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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Rikissa und Erik Knutsson besiegelt werden solle, trat eine Zeit der Untätigkeit und des unerträglichen Wartens ein. Viel gab es auf der Königsburg Näs nicht zu tun, weder in Worten noch Taten, bevor die Antwort aus Dänemark eintraf.
    Dafür nahm der Klatsch während der Wartezeit einen umso breiteren Raum ein. Auf Näs wurde vom Witwenregiment
gemunkelt, was dem jungen König Erik nicht eben zur Ehre gereichte. Daher waren Cecilia Rosa, Ulvhilde Emundsdotter und Ingrid Ylva, jedenfalls um den Schein zu wahren, auf ihre Güter abgereist. Sie hielten es für klüger, in Zukunft an einem Ort zusammenzukommen, an dem neugierige Ohren und böse Zungen weiter entfernt waren als auf der Königsburg Näs. Das nächste Treffen sollte in Ulvåsa stattfinden.
    Als Königinwitwe Cecilia Blanka und Ulvhilde Emundsdotter, die sich wie vereinbart auf dem Weg getroffen hatten, eine Woche später mit ihrem kleinen Gefolge in Ulvåsa eintrafen, bot sich ihnen ein seltsamer Anblick. Da sie zwischen den Häusern auf den Innenhof ritten, schleppten vier von Ulvåsas Gefolgsleuten einen zappelnden Mann in Seidenkleidern herbei und warfen den fluchenden Mann ohne weitere Umstände auf den nächsten Misthaufen. Kaum hatten sich die Freundinnen von diesem ungewöhnlichen Anblick erholt, da entdeckten sie Ingrid Ylva in der Tür des Langhauses. Sie warf mit harten und unkeuschen Worten einen Gegenstand nach dem anderen auf den Hof, unter anderem etwas, das wie eine schwere Goldkette mit Edelsteinen aussah. Ingrid Ylva sprühte förmlich Funken vor Wut.
    Sie bekam jedoch sofort wieder gute Laune, als sie ihre verblüfften Freundinnen neben sich entdeckte, und winkte einen Stallknecht heran, ihnen ihre Pferde abzunehmen. Wenig später nahmen sie auf weichen Kissen im Langhaus von Ulvåsa Platz. Wein wurde eingeschenkt, und Ingrid Ylva erzählte lachend, dies sei bereits der dritte Freier gewesen, den sie auf den Misthaufen werfen lasse. Sie hoffe nur, dass sich diese Sitte in Windeseile herumsprechen würde. Ulvhilde meinte, das sei sehr unwahrscheinlich, da wohl wenige Männer damit prahlen würden,
auf einen Misthaufen geworfen worden zu sein. Über diese Einsicht mussten sie sehr lachen, und etwas später am Nachmittag, als Cecilia Rosa mit dem Boot aus Forsvik eingetroffen war und Ingrid Ylva die Geschichte noch einmal erzählte, lachten sie noch lauter.
    Von den vier Witwen war Ingrid Ylva als Einzige jung genug, um weitere Söhne zu bekommen. Aus diesem Grund hatte sie sich mit den meisten Freiern herumzuschlagen. Dass sie noch keine dreißig Winter alt war, obwohl sie vier Söhnen das Leben geschenkt hatte und dabei aussah, als hätte sie nicht einen, machte die Sache natürlich nicht besser. Die Schönheit Ingrid Ylvas war weithin berühmt.
    Die drei anderen Witwen fühlten sich in dieser Hinsicht gefeit. Sie konnten keine Söhne mehr bekommen und hatten nur Reichtümer zu bieten, was bedeutete, dass sie keiner guten Partie bedurften und ihre Misthaufen wohl nur selten die Bekanntschaft von Herren in Seidenkleidern machen würden.
    Aus der Perspektive der Herren im Reiche war es recht unkompliziert, eine Witwe zur Frau zu nehmen. Da waren keine zähen Verhandlungen mit verschlagenen Verwandten nötig, die sich den Kopf über Mitgiften und Morgengaben zerbrachen, da konnten Mann und Frau selbst bestimmen. Es war also wenig überraschend, dass viele Männer interessiert daran waren, eine reiche Witwe zu finden. Schwerer zu erkennen war es manchmal, was sie für den Reichtum, den sie ernten wollten, als Gegenleistung zu bieten hatten. Ingrid Ylva erzählte ebenso gut gelaunt wie gotteslästerlich davon, was zumindest für die beiden Cecilien schwer begreiflich war: Die Männer seien überzeugt davon, dass keine Frau auf Dauer ohne das männliche Glied leben könne. Außerdem glaubten sie, dass sich
kleine Söhne nicht ohne einen Mann im Hause erziehen ließen.
    Als sie Letzteres aussprach, erlosch das Licht in ihren Augen. Erneut erzürnte es sie, dass die Männer, die auf dem Misthaufen gelandet waren, sich tatsächlich eingebildet hatten, an Magnus Måneskölds Stelle treten und sich der Enkel Arn Magnussons anzunehmen zu dürfen, obwohl sie diese doch nur zu feigen Höflingen, dummen Faulpelzen, Trunkenbolden und Reigentänzern erziehen würden. Sie selbst hatte ganz andere Pläne und wollte sich um die Erziehung ihrer Söhne ohne einen liebestollen Faulpelz an ihrer Seite kümmern, damit die Jungen zu Männern heranwüchsen,

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