weg gemacht hatte, mit dem demütigen Begehren des Königs von Svealand und Götaland, dass alle Feindseligkeiten ein Ende haben mögen und dieser Frieden durch die Hochzeit von
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