Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
deren Andenken ebenso lang leben würde wie das von Arn Magnusson!
Der Gedanke an die Zukunft ihrer Söhne hatte sie so sehr in Rage gebracht, dass sie Gift und Galle spuckte und nicht so sprach, wie man es von einer milden Mutter erwartet hätte. Die anderen waren etwas verstimmt, weil die fröhliche Gesprächigkeit verschwunden war. Ingrid Ylva fing sich jedoch rasch wieder, als sie sich ihres Fehlers bewusst wurde. Sie entschuldigte sich damit, dass diese einfältigen Freier sie einfach wütend machten; dann versuchte sie mit der Geschichte, wie der letzte Freier ein unwillkommenes Bad genommen hätte, die Wogen zu glätten. Die anderen lachten verhalten, und bald war die gute Stimmung unter den verschworenen Freundinnen wiederhergestellt. Sie hielten zusammen und würden das Land in den Frieden und in eine neue Blütezeit führen, so wie es damals unter der langen Regierung Cecilia Blankas an der Seite Knut Erikssons gewesen war.
Damit waren sie wieder bei den ernsten Dingen, was sie jedoch nicht daran hinderte, es sich bequem zu machen und dem Wein zuzusprechen. Nun brauchten sie keine
endlosen Mahlzeiten in lärmenden Rittersälen mehr zu erdulden, wo Bier verschüttet wurde und es nach Erbrochenem roch, sondern konnten sich je nach Verlangen kleine Gerichte wie gebratenen Fisch, Lammkeule und anderes servieren lassen.
Sie waren überzeugt davon, dass König Valdemar den Vorschlag annehmen würde, lieber seine Schwester Rikissa als ein neues Heer nach Schweden zu schicken. Rikissa tat ihnen leid, da sie zu wissen glaubten, dass sie noch keine zwanzig Jahre alt war. Sie hatten alle erlebt, wie es war, direkt aus dem Kloster zu kommen und plötzlich mit einem fremden Mann, schlimmstenfalls einem Alten, das Brautbett zu teilen. Über Rikissa wussten sie nicht viel mehr, als dass ihre Mutter Sofia im ganzen Norden für ihre Schönheit berühmt war. Daraus schlossen sie, dass Rikissa nicht nur jung war, sondern auch mehr als schön genug für eine Königin.
Cecilia Blankas Sohn Erik brauchte sich ebenfalls nicht zu schämen. Er war noch keine dreißig, hatte allerdings wie sein Vater etwas gelichtetes Haar. Er war jedoch stark, schlank und groß. Ein guter Krieger. Das musste die junge Rikissa schließlich für eine Ehre halten, da ihr Bruder, der sonst nie einen Krieg verlor, nicht weniger als zweimal von diesem König Erik besiegt worden war.
Die junge Rikissa stellte sich vermutlich einen grausamen Herrscher vor, einen alten Mann, der sich steif und breitbeinig in seiner Rüstung bewegte und dessen Gesicht von Narben übersät war. Dessen Körper durch die lange Zeit, die er im Felde verbracht hatte, von Geschwüren bedeckt war, ein Mann, der nachts schlecht roch.
Da Erik ganz anders war, würde Rikissa eine freudige Überraschung erleben, wenn sie ihren Zukünftigen zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Das sei gut, meinten alle vier.
Verängstigt und schüchtern würde sie eintreffen und nur in Gesellschaft ihrer besten Mägde, da man sich kaum vorstellen konnte, dass die edlen Burgfräulein ihr an einen Königshof in der Fremde folgen würden, wo sie ein ungewisses Schicksal erwartete. Die zukünftige Königin des Reiches war so gesehen also nicht zu beneiden. Missgelaunt und scheu würde sie sich bald irgendwo auf Näs verkriechen. Und das war nicht gut.
Cecilia Rosa hatte als Erste eine Idee, was man gegen die Verlegenheit der jungen Rikissa unternehmen könnte. Sie meinte, nach Lödöse ritte man doch in wenigen Tagen, und dort würde das Schiff des dänischen Königs mit Jungfer Rikissa sicher festmachen.
Mit Ausnahme von Ingrid Ylva waren sie inzwischen alle grauhaarige alte Frauen geworden, aber reiten konnten sie, und eine Woche zu Pferde bei Sommerwetter stellte für sie keine Schwierigkeit dar. Sie alle würden also der jungen Dänin entgegenreiten und sie am Ufer in Empfang nehmen. Dann würden sie Rikissa beim Ritt nach Näs trösten und ihr über Erik und ihr Land nur Gutes erzählen.
»Dann haben wir sie von Anfang an auf unserer Seite«, meinte Königinwitwe Cecilia Blanka.
»So denke ich auch«, bestätigte Cecilia Rosa eifrig. »Lasst uns jetzt nur noch darum beten, dass der dänische König vernünftig und nicht kriegslustig ist und Rikissa wirklich wie erhofft eintrifft.«
»Darum brauchen wir nicht zu beten«, sagte Ingrid Ylva. »Sie kommt, ich kann sie vor meinem inneren Auge sehen, wie sie an Land steigt. Sie trägt einen roten Umhang und ein weißes, golddurchwirktes Gewand. Auf
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