Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
anderer geworden. Wie es Knut zu Birgers Verlegenheit im Beisein aller Jünglinge laut kundtat, bestand der Unterschied darin, dass er jetzt wirklich voll und ganz ein Mann sei und nicht nur mit Schwert und Schild.
Am Abend des zweiten Hochzeitstages wurden alle Jungfern weggeschlossen und von Müttern und Verwandten bewacht, da sich schlimme Gerüchte unter den Hochzeitsgästen verbreitet hatten. Mit der jungen und lieblichen Signy blieb Birger also nicht mehr allein, stattdessen aber mit der nicht minder lieblichen Witwe Sigun, die zwar nicht mehr so jung, aber heißer und schamloser war als jede Jungfer.
Als Birger und Knut nach dem dritten Tag der Hochzeitsfeierlichkeiten allein nach Strängnäs ritten, um ein Schiff zu finden, das sie nach Tälje und Söderköping bringen würde, waren sie zum ersten Mal ungezwungene Freunde. Knut meinte, dass er vermutlich derjenige sei, der noch einiges über männliche Tugenden wie den Schwertkampf zu lernen habe, aber Birger habe bei den Tugenden, die dem Bettstroh zugehörten, noch einigen Nachholbedarf. Das gliche doch vieles zwischen ihnen aus.
Birger dachte nicht so sehr daran, dass er vielleicht gesündigt haben könnte, dafür war er viel zu sehr von seiner neuen Männlichkeit erfüllt. Deswegen hatte er auch keine Einwände, als Knut von beglichener Schuld sprach.
Elf Tage nachdem sie Ulvåsa verlassen hatten, kehrten sie auf einem Flusskahn dorthin zurück. Gut gelaunt erzählten sie von falschen Trollen und dem Hochzeitsfest in Nordanskog.
Ingrid Ylva fiel auf, wie unbeschwert sich Knut und Birger unterhielten. Sie vermutete, dass sie aus der Not eine Tugend machten und vorgaben, größere Freunde zu sein, als sie in Wirklichkeit waren. Bald sah sie ihrem Sohn Birger jedoch an, dass über getötete Wegelagerer oder Junkerspiele hinaus noch etwas anderes vorgefallen sein musste. Vermutlich war es etwas, wovon Jünglinge nicht gern erzählten, nicht einmal ihren Müttern.
Über diese Entdeckung sagte sie nichts, da es darüber nichts zu sagen gab und dabei um etwas ging, was ohnehin früher oder später geschah. Sie war sicher, dass Birger die Ehe eingehen würde, die sie von ihm verlangte. Während dieser langen Wartezeit konnte keine Kraft auf Erden einen Mann wie Birger davon abhalten, ein Mann zu sein. Sie durfte jedoch nicht zu lange damit warten, mit ihm zu sprechen. Sie musste ihn vor den weiblichen Gelüsten warnen, die die ganze Familie den Gefahren der Rache aussetzen konnten.
Den restlichen Herbst hindurch bis zum ersten Schnee übten Birger und Knut mit den Waffen und befolgten damit die königliche Anweisung. Sie waren fleißiger, als selbst König Erik das hätte verlangen können.
Aber als sich Weihnachten näherte, kam Knut zu Ingrid Ylva und erklärte, er stehe inzwischen in so großer Schuld bei Birger, dass man ihm zugestehen müsse, Birger über
Weihnachten als seinen und seines Vaters Gast auf Vik zu sehen.
Knut wählte seine Worte mit Bedacht und wie es die Ehre forderte. Ingrid Ylva konnte ihm seinen Wunsch also unmöglich abschlagen. Sie wusste jedoch sehr gut, dass es den Männern bei diesen Feiertagen um mehr ging als um die Christmette und Gebete zum Gedenken an die Geburt unseres Herrn.
Damit hatte sie mehr Recht, als sie selbst ahnte. Knut hatte Birger einiges von den Lustbarkeiten erzählt, die ihn erwarteten, und nicht vergessen zu erwähnen, dass die Witwe Sigun auf dem Nachbarhofe von Vik wohnte.
Da die Seen in diesem Winter zeitig zugefroren waren, begaben sich Birger und Knut in einem Schlitten Richtung Mälaren und Vik. Sie wollten noch auf der Insel Fogdö bei Strängnäs vorbeischauen. Dort wollte Birger ein neues Schwert aus Forsvik als Geschenk abgeben. Ingrid Ylva hörte sie noch lange, nachdem sie abgefahren waren, in ihrem Schlitten reden und lachen.
IV
Z U TIBURTIUS WAREN DIE KRANICHE bereits seit drei Wochen im Lande und ihre Tänze am Hornborgasjön vorüber. Seit jeher war Tiburtius der Tag, an dem in Västra Götaland das Eis aufging und die Bären im Nordanskog ihren Winterschlaf beendeten. Der Winter war nicht streng gewesen und der Frühling in diesem Jahr früh gekommen.
Cecilia Rosa bekam viel zu tun, als Schiffe und Flusskähne aufs Neue Waren liefern konnten. Vieles hatte man in Vorratshäusern und Scheunen einlagern müssen, als Flüsse und Seen im Vorjahr ungewöhnlich früh zugefroren waren. Im Frühjahr trafen alle Schiffe aus Lübeck in Söderköping ein. Von dort wurden die Waren nach Forsvik
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