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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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überraschend, gerade als Birger seinen vierten Pfeil abschießen wollte.
    »Das kannst du dir leicht ausrechnen«, antwortete Birger, nachdem er seinen Bogen gesenkt hatte, um noch einmal von neuem zu beginnen. »Wenn Jon dich besiegt, dann belegt ihr beide den ersten Platz. Wenn du Jon besiegst, dann bist du alleiniger Sieger. Stör mich nicht nochmal, wenn ich gerade schießen will!«
    Birger traf erneut genauso exakt wie mit seinen vorhergehenden Pfeilen. Knut schoss hingegen zum zweiten Mal etwas schlechter und war jetzt deutlich im Rückstand.
    »Wenn ich dich schlagen darf, dann verspreche ich dir, dass Jon mich schlägt, damit wir gemeinsam siegen«, sagte Knut, als Birger den nächsten Pfeil anlegte.
    »Sag mir, warum zwei Sieger besser sein sollen als drei«, entgegnete Birger, schoss rasch und traf erneut etwas besser als Knut.
    »Für unser aller Freundschaft, deine, meine und Jons, für die Freude, dass Jon zusammen mit seinem besten Freund an dem Tag siegt, an dem er die Jugend verlässt«, erwiderte Knut unverdrossen, machte sich zum nächsten Schuss bereit und traf anschließend mitten ins Schwarze.
    »Bist du der bessere Schütze von euch beiden?«, fragte Birger, als er zum nächsten Pfeil griff.
    »Ich gewinne neun von zehn Mal, wenn wir gegeneinander antreten«, antwortete Knut.

    Daraufhin senkte Birger seinen Bogen, ohne zu schießen, und sah zu Boden, als müsse er sich ganz auf den nächsten Schuss konzentrieren. Anschließend setzte er noch einmal an, zielte lange und schoss seinen schlechtesten Pfeil, so dass Knut etwas aufholte.
    »Ich lasse dich gewinnen, wenn du Jon gewinnen lässt«, sagte er knapp. »Wenn du auf deine Ehre schwörst, dass es so abläuft.«
    »Ich schwöre«, erwiderte Knut fast glücklich und bereitete sich auf den nächsten Pfeil vor, der gut traf.
    Birger verfehlte daraufhin mit seinem nächsten Pfeil fast die Scheibe, nachdem er sehr lange gezielt hatte. Das konnte leicht passieren, wenn sehr viel auf dem Spiel stand. Viele Männer verloren dann ihre Gelassenheit. Als anschließend Knut und Jon aufeinandertrafen, siegte Jon zur Verwunderung von vielen mit Leichtigkeit.
    Nun wurden die Rüben feierlich von Herrn Agne gezählt, der das Resultat bereits recht gut hatte abschätzen können. Bleich vor Spannung hatte er am Ende des Bogenschießens dagesessen und war kaum ansprechbar gewesen.
    Als Herr Agne schließlich zusammen mit Brigida Helgesdotter die Siegerehrung vornehmen wollte, tat er etwas, das niemand erwartet hatte und worüber noch lange gesprochen werden sollte. Er rief nicht nur die beiden Sieger auf, sondern auch den Folkunger Birger. Dann befahl er, einen Hackklotz und das Schwert des Folkungers zu holen.
    Plötzlich wurde es totenstill. Niemand verstand, was Herr Agne mit diesem unheilschwangeren Befehl bezweckte. Herr Agne war jedoch für seinen Eigensinn bekannt.
    Nach kurzem Warten brachten zwei geduckte und atemlose Knechte das Gewünschte. Herr Agne legte daraufhin
gelassen die goldene Siegerkrone auf den Hackklotz vor den drei sprachlosen Jünglingen, reichte dem Folkunger das Schwert und hob die Hand, um für Ruhe zu sorgen, was gänzlich unnötig war, denn kein einziges Flüstern war in diesem Augenblick zu hören.
    »Wir haben zwei Sieger, aber nur eine Goldkrone!«, rief er. »Und Ihr, Folkunger, der Ihr Euren Farben solche Ehre gemacht habt, sollt die Silberkrone haben. Aber erst müsst Ihr sie Euch mit Eurem scharfen Schwert verdienen!«
    Birger verneigte sich vor Herrn Agne, zog wortlos sein Schwert aus der Scheide und deutete fragend auf die Goldkrone auf dem Hackklotz. Herr Agne nickte schweigend. Darauf hob Birger sein Schwert mit beiden Händen, zielte genau und spaltete dann mit einem Hieb die Krone in zwei identische Hälften, ohne dass eine von ihnen zu Boden gefallen wäre. Vorsichtig zog er sein Schwert, das tief in den Hackklotz eingedrungen war, heraus, wischte es an seinem Leinenhemd ab und schob es wieder in die Scheide. Dann verbeugte er sich und trat einen Schritt zurück.
    Herr Agne erwiderte die Verbeugung, nahm die beiden Hälften der Goldkrone auf und reichte sie Jon und Knut gleichzeitig. Beide Sieger wirkten etwas enttäuscht, aber glücklich. Dann forderte Herr Agne Birger auf vorzutreten und krönte ihn ohne weitere Worte oder Umstände mit der Silberkrone.
    Die Dämmerung war hereingebrochen, und die Gäste gingen gut gelaunt auf den Saal des großen Langhauses zu, um mit dem Hochzeitsmahl zu beginnen. Die

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