Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
nochmals. Er war erleichtert darüber, dass er ihn mitgenommen hatte und bei dem entscheidenden Kampf, der jetzt bevorstand, keinen geliehenen benutzen musste.
Die beiden Ziele der Bogenschützen bestanden aus Heuballen, auf die man ein dünnes, mit schwarzen und roten Kreisen bemaltes Leinentuch gespannt hatte, so dass auch die Zuschauer, die weiter weg saßen, sehen konnten, wie die Treffer ausfielen.
Als Erstes suchte sich Birger erneut den Mann mit dem Bocksbart aus, bereute dies aber schon bald, weil er sich sehr anstrengen musste, um zu gewinnen. Er dachte, dass er vielleicht zu knapp gerechnet hatte und er auf keine der beiden Arten, die er sich ausgedacht hatte, gewinnen würde, wenn es ans abschließende Rübenzählen ging. Zugleich
ging ihm eine Geschichte durch den Kopf, die er in seiner Kindheit oft gehört hatte.
Bei den Junkerspielen auf der Hochzeit seines Großvaters Arn Magnusson hatten nicht nur Erik Knutsson, der spätere König Erik, sondern auch sein Vater Magnus Månesköld teilgenommen. Es war ein einzigartiges Junkerspiel gewesen, und das nicht nur, weil Vater und Sohn gegeneinander angetreten waren. Sein Vater und Großvater waren die besten Bogenschützen gewesen, die Västra und Östra Götaland je hervorgebracht hatten. Birger wusste, dass er es nie mit ihnen hätte aufnehmen können. Auf der Burg Arnäs hingen immer noch die beiden Schießscheiben an der Wand. Die Pfeile in der einen wurden von der Goldkrone des Siegers umkränzt, die andere von der Silberkrone des Zweitplatzierten. Die letzten beiden, sein Großvater und sein Lehrer, Bruder Guilbert, hatten auf dreißig Schritt Abstand geschossen und so exakt getroffen, dass sich eine Krone um die Pfeile legen ließ. Immer noch gab es Leute, die über die Schießscheiben an der Wand des Saales staunten. Manche Leute behaupteten gar, die Pfeile seien nachträglich so angeordnet worden.
Birger hatte sich der kindischen Hoffnung hingegeben, es ihnen nachtun zu können, das sah er jetzt ein. Großvater Arn und Bruder Guilbert waren ebenso lausige Axtund Speerwerfer gewesen wie er, hatten am Ende der Wettkämpfe aber trotzdem weniger Rüben als die anderen in ihren Körben gehabt. Nichts, was jetzt geschehen musste, hatte etwas mit edlem Wettstreit zu tun. Etwas anderes wog viel schwerer, und das war der Kampf um die Macht im Reiche. Und da musste man so weise sein wie Birger Brosa und durfte kein Hitzkopf sein wie Knut Holmgeirsson. Er musste das, was jetzt geschehen würde, so besonnen angehen, als säßen Birger Brosa, sein
Vater Arn Magnusson und auch König Erik unter den Zuschauern.
Die Schützen, die sich Birger nach dem Bocksbartmann aussuchte, waren im Vergleich zu diesem miserabel. Doch hatte er sich genau angesehen, wie sie ihre Bogen hielten, bevor er sie dazu aufforderte, ihre zehn Pfeile abzuschießen.
Schließlich waren nur noch Knut und Jon übrig. Birger deutete auf Knut, der tief Luft holte, seinen Bogen nahm und vortrat, um den ersten Pfeil abzuschießen. Birger grüßte nur kurz, sprach aber nicht, sondern bedeutete ihm mit einer Armbewegung, den ersten Schuss vorzubereiten.
Knut zielte lange, bevor er ins Schwarze traf.
»Du hast die Rüben gezählt und weißt, wie es steht?«, fragte Birger, während er einen Pfeil aus dem Köcher zog, genau betrachtete und schließlich anlegte.
»Ich habe gezählt und weiß, dass sehr viel von diesen Pfeilen abhängt«, antwortete Knut.
Birger nickte und schoss. Sein Pfeil traf ebenso gut wie Knuts. Er wartete mit dem Sprechen, bis Knut seinen zweiten Pfeil abgefeuert hatte. Dieser traf ebenso gut wie der erste.
»Ich habe achtzehn Rüben in meinem Korb«, sagte Birger und betrachtete den nächsten Pfeil. »Du hast sechzehn und Jon siebzehn. Wenn ich dich besiege und anschließend noch Jon, dann haben wir alle neunzehn. Wäre das nicht das Beste?«
Knut antwortete nicht, und Birger konzentrierte sich wieder auf das Ziel. Dann traf er erneut ins Schwarze.
Als Knut wieder an der Reihe war, schienen ihn seine Gedanken allzu sehr in Anspruch zu nehmen. Er zielte zu lange, musste den Bogen senken, noch einmal durchatmen
und neu anlegen. Dann schoss er schlechter als bei den ersten beiden Malen.
Birger schoss seinen dritten Pfeil ebenso exakt wie die beiden ersten und lag damit in Führung. Knut starrte lange auf die Erde. Dann nahm er sich zusammen, schoss konzentriert und traf wieder ins Schwarze.
»Und wenn ich dich schlage, was passiert dann mit Jon und mir?«, fragte Knut
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