Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Und wie sie es vereinbart hatten, gewannen sie abwechselnd die Junkerspiele. Mit einer Ausnahme. Eigentlich hätte Knut gewinnen sollen und stieß unter den Jünglingen auf einen Forsviker. Er war so alt wie Birger und hieß Aunund Gunlaugsson. Er stammte aus dem norwegischen Teil Dalslands, war aber mütterlicherseits Folkunger. Da geriet Birger wahnsinnig in Wut und versuchte nicht nur zu siegen, sondern auch Aunund zur schwarzen Rübe zu machen, indem er ihn stets als Ersten aufrief. Das glückte ihm auch, obwohl das vielleicht mehr Ibrahims Verdienst war als sein eigener.
Zu Beginn des Herbstes zwischen Brynulf und Bartel, mitten in der geschäftigen Erntezeit, als auf der Königsburg Näs alles ruhig war und es dort kaum Gäste gab, ritten Birger und Knut hoch erhobenen Hauptes auf den Burghof und verlangten Audienz beim König.
König Erik, dem man ihre Ankunft gemeldet hatte, erschien in vollem Ornat und ließ sich einen Sessel bringen. Dann nahm er mit strenger Miene Platz und ließ die beiden Junker vortreten. Diese senkten ihr linkes Knie.
»Wir, Erik, der König Götalands und Svealands, gaben Euch eine anstrengende Aufgabe, die Ihr im vergangenen Jahr erfüllen solltet. Habt Ihr meinen Wunsch erfüllt?«, fragte der König laut und mit harter Stimme.
»Ja, Eure Majestät, wir haben unser Allerbestes getan«, antwortete Birger.
»Ist das auch Eure Meinung, Junker Knut?«, fragte der König in demselben barschen Tonfall.
»Ja, Eure Majestät. Wenn es Euch gefällt, können wir es Euch vorführen«, entgegnete Knut.
»Gut«, nickte der König. »Worte sind Worte, aber Taten sind wahrhaftiger. Lasst uns daher sofort Euren kläglichen Kampf, den Ihr vor einem Jahr hier auf unserem Hof begonnen habt, fortsetzen!«
Wenn der König sofort sagte, bedeutete das nichts anderes. Wenig später standen sie sich mit Schild und Übungsschwert auf dem Burghof gegenüber.
Viele waren auf den Burghof gekommen, um dem unerwarteten Schauspiel beizuwohnen, das bald Verblüffung und Bewunderung bei den Zuschauern hervorrief. Denn Birger und Knut hatten diese Vorführung genauestens einstudiert. Knut tat einmal so, als würde er sein Schwert verlieren, und verteidigte sich daraufhin so geschickt mit seinem Schild, dass die Augen der Zuschauer nicht immer folgen konnten. Einmal schien ihn Birger in die Ecke gedrängt zu haben und zielte auf seine Beine. Knut sprang jedoch über das pfeifende Schwert hinweg und drosch Birger seinen Schild auf den Kopf. Gleichzeitig gelang es ihm, sein verlorenes Schwert wieder von der Erde aufzuheben. So ging es immer weiter, es war zwar kein echter Kampf, aber das Tempo und die Kraft waren so groß, dass der Beifall der stetig wachsenden Zuschauerschar immer mehr anschwoll.
Es kam Knut so vor, als hätte er sich in einem einzigen Jahr aus einem trägen und behäbigen Kämpfer aus Nordanskog in einen Meister nach Folkungerart verwandelt. Für Leute, die sich mit dieser Kunst auskannten und
sich daran erinnerten, wie es beim letzten Mal ausgesehen hatte, war sonnenklar, wie nachsichtig Birger Magnusson ihn behandelt hatte, als sie als Feinde aufeinandergetroffen waren.
Als der König meinte, genug gesehen zu haben, brach er das Spiel ab, rief die beiden Kämpfer, die außer Atem geraten waren, zu sich und befahl ihnen niederzuknien.
»Ritter sind nicht nur Männer, die große Taten im Krieg vollbringen«, begann König Erik feierlich. »Ritter sind Leute, die ihrem König gehorchen, die für ihren König, für den Frieden im Reiche und in der Nachfolge Christi für das Gute gegen das Böse kämpfen. Ritter sind auch Leute, denen die Eintracht des Reiches wichtiger ist als der eigene Vorteil und die dafür harte Arbeit leisten. Ein Mann, der uns nahestand und der in der schwersten Stunde des Reiches unser Marschall war, lehrte uns, dass auch das belohnt werden muss. Daher bitte ich Euch, Eure geschliffenen Schwerter zu holen und damit zu mir zurückzukehren.«
Das brauchte der König nicht zweimal zu sagen. Rasch wie Hermeline holten sie ihre Schwerter aus Forsvik-Stahl, zogen sie auf Befehl des Königs und knieten dann wieder vor ihm nieder.
»Ich will, dass Ihr Eurem König drei Dinge schwört«, sagte König Erik in einem neuen und freundlicheren Tonfall als zuvor. »Das erste ist Treue, das andere ist sapientia und das dritte ist fortitudo . Schwört mir das mit beiden Händen auf dem Schwert.«
Birger und Knut schworen diesen Eid, ohne zu blinzeln. Anschließend zog der König
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