Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
sich langsam erhob und sorgfältig den Bierschaum vom Mund wischte, um etwas Zeit zu gewinnen, ehe er das sagte, was er sagen musste, wollte er die Burg des Königs nicht entehrt verlassen.
»Eure Majestät«, begann er mit leiser und verhaltener Stimme. »Ihr habt es selbst gehört, so wie alle anderen. Knut hat den Frieden dieser Tafel und meine Ehre gekränkt.
Wenn er zu seinem Wort steht, so muss er dies auch mit seinem Schwert beweisen. Andernfalls sollte er sich, was wohl ratsam wäre, entschuldigen, die Beleidigung wiedergutmachen und uns alle verlassen.«
Ingrid Ylva, die in der Nähe des Königs saß, schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht, sagte aber nichts. Cecilia Rosa, die neben ihr saß, schüttelte nur stumm den Kopf und lächelte grimmig. Beide wussten, dass die Situation zu verfahren war, als dass es noch ohne Blutvergießen hätte enden können.
Der König saß für eine Weile mit grimmig gerunzelter Stirn da, während alle an der Tafel schweigend auf seine Entscheidung warteten.
»In unserem Reich wird einem Mann seine Zunge allzu leicht zum Verhängnis«, begann er düster. »Für diese Worte, die Ihr im Beisein vieler Zeugen und noch dazu an unserer Tafel gesprochen habt, müsst Ihr mit der Waffe in der Hand geradestehen. Das fordert Eure Ehre. Aber wir haben nicht zwei Jünglinge eingeladen, damit sie sich sogleich nach dem Leben trachten. Wir und sonst niemand beschließen daher, wie Ihr Euch beide von diesen Worten reinwaschen sollt. Wir beschließen, dass Ihr mit Übungswaffen kämpfen sollt, bis einer von Euch aufgibt. Habt Ihr das verstanden?«
Knut erhob sofort Einwände dagegen, seine Worte mit stumpfer Klinge zu verteidigen. Birger erwiderte, er sei der Gekränkte, daher habe er auch das Recht zu entscheiden, wie der Kampf ausgetragen werden solle. Er wolle zu Pferde kämpfen. Dagegen hatte Knut Holmgeirsson nichts einzuwenden. Daraufhin schüttelte der König zum ersten Mal bei dieser Auseinandersetzung lächelnd den Kopf. Er hob die Hand, um das allgemeine Gemurmel im Saal zum Verstummen zu bringen.
»Nein, nicht zu Pferde!«, befahl er. »Warum wir den Junkern hiermit verbieten, zu Pferde zu kämpfen, werden wir nicht erklären, aber wir haben gute Gründe. Morgen vor dem Mittagsmahl, wenn die Sonne am höchsten steht, tretet Ihr also auf dem Hof mit stumpfer Klinge an. Das haben wir beschlossen, und so wird es geschehen!«
Alle im Saal brachen auf, da die meisten glaubten, dass am nächsten Tag mit einem toten Junker aus einer der beiden Familien zu rechnen war, die so lange im Reiche Seite an Seite gekämpft hatten. Ein solcher Tod konnte einen Flächenbrand entfachen, also gab es keine Veranlassung, munter beim Bier sitzen zu bleiben, wenn der Sensenmann auf eine reiche Ernte hoffen konnte.
Ingrid Ylva und Cecilia Rosa gingen gemeinsam zu Birger, um ihn auf sein Zimmer zu begleiten und ihm ins Gewissen zu reden. Er konnte sich ihnen in dieser Sache schlecht widersetzen. Er verbeugte sich vor dem König und der Königin und folgte seiner Mutter und Großmutter durch den Saal. Ein Stück die Burgmauer entlang lagen ihre Gemächer.
Wenig überraschend für Birger schimpften sie zugleich auf ihn ein, so dass es keinem der drei in der weiß gekalkten Kammer gelang, etwas Vernünftiges zu sagen. Er widersprach anfänglich nicht, und die beiden Witwen beruhigten sich allmählich. Daraufhin ergriffen sie nacheinander das Wort und forderten ihn auf, sich zu erklären.
Als Erstes musste er sich gegen ihren Verdacht wehren, er habe den Eriker aus Hochmut dazu verleitet, sich zu blamieren. Dies bestritt er ebenso sehr wie die Unterstellung, er hätte einfach aufstehen und gehen können, um einen Streit zu vermeiden. Ein solches Verhalten hätte nur dazu geführt, dass bei der nächsten Begegnung noch härtere Worte gefallen wären.
Bald geriet die Unterhaltung in ruhigere Bahnen, und sie ließen einen Bedienten ein Kohlenbecken, Kerzen und Wein bringen. Sie unterbrachen die Unterhaltung und nahmen auf den schweren Lübecker Eichenstühlen mit weichen, ausländischen Kissen Platz. Dann zogen sie noch einen Tisch und Hocker für die Weingläser heran.
Nachdem sie Licht, Wärme und Wein in der Kammer hatten, kam die Unterhaltung wieder in Gang, wobei sich herausstellte, dass sich seine Mutter und seine Großmutter wegen unterschiedlicher Dinge Sorgen machten.
»Das ist seit deiner Geburt die erste Nacht, in der ich wachliegen und tausend Gebete für dein Leben beten werde«,
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