Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
der sich große Heere
begegneten und schließlich eine Königskrone auf dem Spiel stand. Doch musste sie kommende Nacht nicht in übertriebenem und verzweifeltem Gebet verbringen, denn sie war nicht wie andere Mütter.
Birger schlief in dieser Nacht ruhig, Knut Holmgeirsson erging es ganz anders. Er hatte lange mit den Gefolgsleuten und Köchen im Königssaal gesessen, in dem sich keine anderen Gäste mehr befunden hatten. Er hatte einen Krug Bier getrunken, der ihm Mut machte, dann einen, der ihm prahlen half, wie er dem Folkunger am nächsten Tag den Hals umdrehen würde, und schließlich einen, der ihn in den Zustand der Toren und Schelme versetzte, so dass ihn die Knechte des Königs schließlich ins Bett hatten tragen müssen.
Es war ein wolkenloser und für die Jahreszeit sehr warmer Tag. Als sich die Kämpfer in Rüstung vor dem König, der jungen dänischen Königin und allen anderen auf dem Burghof aufstellten, lief Knut bereits der Schweiß von der Stirn. Er kniff seine blutunterlaufenen Augen zusammen, als schmerze ihn das Licht.
Während der König den beiden den Eid vorsprach, flüsterte Cecilia Rosa der blassen Ingrid Ylva fröhlich zu, dass es Junker Knut bald wärmer würde, als ihm lieb sei. Er hatte nämlich einen der neuen Helme gewählt, die eigentlich für Reiter gedacht waren und das gesamte Gesicht bedeckten. Birger hingegen trug einen offenen Helm, der nur Nase und Wangen schützte. Was ihn zu dieser Wahl veranlasst hatte, war Ingrid Ylva nicht recht klar, aber sie ließ sich trotzdem von Cecilia Rosas Sorglosigkeit und Munterkeit trösten.
Nachdem die Kontrahenten ihre Helme aufgesetzt und sich begrüßt hatten, nahm der Kampf seinen Anfang. Auf Ingrid Ylva wirkte es, als herrsche ein fürchterliches Ungleichgewicht. Der große Knut griff wütend an und zwang Birger unentwegt zurückzuweichen. Birger tat nichts anderes, als sich zu verteidigen. Es hatte den Anschein, als müsse der Kampf bald mit Birgers Niederlage enden.
Cecilia Rosa schüttelte jedoch nur lächelnd den Kopf und wirkte immer zufriedener. Sie nickte Ingrid Ylva, die sich ihr goldenes Kreuz an die Brust drückte, aufmunternd zu. Zwischendurch bekreuzigte sie sich immer wieder.
Für Birger war der Anfang dieses Kampfes schweißtreibend und eintönig, aber er tröstete sich grimmig damit, dass es demjenigen, der mit einer Bierfahne zu einem Zweikampf erschien, bald noch viel schlechter ergehen würde, insbesondere in einem rundum geschlossenen Helm.
Eines war gewiss: Knut konnte mit seinem Schwert besser umgehen als ein Bauer. Aber auf Forsvik hätte man ihn nur ausgelacht und verspottet und nicht bewundert. Da er die ganze Zeit Hiebe nach unten austeilen musste, bewegte er sich breitbeinig und hielt den Schild zu weit von sich weg. Er hieb schräg von oben, abwechselnd von rechts und links. Birger wich geduldig in einem weiten Bogen aus und parierte während der ersten Runden, die für Knut am anstrengendsten waren, jeden Hieb mit seinem Schild, so dass vom Folkungerlöwen bald kaum noch etwas zu sehen war. Wut verspürte er keine, denn Wut in einem Kampf auf Leben und Tod war töricht. Er war eiskalt entschlossen, seiner geliebten Großmutter zu gehorchen.
Voller Wut darüber, dass er immer nur auf den Schild seines ständig zurückweichenden Feindes traf, begann Knut
erneut mit seinen Schmähungen. Gleichzeitig wurden seine Bewegungen langsamer. Birger antwortete nicht, sondern lächelte nur über den, wie er glaubte, kindischen Versuch, ihn zu provozieren. Außerdem drangen die meisten Flüche und Verwünschungen kaum aus Knuts Helm, was vor allem darauf schließen ließ, wie schlecht es ihm darin erging.
Knuts Hiebe wurden immer schwächer und langsamer, obwohl er sich ab und zu in eine verzweifelte Raserei hineinsteigerte. Jetzt war es für Birger an der Zeit, seine Taktik zu ändern.
Statt langsam in großen Ringen zurückzuweichen, begann er sich in rascheren, kleineren Kreisen zu bewegen, die es Knut zusehends erschwerten, ihn durch die schmalen Schlitze seines Helmes zu sehen. Birger begann mit dem Schild auszuweichen, so dass Knut, statt mit dem Schwert zu treffen, schwer auf die Erde hieb. Es fiel ihm immer schwerer, sich auf den Beinen zu halten.
König Erik sah ruhig und mit unergründlicher Miene zu, einen Arm um seine junge Königin Rikissa gelegt, die ihn recht bald fragte, was das eigentlich für ein seltsamer Zweikampf sei. Er legte ihre Linke in seine Rechte und drückte sie liebevoll. Lächelnd
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