Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
voller Rüstung erscheinen. Die Loyalität der Forsviker war groß, und alle verehrten die Tochter Arn Magnussons.
Cecilia Rosa betrachtete eingehend ihren Kalender und kam zu dem Schluss, dass bis zur Eriksmesse Mitte Mai, wenn die Jungen der Amseln flügge wurden, alles vorbereitet sein könne. Dann wurde zwar gesät und es gab viel zu tun, aber auf Forsvik fiel diese Arbeit nicht an, und man erwartete auch keine Bauern als Gäste.
Ingrid Ylva gehörte nicht zu denen, die sich vor dem Wissen der Hebammen fürchteten, die über vieles zwischen Himmel und Erde Bescheid wussten, das den meisten unbekannt war, ob es sich nun um gute Christen, gelehrte Kleriker oder bloß einfältige Stallknechte handelte. Trotz halblauter Warnungen einiger Verwandter hatte sie zwei alten Schwestern namens Jorda und Vattna ein altes Haus am Seeufer überlassen, das früher von Ulvåsaer Fischern benutzt worden war. Ob sie wirklich Jorda und Vattna hießen, wusste sie nicht. Sie wusste auch nichts über ihr Leben, bis sie mit Ranzen und Wanderstab durch ihre Tür getreten waren. Erst hatte sie gedacht, es handele sich um entlaufene Leibeigene, denn warum hätten sie sich auf Wanderschaft begeben sollen, wenn sie frei gewesen wären? Aber da Ulvåsa wie Forsvik zu den Höfen gehörte,
auf denen es keine Leibeigenen, sondern nur freies Gesinde gab, hatte Ingrid Ylva sie kurzerhand zum Abendessen und zum Übernachten eingeladen. Wäre ihnen jemand nachgelaufen und hätte Ingrid Ylva frech beschuldigt, Entlaufenen Unterschlupf zu gewähren, dann hätte sie einfach ein paar Silbermünzen auf den Tisch geworfen, auf ihren Hausfrieden bestanden und die Leibeigenenjäger weggeschickt. Denn nur Bjälbo und Arnäs waren wichtigere Folkunger-Höfe als Ulvåsa, und dort hielt man ebenfalls keine Leibeigenen.
Doch niemand suchte nach den beiden Frauen, und Ingrid Ylva brauchte sie deshalb auch nicht freizukaufen. Nachdem sie sich am ersten Abend mit ihnen unterhalten hatte, beschloss sie, ihnen ein Haus zu überlassen und sie mit allem zu versorgen, damit sie ihr Wissen in den Dienst von Ulvåsa stellen würden. Vattna und Jorda kannten sich sehr gut mit Kräutern aus, konnten entbinden, bei Kindern Fieber senken, Wunden heilen, Brüche an Armen und Beinen schienen und Durchfall zum Stillstand bringen. Das war für Ulvåsa ein Segen. Viele, besonders unter den Freigegebenen, hatten jedoch bald große Angst vor Jorda und Vattna und sprachen von Zauberei. Kinder gingen nur ungern in die Nähe ihres einfachen Hauses unten am Wasser.
Von dort kam Ingrid Ylva gerade. Sie trug einen Korb mit Frühlingszwiebeln, die sie gegen ihre Schwermut kochen wollte. Langsam und nachdenklich ging sie auf die Landungsbrücken zu, als sie einen Flusskahn mit einer Eisenladung kommen sah, der normalerweise gar nicht in Ulvåsa hätte anlegen sollen. Es war auch in Ulvåsa keine rote Flagge gehisst, dass jemand mitfahren wollte oder dass es eine Fracht gäbe. Neugierig ging sie auf die Brücke zu, als begännen Jordas und Vattnas Zwiebeln in ihrem Korb bereits zu wirken.
Deswegen war sie die Erste, die aus Forsvik erfuhr, dass die Verlobung Aldes und Sigurds bereits in weniger als einem Monat stattfinden würde. Zuerst bekam sie sehr gute Laune. Aber auf dem Weg, der zu ihrem Anwesen hinaufführte, überfielen sie erneut düstere Gedanken. Sie erinnerte sich an Birgers törichte Verirrungen, Alde betreffend.
Birger und Knut waren erst zu Pauli Bekehrung, der Wintermitte, nach der noch einmal so viel Schnee fiel wie vorher, von den Weihnachtsfeierlichkeiten auf Vik zurückgekehrt. Sie waren Ingrid Ylva nicht wie zwei Männer vorgekommen, die nur gefastet, gebetet und sich im Schwertkampf geübt hatten.
Wenn sie damit in Rückstand geraten waren, was sehr wahrscheinlich war, dann hatten sie das in den folgenden Monaten jedoch mehr als wettgemacht. Mit einer Sturheit, die Besessenheit glich, hatten sie von morgens bis abends aufeinander eingeprügelt. Vermutlich hatten sie die längsten Arbeitstage auf Ulvåsa gehabt, obwohl es dort viele hart arbeitende Leute gab, besonders unter den Freigegebenen.
Über ihre Fortschritte konnte sich Ingrid Ylva kein Urteil erlauben. Für sie sahen diese schweißtreibenden, lärmenden Übungen immer gleich aus, egal, wer sie betrieb. Sie hatte sich jedoch beim Bannerträger von Ulvåsa, einem erfahrenen Krieger aus ihrer eigenen Familie, erkundigt. Dieser hatte mit Nachdruck gesagt, Birger sei eben ein echter Forsviker und könne
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