Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
des Bischofs. Er war mit Blut im Urin eines ebenso elenden Todes gestorben wie der König.
So überlegten sie eine Weile hin und her, aber Königinwitwe Cecilia Rosa kam dennoch zu dem Schluss, ein böser Verdacht ändere nichts an der Wirklichkeit und erweckte ihren Sohn König Erik auch nicht wieder zum Leben. Einen Erzbischof konnte man nicht beschuldigen, durch Zauberei einen Mord begangen zu haben. Alle wussten, dass zwischen dem Gastmahl beim Erzbischof in Linköping und dem Tod auf der Königsburg Näs eine Woche verstrichen war. Wer vergiftet wurde, brach meist schon kurz nach der Mahlzeit schreiend und blau im Gesicht zusammen. Was nun zu geschehen hatte, konnte man nur dem Herrgott anempfehlen. Das Schlimmste, was sich denken ließ, einen Krieg im Reiche, würde dieser Valerius schon nicht anzetteln können, denn dafür waren die Folkunger zu stark.
Dabei blieb es. Nichts schien Cecilia Blanka dazu bewegen zu können, die Pläne für ihren Lebensabend zu ändern. Sie wollte nach Riseberga.
Cecilia Rosa nahm ihr das Versprechen ab, zumindest einige Zeit auf Forsvik zu verbringen, da sie auf ihrer Reise ohnehin dort vorbeikam, damit sie sich ausführlich voneinander verabschieden konnten.
Ingrid Ylva war dieses Mal die Einsilbigste der vier gewesen, denn widersprüchlichste Gefühle erfüllten sie. Wenn ihre eigene Familie, die Sverker, entgegen jeder Wahrscheinlichkeit doch noch die Königswürde erlangten, wäre das für sie und ihre Söhne nur von Vorteil. Denn auch die Sverker würden die Krone nur mit Hilfe der Folkunger behalten können. Das war die eine Sache.
Die andere Sache war, dass sie fest entschlossen war, in Erfahrung zu bringen, ob das Land einen Erzbischof besaß, der sich des Giftmordes schuldig gemacht hatte. Wenn dem so war, so verspürte sie nur geringe Lust dazu, mit ihm um das erste Bischofsamt für ihren Sohn Karl zu verhandeln.
Der letzte gemeinsame Abend der Witwen fiel ungewöhnlich kurz aus.
Zu Hause in Ulvåsa sann Ingrid Ylva wie besessen darüber nach, ob der Erzbischof womöglich ein Giftmörder sei. Nach zwei Tagen kam sie zu dem Schluss, dass sie allein wohl kaum der Wahrheit auf den Grund gehen könne. Ein solches Wissen war weder durch Nachdenken noch, wie manche zu denken schienen, durch nächtelanges Saufen und Schwadronieren zu erwerben. Sie musste die einzigen Personen auf Ulvåsa aufsuchen, die wirkliche Kenntnisse über das Böse, aber auch über das Gute in Gottes Natur besaßen, Jorda und Vattna im Haus am Ufer.
Sie wusste jedoch nicht recht, wie sie ihnen den Fall vortragen sollte. Sie war diejenige, die auf Ulvåsa das Sagen hatte, und falls es sich herumsprach, dass sie sich darüber erkundigt hatte, wie ein heimtückischer Giftmord begangen werden könne, würde das zu großem Unglück
führen. Eine Erklärung, warum sie diese Kenntnisse einhole, würde es auch nicht besser machen. Sie hegte sicher nicht als Einzige den Verdacht, dass der König keines natürlichen Todes gestorben war.
Schließlich fasste sie sich dann doch ein Herz und suchte Jorda und Vattna auf, die gerade damit beschäftigt waren, Pilze zu putzen, die in einem großen Haufen auf dem Fußboden lagen.
Der Anblick von Menschen, die sich frohgemut mit diesem Schweinefraß beschäftigten, bereitete Ingrid Ylva Übelkeit. Pilze aß man nur nach mehrjähriger Missernte und wenn großer Hunger im Land herrschte. Und schließlich wussten doch die meisten, dass die Ernährung durch Pilze selbst für einen unterernährten Menschen eine unsichere Überlebensstrategie darstellte. Schlimmstenfalls konnten sie den Tod herbeiführen, bestenfalls kam man mit ein paar Tagen Fieber und Durchfall davon.
Ingrid Ylva war jedoch so neugierig, dass sie, gleich nachdem sie auf einem Hocker Platz genommen hatte, Fragen über Pilze stellte. Jorda und Vattna erzählten bereitwillig, dass allein gute Kenntnisse ermöglichten, bei Pilzen leckeres und stärkendes Essen von schlechtem und tödlichem zu unterscheiden. Die gelblichen Pilze, die aussähen wie eine umgedrehte Kutschermütze, seien die schmackhaftesten, erzählte Jorda und hielt eine Handvoll davon hoch, damit Ingrid Ylva an ihnen riechen konnte. Man könne sie in Schmalz gebraten auf Brot essen, in die Suppe tun oder getrocknet für den Winter einlagern. In dem Haus der beiden Frauen hingen bereits unzählige Pilze an Fäden an der Decke. Wie die Eichhörnchen könne man sich so einen guten Wintervorrat anlegen, wenn man nur von dem göttlichen
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