Der Kreuzritter - Verbannung - Tempelriddaren
angegriffen zu werden. Rainald machte reiche Beute und tötete viele Christen.
Mit seinem Diebesgut wurde er von Majd al-Din von Aleppo gefangen genommen. Endlich kam er dorthin, wo er hingehörte: in eines der Gefängnisse dieser Stadt.
Natürlich wollte kein Christ einen Mann wie Rainald aus der Gefangenschaft in Aleppo auslösen, denn nun war man endlich vor ihm sicher. Damit hätte die Geschichte von Rechts wegen ihr Ende finden sollen.
Hier unterbrach Prinz Bohemund seine Erzählung, trank mit einem ironischen Lächeln seinem Freund Graf Raimund zu und erklärte, eigentlich sei dieser an allem schuld.
Raimund lachte, schüttelte den Kopf und meinte, das sei wahr und auch wieder nicht wahr.
Das, worauf sein Freund angespielt habe, sei im Krieg vor zehn Jahren geschehen. Saladin hatte damals noch längst nicht alle Sarazenen geeint, und es galt, ihm so viele Schwierigkeiten zu machen wie möglich. Als damals, im Jahr 1175, eine von Saladins Armeen vor den Mauern von Aleppo und eine weitere vor Homs stand, war es
wichtig gewesen, dass ihm nicht beide Städte in die Hände fielen. Graf Raimund hatte daher sein Heer aus Tripolis geschickt, um die Belagerung von Homs zu stören. Saladin sah sich gezwungen, seine Truppen von Aleppo abzuziehen und nach Homs zu eilen. Auf diese Weise konnte Aleppo für viele Jahre vor Saladin gerettet werden.
So weit sei also alles zur Zufriedenheit verlaufen, sagte Graf Raimund mit einem übertriebenen Seufzer. Doch der törichte Gumushlekin von Aleppo war so dankbar, dass er sich den Christen gegenüber erkenntlich zeigen wollte, indem er einige Gefangene freiließ. Einen größeren Bärendienst hätte er den Christen nicht erweisen können und auch Saladin keinen größeren Gefallen. Graf Raimund seufzte noch tiefer, und alle warteten gespannt auf die Fortsetzung.
Unter den Gefangenen, die jetzt als Dank für die Rettung von Aleppo freigelassen wurden, befanden sich Rainald de Châtillon und Agnes de Courtenays unfähiger Bruder Joscelyn!
Der Rest sei allen bekannt, fuhr Graf Raimund fort. Der zu diesem Zeitpunkt bettelarme und von allen klarsichtigen Menschen zutiefst verachtete Rainald de Châtillon zog mit Joscelyn de Courtenay nach Jerusalem, wo beide unverdienterweise bald ihr Glück machten. Erst starb König Amalrik. Sein Nachfolger wurde Balduin IV., obwohl dieser noch ein Kind war. Seine Mutter kehrte an den Hof zurück, wo sie aus naheliegenden Gründen lange Hausverbot gehabt hatte. Also gewann ihr Bruder Joscelyn bald an Einfluss, und Rainald konnte sich mithilfe der bösen Agnes allmählich eine reiche Witwe sichern, und zwar Stéphanie de Milly von Kerak und Montreal im Westjordanland. Damit war der Schurke wieder reich und erneut Burggraf!
Die Frage war nur, wer von dieser Laune des Schicksals am meisten profitierte, der Teufel oder Saladin.
Beide in gleichem Maße, da war man sich bald einig.
In dieser Nacht glaubten die Verschworenen im Quartier der Templer, Rainald unter Kontrolle zu haben. Während es weder dem kränklichen König Balduin noch dem unfähigen Regenten Guy de Lusignan gelungen sei, ständige Verstöße Rainalds gegen die Waffenruhe zu verhindern, werde mit Graf Raimund als Regenten von Jerusalem ein anderer Wind wehen, wie er selbst versicherte.
Beim Stichwort Taugenichtse und Schurken fiel ihm Gérard de Ridefort ein, der seinerzeit rasend und gekränkt den Dienst bei Graf Raimund in Tripolis quittiert hatte, weil er die reiche Witwe, auf die er es abgesehen hatte, nicht bekommen konnte. Daraufhin hatte er Rache geschworen und sich in den Kopf gesetzt, sich den Templern anzuschließen, die - zumindest damals noch - Graf Raimunds schlimmste Feinde gewesen waren. Was sei aus diesem Wirrkopf bei den Templern geworden, wollte Raimund wissen.
Arn entgegnete, dass der selige Großmeister Arnoldo do Torroja Gérard zum Burggrafen von Chastel-Blanc gemacht habe.
Graf Raimund runzelte die Stirn und meinte, dass das für jemanden, der kaum Dienst getan hätte, ein hohes Amt sei. Arn teilte seine Auffassung, meinte aber, dass Arnoldo do Torroja diesen Preis habe zahlen müssen, um Gérard de Ridefort so weit wie möglich von Jerusalem zu verbannen. Außerdem schien Gérard unpassende Freunde bei Hofe zu haben, die man am besten von ihm fernhielt.
Sie unterhielten sich gut gelaunt, bis es draußen hell wurde, obwohl es gerade die dunkelste Zeit des Jahres war und die Sonne erst sehr spät aufging.
In dieser Nacht hatte es den Anschein, als
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