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Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren

Titel: Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren Kostenlos Bücher Online Lesen
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dergleichen. Aber wisst Ihr, Pater, was mit den Juden geschah, als unsere christlichen Brüder die Stadt befreiten?«
    »Nein, aber Eurer Frage entnehme ich, dass es nichts Gutes gewesen sein kann.«
    »Ganz richtig. Alle Juden flüchteten sich in die Synagoge, als unsere Befreier in die Stadt strömten. Dort wurden sie verbrannt, alle miteinander, Männer, Frauen und Kinder.«
    »Das könnt Ihr nicht dadurch wiedergutmachen, dass Ihr einem weiteren Irrglauben gestattet, neben dem Grab Gottes sein Unwesen zu treiben«, meinte Pater Louis nachdenklich. »Was habt Ihr dem Oberrabbiner geantwortet?«
    »Ich habe ihm mein Wort gegeben, dass die Juden beten können, so viel sie wollen, solange ich Meister von Jerusalem bin«, antwortete Arn schnell.
    Dem Schweigen des Großmeisters entnahm Pater Louis, dass dieser keine Einwände hatte, was Arn de Gothias kühnen und eigenmächtigen Beschluss in dieser Frage anging. Seine Haltung war konsequent, das sah Pater Louis sofort ein. Die Frage, welcher Irrglaube der schlimmere sei, der jüdische oder der sarazenische, war von untergeordneter
Bedeutung. Aber damit würde er beim Heiligen Stuhl auf wenig Verständnis stoßen.
    »Wenn mein hoher Auftraggeber der Meinung sein sollte, dass Euer großzügiges Versprechen an die Juden nicht rechtens ist, was würdet Ihr dann tun?«, fragte Pater Louis langsam und nachdrücklich.
    »Wir Templer gehorchen dem Heiligen Vater und nur ihm. Dem, was er beschließt, gehorchen wir bedingungslos!«, antwortete Arnoldo do Torroja hitzig.
    »Unser ehrwürdiger Patriarch hat sich bereits über die Gebete der Sarazenen beschwert«, meinte Arn, der ein Lächeln nur schwer unterdrücken konnte. »Er sagt, dass die Gebetsrufer seinen Nachtschlaf stören. Eine solche Behauptung dürfte jedoch gerade in seinem Fall übertrieben sein.«
    Bei dieser Anspielung auf den nächtlichen Lebenswandel des Erzsünders musste Pater Louis lachen. Das war möglicherweise Arns Absicht gewesen. Die ernste Stimmung war jedenfalls verflogen.
    »Ich muss zugeben, dass ich dankbar bin, dem Heiligen Vater gehorchen zu müssen und nicht einem gewissen Patriarchen«, meinte Pater Louis lachend. »Aber sagt mir, mein lieber Arn, hofft Ihr nicht, in achthundert Jahren auch die Juden bekehren zu können?«
    »Ich glaube, die Juden sind eine härtere Nuss«, antwortete Arn in dem unbeschwerten Ton, der soeben aufgekommen war. »Aber an dieser Sache hängt noch mehr. Die Juden haben in Bagdad, der Stadt des Kalifen, eine besonders starke Stellung. Der Kalif ist das Oberhaupt Saladins, und er hat viele jüdische Ratgeber …«
    »Der Kalif?«, unterbrach ihn Pater Louis.
    »Ja, der Kalif. Es heißt, er sei der Nachfolger des Propheten Mohammed, der Friede sei … Entschuldigung.
Also, der Nachfolger Mohammeds hat Saladin bisher immer nur halbherzig unterstützt. Was wir wirklich nicht gebrauchen können, ist ein mächtiger Anhänger des Dschihad in Bagdad.«
    »Es ist also klug, die Juden an der westlichen Mauer beten zu lassen, um bei den Sarazenen für Zwietracht zu sorgen. Meint Ihr das?«, fragte Pater Louis mit gerunzelter Stirn. Er sah plötzlich ein, dass er von einigen Dingen, die für die anderen selbstverständlich waren, nichts verstand.
    »Ja«, sagte Arn. »Aber es geht um noch mehr. Unsere eigenen heiligen Kreuzzüge, unser Heiliger Krieg begann, weil unseren Pilgern der Zutritt zum Heiligen Grab verwehrt wurde. Was geschieht nun, wenn die Juden des Kalifen wie auch die sarazenischen Irrgläubigen in unserer Stadt beten dürfen? Denkt nach, Pater, und vergesst nicht, was Euer und mein größter Lehrmeister, der heilige Bernhard, über die Juden gesagt hat: ›Wer einen Juden schlägt, der schlägt Gottes Sohn.‹ Was ich meine, ist ganz einfach. Wir wollen diese Stadt in alle Ewigkeit behalten. Was kann da klüger sein, als den Dschihad unserer Feinde, ihren Heiligen Krieg, unheilig zu machen?«
    »Seid Ihr, Arnoldo, ebenfalls dieser Meinung?«, fragte Pater Louis vorsichtig.
    »Ja, aber das ist eine Sache, über die man wirklich lange nachdenken muss«, antwortete Arnoldo do Torroja, ohne zu zögern. »Entschuldigt, Pater, aber man muss eine ganze Weile in Outremer gelebt haben, um das richtig zu verstehen. Ich selbst habe mich hier dreizehn Jahre lang geschlagen, mein Freund Arn bedeutend länger. Wir wissen beide, dass Männer wie Saladin und auch seine Nachfolger mehr Krieger aufbieten werden, als wir auf Dauer
erschlagen können, insbesondere seit Saladin fast

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