Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Ende, als eine Fanfare ertönte und Gaukler ihre Pfeifen und Trommeln erklingen ließen. Barfuß, nur im Hemd und mit einem Kranz aus Preiselbeerlaub im Haar, begannen die Brautjungfern ihren Tanz. Da alles bei dieser Hochzeit eilig vonstattenzugehen schien, fiel auch dieser Tanz kurz aus. Dann wurde die Braut zur Brautkammer im hinteren Giebel des Langhauses geführt. Witwe Sigun war so nahe verwandt mit ihr, dass sie sie zum Brautbett begleiten
musste. Birger war nicht erleichtert, sondern vermisste sie eher.
Kurz darauf wurde Jon Agnesson zur Brautkammer geführt. Dann wurde der betrunkene Bischof von zwei kräftigen Gefolgsleuten ebenfalls dorthin gebracht, um das Brautpaar ein letztes Mal zu segnen, bevor man die Decke über sie breitete.
Mit dieser eiligen Hochzeit waren jetzt zwei Familien vereinigt worden. Das meiste war am ersten Tag und in der ersten Nacht geregelt worden. Deswegen würde auch die Jünglings- und Jungfernnacht sogleich beginnen, allerdings ungewöhnlicherweise ohne die Teilnahme der Braut bei den Jungfern und des Bräutigams bei den Jünglingen.
Im Junkerhaus war Knut bester Laune. Er saß am Tischende, da sein Freund Jon den Junggesellenstand bereits verlassen und schwerere Pflichten zu erfüllen hatte, als Bier mit seinen Freunden zu trinken. Niemand wusste jedoch, weswegen auch Brynulf aus Uppland fehlte. Knut ließ nach ihm suchen, aber er war nirgends zu finden. Knut scherzte, er habe sich vielleicht trunken wie ein Igel unter einen Laubhaufen schlafen gelegt. Vielleicht sei ihm aber auch irgendwo eine lüsterne Witwe über den Weg gelaufen, und das habe ihm besser gefallen, als sich die ganze Nacht als schwarze Rübe verspotten zu lassen.
Birger machte ein seltsames Gefühl zu schaffen, als er die Rede von der lüsternen Witwe hörte, und sah vor seinem inneren Auge bereits Sigun in den Armen Brynulfs. Bald hatte er jedoch einen neuen Krug Bier und ein Stück Braten vor sich. Knut war fröhlich, wollte unbedingt neben ihm sitzen und erzählte den anderen nur Gutes über ihn. Alle Feindschaft, die Birger gefürchtet hatte, war wie weggeblasen. Anfänglich wurde fast nur von den
Junkerspielen gesprochen und darüber gescherzt, wer als Erster vom Steg gefallen oder wie unmöglich es gewesen sei, Birger mit dem Sandsack zu treffen. Dann kam man auf Forsvik und die Gerüchte zu sprechen, die über diesen Ort im Umlauf waren. Eine ganze Zeit lang war Birger Mittelpunkt des Gesprächs und trank bald mehr als gewöhnlich. Er begann, große Reden zu führen, und auch das war ihm früher noch nie passiert. Er hatte gelernt, dass derjenige seines Schwertes nicht wert sei, der die Zunge an dessen Stelle treten ließe.
In Nordanskog war jedoch vieles anders als in Västra Götaland. In Sunnanskog wäre es niemals vorgekommen, dass die Jungfern am Jungfernabend das Junkerhaus aufgesucht hätten.
Knut ging sie selbst holen. Bald waren Gekicher und leichtfüßige Schritte im Vorraum zu hören. Knut riss die Tür auf und verkündete, jetzt beginne das richtige Fest der Jugend. Verfroren und bibbernd traten die Jungfern ein, warfen ihre Umhänge ab, wärmten sich am Feuer und tanzten in ihren dünnen, weißen Hemden um den Tisch, an dem die Jünglinge saßen. Dafür wurden sie mit lauten Beifallsrufen belohnt. Birger hatte aus reiner Verwunderung aufgehört zu trinken, und das Feuer, das Witwe Sigun in ihm entfacht hatte, begann erneut zu lodern.
Es wurde eine lange Nacht im Junkerhaus mit viel Kommen und Gehen. Da war jedoch weiter nichts dabei, denn die Nacht im großen Langhaus von Agneshus war sicher ebenso lang. Am nächsten Tag würden alle erst gegen Mittag aufstehen, und die Älteren würden sicher vor den Jüngeren zu Bett gehen und nicht erfahren, was ihre Söhne und Töchter in der Nacht angestellt hatten, in der der eine oder andere Hochzeitsbrauch hastig abgeändert worden war.
Die junge Frau, der Birger nahekam, hieß Signy, und es fiel ihm seltsam schwer, sich ihren Namen zu merken. Er nannte sie mehrmals Sigun. Knut hatte sie zusammengebracht, nachdem er sich bei den Jungfern erkundigt hatte, wer seinen Freund Birger am meisten begehre.
Wie er mit Signy unter seinem großen, wärmenden Umhang in einen der Heuschober geraten war, wusste er anschließend selbst nicht mehr. Umso besser konnte er sich an ihre weichen Hände und ihr schönes Gesicht erinnern und noch mehr an das, was er nicht einmal in Gedanken zu benennen wagte.
Als er am nächsten Morgen erwachte, war er ein
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