Der Kreuzritter - Rückkehr - Riket vid vägens slut
einer nach dem anderen wieder bewegt werden, und dazu war viel Geduld nötig. Was die Sprache anging, so gab es nur eine Übung: das Reden. Man sollte sich nie im Dunkeln verkriechen und aufhören, sich zu bewegen, weil man sich seiner Ungeschicktheit schämte. Dadurch wurde alles noch schlimmer.
Jussuf, der jüngere der beiden Heilkundigen, ging einen Augenblick nach draußen und kam mit einem runden Stein zurück, der etwa halb so groß wie eine geballte Faust war. Er gab ihn Arn und erklärte dann, dass Al Ghoutis verehrter Vater innerhalb einer Woche wieder in der Lage sein würde, diesen Stein mit der schwachen linken Hand
über sein Knie zu heben, ihn in die gesunde rechte Hand und anschließend zurück in seine kranke Hand zu legen und am Ende von neuem zu beginnen. Er dürfe nur nicht aufgeben. In einer Woche würden sie dann mit der nächsten Übung beginnen. Das Wichtigste seien Übung und Willensstärke, die stärkenden Kräuter stünden an zweiter Stelle.
Das war alles. Die beiden Ärzte verbeugten sich erst vor Arn, dann vor seinem Vater und gingen schweigend davon.
Arn legte den Stein in die linke Hand seines Vaters und erklärte die Übung noch einmal. Herr Magnus versuchte es, aber ließ den Stein sofort fallen. Arn legte ihn in seine Hand zurück. Sein Vater ließ ihn erneut fallen und zischte etwas Wütendes, wovon Arn nur das Wort »Fremdlinge« verstand.
»Sprecht nicht so mit mir, Vater, sagt das noch einmal mit klaren Worten. Ich weiß, dass Ihr das könnt, so wie ich weiß, dass Ihr alles versteht, was ich sage«, meinte Arn und sah seinem Vater ernst in die Augen.
»Es nützt … nichts … auf Fremdlinge … zu hören«, sagte daraufhin sein Vater mit einer Anstrengung, die seinen Kopf zittern ließ.
»Da habt Ihr Unrecht, Vater«, erwiderte Arn. »Das habt Ihr gerade selbst bewiesen. Die beiden Heilkundigen haben gesagt, dass Ihr die Sprache zurückbekommen könnt, und Ihr habt soeben mit mir gesprochen. Jetzt wissen wir beide, dass sie Recht haben. In der Heilkunst zählen diese beiden Männer zu den Besten, die mir im Heiligen Land begegnet sind. Beide standen im Dienst der Tempelritter, deswegen haben sie mich auch begleitet.«
Darauf erwiderte Herr Magnus nichts, sondern nickte nur und gab damit zu, sich zum ersten Mal seit drei Jahren selbst widersprochen zu haben.
Arn legte den Stein in die linke Hand seines Vaters zurück und sagte fast im Befehlston, dass er nun die Übung machen solle, die die Ärzte erklärt hätten. Herr Magnus machte einen halbherzigen Versuch, ergriff dann aber den Stein mit seiner rechten Hand, hob ihn über den Fußboden und ließ ihn los. Arn hob ihn lachend hoch und legte ihn seinem Vater in den Schoß.
»Sagt mir, was Ihr über das Heilige Land wissen wollt, dann erzähle ich es Euch«, sagte Arn und ließ sich vor seinem Vater auf die Knie sinken, so dass er mit ihm auf Augenhöhe war.
»So … kannst du … nicht lange sitzen«, sagte Herr Magnus angestrengt, aber mit einem schiefen Lächeln, denn sein einer Mundwinkel hing herab.
»Ihr könnt Euch sicher nicht vorstellen, wie abgehärtet meine Knie durch das Gebet sind, Vater«, entgegnete Arn. »Ein Krieger Gottes muss im Heiligen Land viel beten. Aber sagt mir jetzt, was ich erzählen soll, dann will ich das tun.«
»Warum haben wir … Jerusalem verloren?«, fragte Herr Magnus und hob im selben Augenblick den Stein die halbe Strecke bis zu seiner gesunden Hand, ehe er ihn verlor.
Vorsichtig legte Arn seinem Vater den Stein wieder in die kranke Hand und sagte, er wolle gern erzählen, wie Jerusalem verlorengegangen sei, aber nur unter der Bedingung, dass sein Vater währenddessen mit dem Stein übe.
Es fiel Arn nicht schwer, seine Erzählung zu beginnen. Über nichts hatte er mehr nachgedacht, was die unergründlichen Wege des Herrn betraf, als über die Frage, warum die Christen mit dem Verlust Jerusalems und des Heiligen Grabes bestraft worden waren.
Wegen ihrer Sünden, so viel war Arn inzwischen klar. Und dann erzählte er ausführlich von diesen Sünden, von einem Patriarchen der Heiligen Stadt Jerusalem, der zwei Bischöfe hatte vergiften lassen, von einer herumhurenden Königinnenmutter, die erst den einen, dann den anderen ihrer frisch aus Paris eingetroffenen Liebhaber zum Oberbefehlshaber der christlichen Armee gemacht hatte, von habgierigen Männern, die für Gottes Sache zu kämpfen vorgegeben, aber in Wirklichkeit nur geplündert, gestohlen, gemordet und gebrandschatzt
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