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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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hatte.
    Am dritten Festabend bewahrheiteten sich ihre bösen Ahnungen auf die fürchterlichste Art. Die laubgeschmückten Sessel von Alde und Sigurd standen im Rittersaal. Anfangs war die Freude an diesem Abend noch größer, da man endlich das Paar bei sich hatte und damit auch die sarazenischen Lautenspieler und Sänger, die in Forsvik wohnten.
    An diesem Abend war Birger aber besonders finster und trank noch mehr als sonst. Niemand außer Ingrid Ylva ahnte die Gefahr. Anschließend ärgerte sie sich darüber, gezögert und nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben. Es war jedoch auch im Nachhinein schwer zu sagen, wie sie ihn hätte retten sollen.

    Es begann damit, dass er sein leeres Weinglas plötzlich Gurmund, dem Vater von Sigurd und Oddvar, entgegenstreckte. Er solle ihm rasch nachschenken. Einen Augenblick lang schien Gurmund gehorchen zu wollen, aber da legte ihm Oddvar eine Hand auf den Arm und sagte mit gleichmütiger Stimme zu Birger, Sigurd und sein Vater seien Gäste wie alle anderen auch, und es gäbe genug Gesinde, das ihn bedienen könne.
    Birger entgegnete daraufhin laut und frech, ein alter Leibeigener wie Gurmund sei es doch wohl gewohnt, Folkungern zu dienen, wie im Übrigen auch seine Nachkommen Orm und Sigge. Er sagte ihre alten Leibeigenennamen hart und laut, worauf es im Saal vollkommen still wurde. Alle warfen ihm entsetzte Blicke zu.
    Sigurd saß auf seinem laubgeschmückten Sessel am anderen Ende der Tafel, aber auch er hatte alles gehört. Da er der hitzigere der beiden Brüder war, konnte er sich nicht beherrschen. Schließlich hatte er auch jahrelang auf der Kriegsschule den Befehl über Birger geführt. Laut sagte er, Abstammung sei ihm gleichgültig, erst seine Taten zeichneten einen Mann aus. Wer nicht einmal goldene Sporen trüge, solle sich Brüdern gegenüber, die von einem König zu Rittern geschlagen worden seien, nicht aufspielen. Ein Ritterschlag sei sicher mehr wert, als ohne eigenen Verdienst und ungewollt von einer hochadeligen Mutter geboren worden zu sein.
    Birger tat jetzt so, als würden diese Worte seine Mutter Ingrid Ylva kränken, und erwiderte, dass Leute, die kaum wüssten, von welchem Leibeigenen sie abstammten, vorsichtig sein sollten, sich über die Ehre einer Mutter zu äußern, denn hinter ihm hinge zwischen dänischen Wappen, Fahnen und königlichen Schilden aus Gestilren und Lena sein eigenes Schwert, das einmal
Arn Magnusson gehört und noch keine Niederlage erlebt habe.
    Die Drohung, gegen Ritter Sigurd, Forsviker gegen Forsviker, das Schwert zu ziehen - denn so verstanden alle die Worte Birgers, obwohl er betrunken war und undeutlich sprach -, ging dann doch zu weit. Ein großer Streit war nicht mehr zu vermeiden. Bald standen sich Birger und Oddvar an der Tafel und Sigurd an der Schmalseite gegenüber und beschimpften sich lautstark. Das endete erst, als Ingrid Ylva einige ältere Krieger, die mit der Sache nichts zu tun hatten, darum bat, Birger unverzüglich ins Freie zu befördern.
    Birger fluchte, trat und schlug um sich, als sie ihn übermannten. Auf dem Weg zur Tür schrie er, die Söhne eines Leibeigenen seien von nun an bis ans Ende seines Lebens seine bitteren Feinde. Solange sie auf Forsvik lebten, würde er nicht mehr seinen Fuß dorthin setzen. Außerdem, das war das Letzte, was man hörte, forderte er sein Schwert zurück. Er schrie noch etwas über Ungerechtigkeit, dann schlug die Tür schwer hinter ihm zu.
    Anschließend war die Verärgerung im Rittersaal von Forsvik groß. Jemand scherzte über die Probleme, die solche Heißsporne damit hätten, drei Tage hintereinander zu trinken. Bei zu viel Wein käme der Verstand abhanden. Aber keine dieser Entschuldigungen brachte Aldes Tränen zum Versiegen. Und Tränen bei einer Verlobung waren das Schlimmste, was man sich vorstellen konnte.
    Am nächsten Morgen war Birger verschwunden.
    Ingrid Ylva bestieg mit der Königinwitwe Cecilia Blanka das Schiff des Königs, das an den Landungsbrücken von Forsvik lag, und fuhr nach Näs. Sie wollte Birger und sich etwas Zeit zum Nachdenken geben, bevor sie ein paar deutliche Worte an ihn zu richten gedachte.

    Daraus wurde jedoch nicht viel, als sie drei Tage später nach Ulvåsa kam. Birger schämte sich, versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen. Er war unwirsch, ging ihr aus dem Weg und ließ sich bei seinen Übungen mit Knut nicht stören.

    In diesem Sommer besuchten Birger und Knut viele Hochzeiten sowohl in Nordanskog als auch in Sunnanskog.

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