Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
schwarz.
Auf den besten Plätzen der großen Tafel saß die königliche Familie, umgeben von den Grundbesitzern und weltlichen Burgherren, die ihr nahestanden. Quer zur großen Tafel standen an den beiden Enden kleinere Tische. An dem einen saßen Männer aus Antiochia und Tripolis mit Prinz Bohemund und Graf Raimund in der Mitte.
Am zweiten Tisch saßen die Templer und Johanniter. Hier hatte es jedoch gegenüber früheren Veranstaltungen eine Veränderung gegeben: Arn hatte dafür gesorgt, dass die Zahl der Templer und Johanniter genau gleich war und dass sie sich auf den Plätzen abwechselten. Er selbst saß mit dem Großmeister der Johanniter, Roger des Moulins, in der Mitte. Diese Veränderung erweckte Aufsehen, weil die Templer bisher immer betont hatten, dass Johanniter bei ihnen nicht gern gesehen waren.
Roger des Moulins gegenüber erklärte Arn, dass er den unfreundlichen Wettstreit mit den Johannitern nie verstanden hätte. Er selbst sei als Gast auf der Johanniterburg Beaufort sehr gut behandelt worden, und ihm sei beim Abtransport seiner Verwundeten alle Hilfe zuteilgeworden. Möglicherweise führte er diese harmlosen Gründe
für seine demonstrativ freundschaftliche Geste den Johannitern gegenüber an, weil er es ihrem Großmeister überlassen wollte, einen weiteren und größeren Schritt zur Annäherung beider Orden zu machen. Der Zusammenhalt der besten Ritter der Christenheit war wichtiger als je zuvor.
Roger des Moulins nutzte, genau wie Arn gehofft hatte, bald die Gelegenheit, um sich ernsthaft mit ihm zu unterhalten. Sie aßen dabei Lamm und Gemüse und tranken Wein, und es hatte von außen den Anschein, als würden sie sich über Belanglosigkeiten unterhalten, wie man das sonst beim Essen tat.
Roger des Moulins deutete auf die königlichen Plätze an der großen Tafel und meinte, dort säßen die Männer und insbesondere die Frauen, die den Untergang des Heiligen Landes in sich trügen. Als wollte er beweisen, wie recht der Großmeister der Johanniter hatte, stand der Patriarch Heraclius genau in diesem Augenblick auf und setzte sich mit überschwappendem Weinglas und laut schwadronierend auf den leeren Platz des Königs neben seine ehemalige Geliebte Agnes de Courtenay.
Die beiden hohen Ordensbrüder warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Danach nahm Arn sofort Roger des Moulins’ Vorschlag einer Annäherung auf und meinte, dass den beiden geistlichen Ritterorden eine immer größere Verantwortung für das Heilige Land zukomme, da es um den königlichen Hof so schlecht bestellt sei. Deshalb mussten sie Kleinigkeiten so schnell wie möglich beilegen, um was für Zwistigkeiten es sich auch handeln mochte.
Roger des Moulins stimmte ihm sofort zu und ging sogar einen Schritt weiter. Er schlug vor, dass so bald wie möglich ein Treffen zwischen den höchsten Ordensbrüdern der Templer und der Johanniter stattfinden solle. Als
sie sich auf diesen entscheidenden Punkt geeinigt hatten, stellte Arn die verstohlene Frage, was Roger des Moulins über den unerwarteten Tod Arnoldo do Torrojas in Verona wisse.
Der Großmeister schien von diesem abrupten Wechsel des Gesprächsthemas überrumpelt. Lange saß er schweigend da und warf Arn einen forschenden Blick zu. Dann sagte er geradeheraus, dass er sich mit Arnoldo auf jener Reise in den meisten Fragen einig gewesen sei, was die Zukunft des Heiligen Landes angehe. Sie hätten auch die alten Streitigkeiten zwischen den Templern und Johannitern beilegen wollen, über die sie soeben gesprochen hätten. Ständig seien sie jedoch von Heraclius’ kindischen Tiraden gestört worden, dass derjenige, der sich weigere, alle Sarazenen zu vernichten, feige sei. Noch schlimmer sei gewesen, dass der gottlose Hurenbock die Frechheit besessen habe, zu sagen, Roger des Moulins und Arnoldo do Torroja stünden dem Willen Gottes im Weg und würden als Verräter und Ketzer hoffentlich bald diese Welt verlassen.
Da Arnoldo do Torroja tatsächlich wenig später diese Welt verlassen hatte, und zwar auf eine Art, die kaum auf Gottes Willen schließen ließ, hatte Roger des Moulins ganz besonders darauf geachtet, was er in Gesellschaft des Erzsünders Heraclius aß und trank. Er hatte nämlich einen bestimmten Verdacht und fragte deshalb auch Arn, ob dieser etwas wisse, was mehr Licht in diese Sache bringen könne.
Arn war zwar vom Heiligen Vater die Schweigepflicht auferlegt worden, aber er fand trotzdem eine Antwort.
»Meine Lippen sind versiegelt«, sagte er.
Roger
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