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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sagte Ingrid Ylva. »Junker Knut ist mehr als einen Kopf größer als du und alles andere als zimperlich. Wie konntest du dich von ihm nur so leicht in diese Falle locken lassen? Du bist doch wirklich nicht dumm. Also, wie konntest du nur?«
    »Mir blieb wahrlich nichts anderes übrig«, erwiderte Birger langsam und mit leiser Stimme, um den Streit nicht von neuem zu entfachen. »Wie ihr wisst, trug Knut im Krönungsgefolge in Linköping neben mir das zweite Zepter. Bereits da war seine Rede verwerflich und drohend. Ich tat jedoch, als höre ich ihn nicht, da eine Schlägerei in einer Krönungsprozession ausgeschlossen ist. Aber was hätte ich denn heute Abend tun sollen, noch dazu an der Tafel des Königs? Bedenkt das!«
    »Mein geliebter Birger, du darfst ihm nicht unnötig wehtun«, sagte Cecilia Rosa, ehe noch Ingrid Ylva erneut zu klagen anheben konnte. »Bedenkt, dass er die Krone fordern kann, wenn König Erik stirbt. Wenn du ihm bleibende Verletzungen zufügst, ist er sein Leben lang dein Feind. Wenn du ihn tötest, bekommen wir es mit Erikern zu tun, die Blutrache nehmen wollen, und das wäre das
Schlimmste, was dem Reich geschehen könnte. Beherrsche deinen Zorn, Birger, benutze deinen gesunden Menschenverstand und gehe milde mit ihm um!«
    »Ja, zu diesem Schluss war ich auch schon gekommen«, entgegnete Birger immer noch mit leiser Stimme. »Ähnliches dachte wohl auch der König, als er uns verbot, zu Pferde zu kämpfen. Denn ein Schlag auf den Kopf und ein Sturz vom Pferd können böse Folgen haben. Der König hat es mir allerdings durch die Blume befohlen, und ich werde ihm gehorchen. Knut wird diesen Kampf überleben und nicht ärger zugerichtet werden, als dass er sich bald wieder erholt.«
    Diese Wendung des Gesprächs verschlug Ingrid Ylva fast die Sprache, was ihr nur sehr selten passierte. Ihre starke Unruhe galt dem Leben ihres Lieblingssohnes, dem Sohn, in den sie die größten Hoffnungen setzte. Und jetzt sprach ihre geliebte Schwiegermutter von Milde und dem Kampf um die Macht, statt der Sorge um das Leben.
    »Ist nicht Hochmut in einer Nacht wie dieser die schlimmste Sünde?«, fragte sie nachdenklich. »Ihr sprecht nicht von dem größten Unglück, als gäbe es das gar nicht. Stattdessen sprecht ihr von dem Kampf, als sei er schon gewonnen. Habt ihr denn gar keine Angst vor der Strafe für so eine Sünde?«
    »Das ist kein Hochmut, meine liebe Ingrid Ylva«, antwortete Cecilia Rosa, »sondern ein Faktum. Bedenke, dass ich diese jungen Hitzköpfe über zwanzig Jahre lang auf Forsvik beobachten konnte. Ich habe die besten Reiter des Reiches gesehen. Ich habe alles gesehen, was bei Männern möglich ist, die das Kriegshandwerk erlernt haben. Und ich kann dir versichern, meine liebe Freundin, dass Birger von diesem Knut nichts zu befürchten hat. Er trägt
sein Schwert unbeholfen. Außerdem ist es ihm zu schwer. Vielleicht hat er es von seinem Vater geerbt. Er ist zu groß, um gegen einen Mann von Birgers Größe mit dem Schwert zu Fuß etwas ausrichten zu können. Oder, Birger?«
    »Ja, ich habe bereits dasselbe gedacht wie Ihr, liebe Großmutter«, antwortete Birger rasch, ohne seine Mutter anzusehen.
    »Na dann!« Cecilia Rosa seufzte erleichtert. »Dann habe ich dir nicht mehr viel zu sagen, außer dass du bedenken musst, dass die Eintracht des Reiches morgen in deiner Schwerthand liegt. Brich ihm keine Knochen, zügle deinen Zorn, und vor allen Dingen, lass dich von ihm nicht reizen, ihn zu töten. Anschließend musst du unbedingt eine Versöhnung mit ihm anstreben. Aber denke morgen vor allem an die goldene Regel deines seligen Großvaters aus seinen Dienstjahren bei den Tempelrittern!«
    »Wenn du dein Schwert ziehst, denke nicht daran, wen du töten, sondern wen du schonen kannst«, murmelte Birger rasch auf Lateinisch, als spräche er ein Gebet.
    »Damit ist alles gesagt, was gesagt werden musste.« Cecilia Rosa seufzte und lächelte ihren Enkel liebevoll an.
    Dann entschuldigte sie sich, sie sei müde und wolle sich für die Nacht zurückziehen. Als Ingrid Ylva und Birger allein waren, gab es nicht mehr viel zu sagen, und bald empfahl sich auch Birger unter Verbeugungen, damit er, wie er sagte, morgen ausgeschlafen sei und einen klaren Kopf habe, keine Dummheiten oder Fehler begehe und auf dem Burghof keine schlechte Laune verbreite.
    Ingrid Ylva blieb allein zurück und starrte lange Zeit mit ausdrucksloser Miene ins Feuer. Klarer denn je zuvor sah sie Birgers Zukunft vor sich, in

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